almis personal blog

What We Do in the Shadows

Gestern gab es einen Patchworkfamilienausflug ins Kino. Das Votivkino feierte nämlich den 50. Geburtstag das Schauspielers und Regisseurs/Drehbuchautors Taika Waititi unter dem Titel Hari Huritau – was auf Maori soviel wie Happy Birthday heißt. Taika Waititi ist Neuseeländer. Und deshalb sahen wir What We Do in the Shadows, zu deutsch 5 Zimmer, Küche, Sarg. Außer dem Kind haben ihn alle bereits mindestens einmal gesehen – was, glaub ich, auch für die meisten Menschen im Publikum galt.

Bei What We Do in the Shadows handelt es sich um eine Mockumentary. Ein Kamerateam, dem für die Dauer der Dreharbeiten körperliche Unversehrtheit garantiert wurde (harhar), filmt eine WG aus Wellington, die aus vier Vampiren unterschiedlichen Alters besteht. Einer davon, Viago, ist Taika Waititi selbst und in der deutschen Synchro ist er ein Wiener. Wir sahen aber das Original und da ist er aus dem deutschsprachigen Raum, jedenfalls ein etwas naiver Dandy, aber sehr wohlmeinend. Ich mag ihn am allerliebsten. Viago ist etwa 400 Jahre alt, aus Europa der Liebe wegen gekommen. Petyr ist mit über 8000 Jahre der Älteste und richtig furchterregend. Deacon ist jung, noch nicht mal 200 und gilt als Rebell, er war früher auch ein Nazi; und schließlich Vladislav, ein überkandidelter Adeliger aus dem Mittelalter.

MILDE SPOILER!!

Wer sich jetzt denkt: What the fuck?! Oh ja, WTF und es ist so lustig, obwohl mein Interesse für Vampirfilme sonst eher überschaubar ist. Die erste Szene ist schon so genial, als Viago aus seinem Sarg(=Bett) “aufsteht”, man ist sofort in den Film hineingezogen.

Es werden die Probleme einer herkömmlichen WG geschildert – wer macht den Abwasch, vor allem blutiges Geschirr, wer beseitigt den “Müll” etcetera. Es wird gezeigt, wie die Vampire ausgehen, im Bus fahren, in traurigen Fast Food Lokalen sitzen. Die Outfits, die sich mit der tristen Umgebung spießen, sind so göttlich und das Problem bei Vampiren, über das man sich vielleicht noch wenig Gedanken gemacht hat: sie sehen sich nicht im Spiegel. Das bedeutet, sie wissen nicht, wie sie aussehen und deshalb zeichnen sie sich gegenseitig. Sie treffen auf die verfeindeten Werwölfe (wobei ich draufgekommen bin, dass ich über Werwölfe sehr wenig weiß). Außerdem erfährt man, was passiert, wenn Vampire versehentlich Pommes essen und das ist nicht schön. Generell habe ich mir noch nie so viel Gedanken über die recht schwierige Lebensweise dieser Wesen gemacht, wie bei diesem Film, was irgendwie auch interessant ist.

Der Film ist mit 83 Minuten eher kurz, was aber eine ziemlich gute Entscheidung ist, weil das Genre Mockumentary oft relativ schnell nervt, wenn man mal den Clou durchschaut hat. Waititi behilft sich damit, dass der typische Stil a la verwackelte Kamera nicht überstrapaziert wird und, dass auch eine tatsächliche Geschichte erzählt wird, die sogar richtig berührt. Das ist überhaupt das spannende bei diesem Werk, dass von Vampiren erzählt wird und Vampire tun eben, was diese tun, es ist also auch blutrünstig, aber trotzdem ist das so ein totaler Feelgood Film, das ist schon komisch, dass das überhaupt funktionieren kann.

Noch ein paar Worte zum Geburtstagskind: Ich finde ja, er sollte öfters auch schauspielen, er ist mühelos witzig. Seine Filmografie als Regisseur/Drehbuchautor ist ziemlich …eigen. Da gibt es eben diese kleinen Indie-Komödien – What We Do in the Shadows feierte seine Premiere bei Sundance. Dann dreht er aber auch viel für Marvel, Thor usw. was ihm auch einiges an Kritik von den Marvel-Fans einbrachte, weil die Filme halt eine sehr ironische Perspektive haben. Ich finde es aber cool von Marvel, dass sie, wenn sie schon einen solchen Regisseur wählen, ihm dann seine eigene Handschrift lassen. Ansonsten hat das ja keinen Sinn. Und Waititi hat für seine WW2-Groteske JoJo Rabbit den Oscar für das beste Drehbuch erhalten. Alles in allem also recht wenig konsistent, wenn man so will, aber immer mit viel Herz und Menschlichkeit. Sogar bei Vampiren!

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