almis personal blog

Gebrauchsanweisung für den Sommer

Das neue Jahr fängt am ersten Jänner ein, ein bisschen aber auch immer am ersten richtig warmen Wochenende.

Weil das Leben einem vorspielt, es würde einfacher werden, es tatsächlich aber schwieriger wird. Weil alles draußen stattfindet, weil man sich nicht mehr verstecken kann. Weil die Ameisen kommen und die Fliegen, die sich in den Vorhängen verheddern. Weil man wieder die Gespräche der Nachbarn mithört, die man fast vergessen hatte. Weil einem das schlimmste Geräusch des Sommers einfällt, die Lautsprecherdurchsagen im Stadion. Das schief gesungene Son of a Preacher Man und Proud Mary. Weil man konzentrierter hätte schreiben sollen, als es dunkel und kalt war, weil sich das Kino jetzt oft falsch anfühlt. Weil. Weil man sich daran erinnert, wie jemand im Frühling gerochen hat, weil die Sonne einen blendet, weil die Füße schmerzen, von den neuen Schuhen.

Weil man jetzt gut gelaunt sein soll, weil man jetzt Antworten haben soll, weil man schon weiter sein soll als man ist, mit allem. Weil. Weil das erste Grillen das beste ist und das erste Bier und das erste Eis. Weil man nicht weiß, was man anziehen soll, weil es immer etwas anderes ist, in der Früh, zu Mittag und am Abend. Weil alles gleich ist, weil alles anders ist. Weil nach dieser ersten Wärme eine noch größere Wärme kommt. Weil man zu viel sagen will, weil man gar nichts sagen will. Weil man Illusionen hat, weil man nicht verreisen möchte, weil man darauf wartet, dass alle in ihre Autos steigen und aus der Stadt hinaus fahren, weil man an die jungen Frauen an den Bushaltestellen denkt, früher, als man ein Kind war, und an den Bub, der immer mit Krücken gegangen ist, weil man da immer weinen wollte, als man ihn gesehen hat. Weil.

Verflogen

Da trifft man jemanden, den man lange nicht gesehen hat und zuerst ist es ein bisschen eigenartig und schwierig und man hat Angst, dass der andere gleich wieder wegläuft. Aber dann sitzt man nebeneinander und beginnt zu reden und der andere hält die eigenen Hände fest, und alles ist auf einmal gut, vertraut und geborgen.

Und dann läutet der Wecker, weil es ist ein (früher) Formel 1 Sonntag. Schade.

Aber schön wars trotzdem.

Vom Schreiben

Von meiner Freundin L. habe ich einen Jahresvorrat an wunderschönen Notizbüchern (in einer tollen Schachtel) bekommen.

Nachdem das Kind morgen auf Urlaub fährt, werde ich wohl gleich mit dem ersten beginnen.

Hemingway hat mal gesagt, Schreiben sei einfach: “All you do is sit down at a typewriter and bleed.”

Vor dem Typewriter kommt das Notizbuch. Ich könnte keine Poetikvorlesung halten, ich kann nur sagen, dass die Suche nach dem richtigen Wort oder Satz ein Erlebnis ist, das mich fasziniert, manchmal auch ein Abenteuer, oft eine Herausforderung. Ich möchte Eindrücke festhalten, Momente und auch Menschen. Solange ich schreiben kann, sind diese Menschen bei mir und das ist so ein warmes und beruhigendes Gefühl. Daran denke ich diese Woche oft.

Eine schöne Woche

Das war eine schöne Woche.

Ich hatte ziemlich viel zu arbeiten, ein paar relativ heikle Deadlines, war aber dann doch früher fertig als erhofft, worauf mir mein langjähriger Auftraggeber schrieb: “Das war ja wirklich im Eiltempo. Shampoo wie Marko Arnautovic sagen würde.” Harhar

Dann gabs einmal Kebap zu Mittagessen mit dem Kind, selbst gekauft von mir, da keine Zeit zu kochen (siehe oben). Danach hat er mich ein paar Sachen für sein Biologiereferat zum Thema Frühgeburt gefragt – ich mein, wer sollte so ein Referat halten, wenn nicht er. Am Ende meinte er, er könnte jetzt bei der Quellenangabe “Mama” dazuschreiben. Ja, das ist tatsächlich das einzige naturwissenschaftliche Thema, bei dem ich mich wirklich auskenne.

