Gestern habe ich den ersten Film im Rahmen des Nuovo Cinema Italia Festivals im Votivkino gesehen
Und zwar Lazzaro Felice (Glücklich wie Lazzaro) aus dem Jahr 2018 von Alice Rohrwacher. Es ist der zweite Teil ihrer Trilogie über das rurale Italien. Der erste Teil, Le Meraviglie, aus 2014 sehe ich nächste Woche, den dritten Teil La Chimera (2023), habe ich vor einigen Monaten angeschaut und ihn wirklich hervorragend gefunden.
Alle ihre Filme besetzt Rohrwacher teils mit Laiendarstellern, teils auch mit immer wieder denselben Schauspielern und Schauspielerinnen – bestes Beispiel Rohrwachers Schwester Alba, die auch überregional bekannt ist.
Man denkt sich ja ok, das ländliche Italien der 1980er Jahre, Landarbeiter in verfallenen Häusern, Schmutz, Armut, auch Ungerechtigkeit und Brutaliät, klingt jetzt nicht extrem sexy. Italien sieht hier auch fast nie wie das Italien aus, das wir alle kennen und lieben, keine Spur von Strand, Dolce Vita und Urlaub, ganz im Gegenteil. Die Menschen sprechen eine grobe Sprache, die überhaupt nicht so lieblich ist, wie wir es gewöhnt sind. Will ich mir sowas wirklich im Kino ansehen, ist das nicht eher ein Stoff für eine kritische Dokumentation?
Aber Rohrwacher macht etwas anderes aus der jeweils tristen Ausgangssituation. Sie setzt der harten Realität einen merkwürdigen Zauber entgegen, sie verwendet mehr oder weniger märchenhafte Elemente und erfüllt alles mit zarter Poesie. Sie spielt mit verschiedenen Zeitebenen, lässt sich von Mythen inspirieren und erschafft beeindruckende, zugleich tröstliche Bilder. Und sie regt unsere Phantasie an. Es ist alles traurig und wunderschön gleichzeitig. Das ist eine besondere Gabe, sie ist eine herausragende Regisseurin. Ich habe einmal gelesen, sie sei “the future of cinema”. Und ja, das kann ich mir gut vorstellen.
Soviel einmal vorab, bevor ich mehr über Lazzaro Felice erzähle.


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