Gestern hab ich geschrieben, dass Hit Man mir schon gut gefallen hat, aber auch seine Schwächen hat.
Ein Manko des Filmes ist, dass er nach zwei Drittel Laufzeit so etwas wie ein Plot hole hat. Wobei ich nicht weiß, ob das genau der richtige Ausdruck ist, aber jedenfalls passiert etwas, das für mich komplett unlogisch ist. Würde allerdings das in diesem Fall logische passieren, würde der Film an diesem Punkt wohl spannungslos zu Ende gehen, was natürlich dramaturgisch nicht funktioniert. Es ist aber auch schwierig, eine Handlung zu setzen, die einfach – zumindest für mich – überhaupt keinen Sinn ergibt, nur damit die Geschichte weitergeht.
Eine zweite Schwäche ist die weibliche Hauptdarstellerin bzw deren Charakterisierung. Mich wundert es nicht, dass Julie Delpy ihre Texte in der Before-Reihe zum Teil selbst geschrieben hat, denn Linklater hat vielleicht nicht das beste Händchen dafür, eine Frauenfigur facettenreich zu zeichnen. Madison ist natürlich sehr attraktiv, das ist aber kein Grund, sie quasi nur von einem männlichen Blickwinkel aus zu schildern, als wäre sie eine Phantasie von Gary. Madison ist als Figur seltsam unterkomplex. Von Gary erfahren wir quasi alles – vom Grund, weshalb seine Ehe gescheitert ist bis hin zu den Namen seiner Katzen; Madison scheint dagegen überhaupt keine Geschichte vor der Begegnung mit Gary zu haben, keine Eigenschaften, keinen wirklichen Charakter. Sie ist einfach diese hübsche, junge Frau, die irgendwann in Garys Leben tritt und das ist etwas dürftig, auch wenn es sich jetzt um keinen Ingmar Bergmann Stoff handelt.
Ein Thema von Hit Man ist auch, wie sehr und ob Menschen sich ändern können, oder ob sie quasi “stuck in themselves” sind. Ein Thema, mit dem sich Regisseur Linklater bereits länger beschäftigt und das er auch mit Filmen aufarbeitet, die sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren erstrecken. In der Before-Reihe geht es um eine Beziehungsgenese in einem Zeitraum von 18 Jahren, in Boyhood um Coming of Age (über 12 Jahre gedreht), derzeit arbeitet er an dem Film Merrily We Roll Along nach einem Musical von Stephen Sondheim, an dem Linklater jetzt quasi jährlich drehen wird, bis er circa 80 Jahre alt sein wird. Natürlich kann man sich in solchen Mammut-Projekten weitaus besser mit menschlicher Fähigkeit zur Weiterentwicklung widmen als in einer Rom Com, die sich nur über eine Zeitraum von ein paar Monaten erstreckt.
Als Komödie an sich funktioniert Hit Man aber schon gut. Ein Genre mit dem sich der zeitgenössischer Film seit einigen Jahren außergewöhnlich schwertut.
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