Außerdem hab ich mir zwei Bücher des Drehbuchautors William Goldman bestellt, in denen er über seine Arbeitsweise erzählt, und lese natürlich gerade zahllose Artikel zum Thema: The Oscar – Who will win/Who should win. Das war echt ein herausragendes Filmjahr. Hier eine sehr liebevoll gemachte Montage, die nochmal alle Nominierten in der Kategorie “Best Film” vorstellt, es wird gelacht, es wird geweint, es wird geträumt und philosophiert, es gibt große Gefühle, wie im richtigen Leben:

Und last but not least habe ich diese Woche sehr liebe und aufmerksame Nachrichten von jemanden bekomme, an den ich viel denke und das macht mich so froh, ich kanns gar nicht sagen.

Fleabag revisited

Am Wochenende habe ich mir nochmal die Serie Fleabag – von und mit Phoebe Waller-Bridge- angeschaut. Das schafft man gut, weil es nur 12 Folgen sind. Ich finde es interessant, eine Serie nach einer gewissen Zeit nochmal zu sehen. Interessant war besonders, dass mir beim ersten Mal Sehen die erste Staffel besser gefallen hat, diesmal allerdings eindeutig die zweite.

SPOILER möglich.

Mein Fleabag Poster im Haus

In Staffel 1 hat Fleabag (Phoebe Waller-Bridge) viele kurzlebige und bedeutungslose Affären. Schon in der allerersten Szene schafft Waller-Bridge es, ihre Hauptfigur ungemein vielschichtig zu zeigen, sodass der Zuseher keine Sekunde lang glaubt, dass es sich hier um eine Frau handelt, die völlig skrupel- und emotionslos ist, obwohl ihre scheinbar oberflächliche Lebensweise das vielleicht vermuten lassen würde. Später erfahren wir, dass sie sich schwere Vorwürfe wegen eines Fehlverhaltens ihrerseits macht, das schlimme Folgen hatte. Fleabag wartet also hier auf einen Mann, der sie mitten in der Nacht angerufen hat, ob er vorbeikommen kann und erklärt dem Publikum – eines der Markenzeichen der Serie ist, dass Fleabag mit dem Publikum interagiert – dass sie nun extra geduscht und sich die Beine rasiert hätte, Wein getrunken und jetzt gleich so tun wird, als hätte sie vergessen, dass er vorbeikommt. Sie tut auf supercool, ist aber nervös und gibt das vor dem Publikum auch zu. Das ist total sympathisch. Am Ende der Staffel kann sie endlich mit jemandem reden, der ihr sagt: “Menschen machen Fehler”, was irgendwie eine Selbstverständlichkeit ist, aber manchmal muss man das von jemand anderem hören, um es auch glauben zu können.

Meine allerliebste Folge ist Folge 1 von Staffel zwei, als sich Fleabags Familie zum Abendessen trifft, praktisch die ganze Folge spielt in dem Restaurant. Ihr Vater, dessen Lebensgefährtin, ihre Schwester Claire mit Mann und der Priester, der Fleabags Vater und seine Freundin bald trauen wird. Die toxische Dynamik innerhalb der Familie wird sehr notdürftig durch das gediegene Ambiente unterdrückt bzw neutralisiert. Dazu kommt eine “needy waitdress”, die viel zu viel präsent ist und dauernd helfen will, dabei aber nur zusätzlich Unruhe in die Runde bringt. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie Menschen miteinander reden und dabei ausschließlich Banalitäten austauschen, die aber quasi seitenlange Fußnoten als Subtext haben. Fleabags zukünftige narzisstische Stiefmutter ist over the top freundlich, aber nur um ihren fast schon pathologischen Widerwillen gegen ihre Stieftöchter in spe zu verschleiern; der Vater ist liebenswert-hilflos der Situation ausgeliefert, er bemüht sich zwar, aber er steht zwischen seiner neuen Frau und den Töchtern, mit Tendenz zur neuen Frau. Fleabags Schwester ist ein lieber Mensch, aber in ihrem Perfektionismus gefangen, außerdem will sie es immer allen recht machen; ihr Schwager ist rüpelhaft und laut und der Priester, den Fleabag an diesem Abend kennenlernt, ist so entwaffend menschlich und liebenswert, dass sich Fleabag natürlich in ihn verliebt. Am Ende lösen sich die aufgestauten Emotionen in einer Schlägerei, an der Fleabag natürlich ursächlich beteiligt ist, weil sie es ablehnt, die Fassade weiterhin aufrecht zu erhalten. Als sie mit ihrer Schwester in einem typischen Londoner Cab ins Krankenhaus fährt, sagt die Schwester: “The priest is quite hot” und Fleabag: “So hot!”

