morgen wird der literaturnobelpreis vergeben.
und diesmal ist philipp roth erstmals seit jahren nicht haushoher favorit. warum nicht? der sekretär der nobelpreisjury sagt deutlich, dass europa das zentrum der zeitgenössischen literatur sei. nicht die usa, die zu sehr auf massenkultur fokussiert sei. pointiert ist in einem – ziemlich polemischen – focus-artikel zu lesen, dass literaturnobelpreisträger am besten mit verschrobenen politischen äußerungen auftrumpfen sollen oder "komplett aus der welt gefallen sein müssen" (was für eine geniale formulierung!) wie dario fo oder doris lessing.
2004 bekam – völlig überraschend – elfriede jelinek den nobelpreis. eine stunde später wurden im institut der wiener germanistik kopierte zettel mit dieser nachricht aufgehängt, ich glaube, es stand sowas wie "hurra" dabei und unzählige rufzeichen. ein besonderer moment.
die spannung steigt jedenfalls.
Achgott, davon dass hier das Zentrum ist, kann man sich auch nix kaufen. Ich vermisse irgendwie den großen anspruchsvollen Gegenwartsroman.
Wo ist die Bankennovelle? Wer schreibt über den Alltag in Großkanzleien, warum arbeitet niemand die Absonderlichkeiten der Medienwelt literarisch auf, ohne in die Pop-Ecke abzudriften?
Das FAZ-Feuilleton, das ich nur selten aufblättere, meinte irgendwann vor ein paar Monaten, es läge daran, dass die Literaten bei uns zu satt seien. Während Kafka sich noch in die Abgründe der Arbeitswelt begeben musste, um Abendbrot und Schreibmaschinenpapier zu verdienen, würden unsere Schriftsteller heute mit Förderpreisen überhäuft und mit Stipendien gefüttert.
Ich weiß nicht, ob es stimmt. Immerhin wäre es eine Erklärung für den eingangs geschilderten Mangel.
schöne analyse.
die pauschale kritike an den amerikanischen autoren ist ja auch lächerlich. das ist so wie: alle filme, die aus hollywood kommen, sind grundsätzlich mist, wohingegen das europäische kino immer toll ist.
ich mein, gehts noch etwas platter?