almis personal blog

Das Wiener Kriminalmuseum

Weil Weihnachtsferien sind, hab ich Kind und Oma zum Essen und anschließend ins Kriminalmuseum eingeladen. Kriminalmuseum u.a. deshalb, weil wir einen Verwandten in der Familie haben, der in die österreichische Kriminalgeschichte eingegangen ist und dem ein besonderer Platz im Museum gewidmet ist, dem Giftmörder Adolf Hofrichter, seines Zeichens Cousin meines Urgroßvaters (mütterlicherseits)

Aber der Reihe nach, zuerst waren wir essen in der Pizza Quartier. Ich weiß nicht genau, warum sich ein Lokal Pizza nennt und nicht Pizzeria aber egal, sie ist am Karmelitermarkt und so sieht sie aus:

Das ist eine echte Hipster Pizzeria, so wie der ganze 2. Bezirk von einem Freund “jewish Boboville” genannt wird, aber es gibt in dieser Pizzeria auch etwas anderes als Pizza, was ich als Pastafreundin sehr schätze. Dementsprechend hab ich Lasagne gegessen. Eine Hipster Lasagne. Mit einem Hipster selbstgemachten Holundersaft. Ja ok, ich hör schon auf. Es war sehr gut.

Danach ging es ins kaum fünf Minuten entfernte Kriminalmuseum, das erstaunlich gut besucht war – Warteschlange an der Kasse. Die Dame am Empfang warnte uns vor dem Keller des Museums, der sein schon sehr hart und nichts für zarte Gemüter. Ich daraufhin – auf Kind und Oma zeigend: “Die brauchen das eh.” Ich persönlich brauche das ja nicht, aber was will man machen. Am Empfang zahlt man Eintritt und kann sich dazu Audioguides mieten,was wir getan haben. Sie sind sehr ausführlich und nachdem auch die Beschreibung bei den Exponaten ausgesprochen detailliert ist, braucht man sie nicht unbedingt, aber manches hat man (bzw. ich mir) dann doch noch näher anhören wollen.

Kriminalmuseum, Große Sperlgasse 24, 1020 Wien, am 29. Dezember 2022

Das Museum ist, wie auch angesprochen wurde, wesentlich größer, als es von außen wirkt, es hat viele Stiegen, ist also alles andere als barrierefrei und irgendwie als Ganzes gesehen recht creepy. Alles ist alt und etwas modrig und hat diese na ja, einfach angsteinflößende Atmosphäre. Die anheimelnden Bilder helfen da jetzt auch nicht unbedingt (und ehrlich, das was ich hier poste, fällt unter die Kategorie amüsant, es gibt auch Bilder von abgetrennten Gliedmaßen und Ausweidungen). Das Museum wirkt so als hätte jemand wirklich Spaß am Abseitigen, an der Darstellung von Mordwerkzeugen und der Reflexion über Todesarten.

Die Wände sind teilweise in (blut)rot und schwarz gefärbt ja, einfach gruselig. Und der Keller ist tatsächlich nochmal eine Spur schlimmer (Menschenhaut, Menschenköpfe, noch mehr abgetrennte Gliedmaßen), aber wir mussten hinunter, denn unten war auch der Fall Hofrichter dokumentiert. Dazu ein paar Erläurterungen, weil ja Familie (harhar).

Hofrichter war Soldat, der in seinem Regiment nicht befördert wurde und deshalb zum Mörder wurde. Er hat an zehn seiner Kollegen angebliche Potenzmittel verschickt, die allerdings Zyankali enthielten. Ein Soldat nahm die Mittel und verstarb. Um befördert zu werden, hätten fünf Soldaten “ausfallen” müssen und es war mutmaßlich nicht sehr schlau, sich selbst keinen solchen Brief zu schicken, und daher den Verdacht auf sich zu lenken. Außerdem waren die Pakete in Oberösterreich versendet worden und Hofrichter lebte teilweise in Linz. Er wurde 1910 nach einem Indizienprozess zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt – später gestand er. Er wurde 1919 begnadigt und wechselte seinen Namen auf Richter. Meine Mutter hieß allerdings Hofrichter, weil der Rest der Familie hat sich ja nicht umbenannt.

Neben zahlreichen anderen Verbrechen, wie beispielsweise die Tat der “schönsten Mörderin Wiens” Theresia Kandl – deren Geschichte ich schon während meiner Arbeit für Ostfilm kennenlernte, gabs auch relativ viel Platz für Jack Unterweger. Der Prostituiertenmörder, der nach Intervention der (so called) “Kulturschickeria” in Wien vorzeitig aus der Haft entlassen wurden und danach seine Mordserie mutmaßlich fortsetzte, ist prominent vertreten und mit ihm auch seine weißen Cowboystiefel und eine Jacke. Meine Mutter hat die Affäre Lucona vermisst, aber vielleicht haben wir sie übersehen oder sie war nicht blutrünstig genug. Auch die Mädchenmorde in Favoriten in den 1990er Jahren hab ich nicht gefunden, oder aber, das Museum braucht diesbezüglich noch eine Anregung. Wobei das Kind durchaus beeindruckt war und es tatsächlich auch grauslich gefunden hat, yeah, ich dachte nicht, dass das passiereren wird.

Am Ende kann man noch diesen Innenhof bewundern:

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