Waller-Bridge schreibt so gute Szenen und Dialoge, sowas bewundere ich wirklich sehr, sie schafft auch so interessante (Frauen)figuren. Ja und der “hot priest” wurde dann ein Meme, weil sich herausstellte, dass ihn alle lieben und außerdem ist Andrew Scott noch in anderen Rollen großartig, derzeit in All of us Strangers und bald als Ripley in einer neuen Serie.

Kunsthaus neu

Am Donnerstag war ich mit K. bei der Neueröffnung des Kunsthauses Wien. Spoiler: Wir haben beide keine gröbere Veränderungen wahrnehmen können, außer das eine oder andere Exponat, aber es war freier Eintritt und es war ein schöner Ausflug.

Hundertwasserhaus/Kunsthaus Wien 29. Februar 2024

Eines der ersten Bilder, das wir gesehen haben, trug den Namen “Zwei Kuverts auf langer Reise”, woraufhin K. meinte, das erinnert sie an ihren Weihnachtsbrief an ihre kleine Enkelin, der bis heute nicht angekommen ist, sie sollte wohl ein Foto von dem Bild an die Wiener Post schicken. Harhar. Dann haben wir über Namen von Bildern geredet. K. meint, es wäre eigentlich eine Zumutung, wenn Maler ihren Werken keine Titel geben oder vielleicht noch “Ohne Titel” schreiben, weil man mit Titel soviel mittransportieren kann und das sehe ich absolut genauso.

Die zwei Kuverts

Ich weiß noch als ich das erste Mal im Guggenheim Museum in Venedig war und ein Bild gesehen habe, das sich The sun in its jewel case nannte; der Name hat mich fast mehr beeindruckt als das Bild selbst und Hundertwasser kann das mit den Titeln auch sehr gut. Außerdem kann man von ihm Zitate auf den Wänden lesen wie: “Die gerade Linie ist gottlos” und “Unser wahres Analphabetentum ist das Unvermögen schöpferisch tätig zu sein.”

Auch ein sehr interessanter Titel und Bild:

Dach der Sehnsucht

und:

Wir schlafen vor den Mauern von Pompeji – Eifersuchtsschlaflosigkeit vor den Mauern eines Kampmannglasbaum

“Eifersuchtsschlaflosigkeit” – wer kennt es nicht?! So gut. Auch spannend:

Die Bäume sind die Blumen des Guten

Außerdem kann man im Kunsthaus verfolgen, was Hundertwasser noch so alles gemacht hat, zum Beispiel das Thermenhotel in Bad Blumau und dessen Umgebung gestaltet. Außerdem gibt es Briefmarken von ihm und er hat das Cover der Bibel, des Brockhaus’ und des Stowasser’ auf seine Art und Weise neu kreiert. Der Stowasser ist ja ein Lateinisch-Deutsch Schulwörterbuch und es ist insofern noch interessanter, weil Hundertwasser eigentlich Stowasser hieß. Dann gibt es noch die Pfarrkirche Bärnbach zu sehen und natürlich eine Nachbildung von der Müllverbrennungsanlage Spittelau.

