almis personal blog

von banausen und sparkassenleitern

so, endlich komme ich dazu, ein bisschen über claus peymanns auftritt am vergangenen mittwoch im extrazimmer zu bloggen.

ich hätte nicht unbedingt gedacht, einmal mit hera lind einer meinung zu sein, aber ich kann mich ihrer einschätzung anschließen, wonach sie einen "kotzbrocken" erwartet und einen charmanten und äußerst sympathischen theaterdirektor kennengelernt hat. nach einer stunde mono – und vor allem dialog wurde mir auch klar, weshalb peymann sooft mißverstanden wird und laufend aneckt. hört man seine aussagen direkt aus seinem mund, mit der gewissen intonation und einem ironischen unterton und sieht man dabei sein augenzwinkern, verändert man als rezipient seinen blickwinkel. auf dem papier wirken seine statements oft hart und unerbittlich. "live" dagegen schelmisch und verspielt. rhetorisch brilliant ist er hier wie da.

peymann erklärt, weshalb berlin vielen theaterleute fad wird – die leute nehmen dort alles hin, sind sehr tolerant, was das theater anbelangt. in wien hat er es geliebt, die leute verblüffen und erschrecken zu können. den widerspruch zu erregen. banausen sind die kritiker hier wie dort (achtung, ironischer unterton ahead!): in berlin sind sie banausen, die ohne theater leben können. in wien dagegen banausen, die ohne theater nicht leben können. sehr gefährlich findet peymann ein theater der manager mit sparkassenleitermentalität, die zu nichts eine meinung haben. gutes theater findet unter kämpfen und schreiduellen statt, weshalb er auch nie eine therapie machen möchte: er möchte sich seinen wahnsinn nicht nehmen lassen.

auf die frage, weshalb er eigentlich nicht in die politik gegangen ist, antwortet peymann, dass die politik heutzutage nur aus kompromissen besteht. da wünscht man sich (achtung, ironischer unterton) die monarchie zurück, wo noch klare und eindeutige entscheidungen getroffen werden. er selbst ein diktator? eher nicht. und räumte dann, einen tag vor dem tod des ex-bundespräsidents waldheim, mit allen gerüchten zu dem damaligen "nackenkuss" auf. waldheim hätte ihn nicht wirklich in den nacken geküsst, er habe sich zu ihm gebeugt und wollte ihm etwas ins ohr flüstern, peymann hatte aber einen luftzug gespürt und ist reflexartig aufgestanden. so kam der unbeabsichtige "kuss" zustande.

eine sehr feine fernsehstunde.

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