Nach dem Rundgang waren wir noch auf einen späten Mittagskaffee und ein Mittags-Schokocroissant (ich) und haben geredet. Ich bin K. dankbar, dass ich ihr wie eine hängengebliebene Schallplatte immer wieder dasselbe, das mich so sehr beschäftigt, erzählen darf und sie immer einen so bereichernden Blickwinkel darauf hat und mich auf Dinge aufmerksam macht, auf die ich selbst nicht gekommen wäre.

Orient Occident

Die Frühstückslokal Entdeckungsreise geht weiter. In diesem Monat: Das Orient Occident.

Seit unsere Kinder groß genug sind, dass sie nicht mehr im Hof spielen, haben meine Nachbarin A. und ich uns kaum mehr gesehen, dann kam noch Corona und das Leben an sich und man sagt nur noch freundlich “Hallo”, wenn man sich begegnet. Letztens haben wir uns mal wieder zufällig bei der Haustür getroffen und sie hat mich zum Frühstück eingeladen und gefragt ob mir der Naschmarkt zu weit ist. War er mir nicht, ich bin immer froh, wenn ich neue Lokale kennenlerne. Dort habe ich mich (wieder mal) für Eggs Royale entschieden – porchierte Eier mit Räucherlachs, Spinat und Schnittlauch und Sauce Hollandaise auf einem Muffin. Es war herrlich und ausreichend bis zum Abend.

Eggs Royale im Orient Occident am Naschmarkt

Bei den Frühstückerinnen gibt es ja immer bei den Frühstückstests den Eintrag: Dauer bis der erste Cappucino serviert wird. Das sind meistens so drei, vier Minuten. Wenn man jemand wiedertrifft, den man so lange nicht gesehen hat, könnte man die Rubrik erfinden: Dauer bis man zum “Realtalk” kommt, wo man darüber spricht, was einen wirklich beschäftigt. Bis man sich das traut, dauert es jedenfalls deutlich länger als das mit dem Cappuccino, harhar.

Wir haben uns aber auch an früher erinnert, wo wir mit unseren insgesamt vier Kindern vom Haus zur Bücherei Weisselbad gegangen sind und nachdem die Kinder damals 6, 5, 3 und 1 Jahre alt waren, haben wir zweieinhalb Stunden gebraucht, für einen Weg, den eine erwachsene Person im Normalfall in 25 Minuten schaffen kann. Aber alle paar Minuten hat sich ein anderes Kind aus nicht näher bekannten Gründen auf den Boden geworfen, dann waren Proviant kaufen bei Billa, anschließend haben die Kinder bei den Straßenmusikern am Bahnhof Floridsdorf mitgetanzt usw. Ein anderes Mal waren wir im Jänner trotz Jänner stundenlang im Wasserpark, öfter mal bei Regen mit Gummistiefel im Hof, sowie Bioobst und Gemüse kaufen am Acker next door, was man halt so macht mit kleinen Kindern. Jetzt gehen alle Kinder oder eher Jugendliche ins gleiche Gymnasium, in die 6., 4. und 2. Klasse. Dann haben wir noch ein bisschen über andere Nachbarn gegossipt und sie hat erzählt, dass sie am Pulp Konzert in Liverpool war und ich hab ihr gesagt, dass ich der ur Pulp Fan war, mit 18 oder 19 und ich hab ihr von der Pulp-Referenz im Film Saltburn erzählt, aber ich glaub ich hab es nicht gut genug erklärt harhar. Gesprächsstoff gabs jedenfalls genug für fast drei Stunden.

Sie ist dann mit dem Rad nachhause gefahren und ich mit Öffis, wo ich an der Oper vorbeigekommen bin; an dem Tag war Opernball, von dem ich abends aber nicht eine Minute gesehen habe, weil ich lieber ins Kino gegangen bin, aber davon hab ich schon berichtet.

Staatsoper am 8. Februar 2024 mit Red Roof/Carpet

About last weekend

Hidden Kitchen Frühstück als Belohnung für die Woche
Pink Egg Florentine (mit roten Rüben Zeugs), das ich immer esse, wenn mir nicht versehntlich grün gebracht wird (was Erben-Minzzeugs wäre)
Achtung Warnung: Das Eislaufen ist hier lebensgefährlich!
Buzz Quiz oder: endlich ein Playstation Spiel, bei dem ich gut bin, vor allem wenn ich die Kategorie “Theater und Kunst” auswähle, wofür mich alle hassen
Nostalgiekino mit “Lost in Translation” <3
Kinofrühstück all by myself, bröselig und unordentlich, wie ich das mag, harhar

Wie immer alles unbezahlte Werbung!

Das Gute im Menschen

Vor kurzem habe ich einer Freundin von einer Begebenheit erzählt und wollte ihre Meinung dazu hören. Wir beide waren in die Sache nicht persönlich emotional verwickelt, also konnten wir die Lage ja zumindest einigermaßen sachlich beurteilen.

Jedenfalls gibt es dazu eine Meinung A und eine Meinung B. Wenn A stimmt, ist B komplett falsch und vice versa, es gibt keine Grautöne. Ich war Meinung A, sie war Meinung B. Aber sie war nicht nur Meinung B, sie war sofort komplett davon überzeugt, dass sie recht hatte. Da gab es keine Diskussion, das fand ich sehr amüsant. Und dann sagte sie zu mir: “Aber bitte Almi, erhalte dir den Glauben an das Gute im Menschen!” Das fand ich noch amüsanter.

Und dann habe ich mich gefragt: Glaube ich an das Gute im Menschen oder bin ich vielleicht einfach nur naiv? Und glaube ich wirklich an das Gute im Menschen oder will ich nur an das Gute im Menschen glauben? Oder ist das vielleicht eh dasselbe? Die Grenzen sind da insgesamt wohl sehr fließend.

Jedenfalls gab es dann einige Wochen später die Aufklärung des Sachverhaltes und natürlich war Meinung B richtig und das Gute im Menschen hatte zumindest für dieses eine mal versagt.

Priscilla, Elvis und Co., zwei

Ok, also Baz Luhrmann. Seinen Film Moulin Rouge habe ich fast auswendig mitsprechen gekonnt, in einer Phase meines Lebens hat er mir sehr viel bedeutet. Entgegen meiner Erwartungen fand ich es ganz wunderbar, wie Nicole Kidmann und Ewan Mc Gregor in Paris der Jahrhundertwende miteinander singen. Ja, Moulin Rouge ist so überladen und voller Pathos und man kann das auch cheesy finden, gleichzeitig ist es aber auch herrlich selbstironisch und ich war wirklich hin und weg, ich habe ja so einen kleinen soft spot für gegen-den-Strich gebürstete Filmmusicals, mit Menschen, die nicht eigentlich keine Sänger und Tänzer sind (siehe La La Land). Denn eines hat Luhrmann mit Sofia Coppola gemeinsam, er setzt auch gerne moderne Musik in ganz andere Zusammenhänge – in Moulin Rouge mischt er Whitney Houston, Elton John, Sting, Beatles, David Bowie und noch einige andere zusammen und macht dann doch etwas ganz anderes daraus.

Jetzt füllt sein Elvis genau die Leerstellen, die bei Priscilla entstanden sind. Während Priscilla eigentlich fast ausschließlich die schwierige Beziehung zwischen eben Priscilla und Elvis zeigt und sonst wenig aus Elvis’ Leben, beleuchtet das Baz Luhrman Werk die toxische Verbindung von Elvis und seinem Manager Colonel Tom Parker – Tom Hanks angelegt am Rande einer Karikatur. Dieser Colonel kommt bei Coppola nur am Telefon vor, nie im Bild, während er in Elvis quasi der Erzähler ist, der sich unschuldig am Tod von Elvis wähnt, definitiv aber eine ziemlich zwielichtige Rolle in seinem Leben gespielt hat und ganz sicher nicht alle Entscheidungen zu dessen bestem getroffen hat.

Und auch wenn mich Elvis als Person wie gesagt eher weniger interessiert und ich ihm auch in diesem Werk kaum näherkomme, mag ich diesen unverkennbaren Luhrman Stil immer noch, dieses over-the-top, die Kamera, die das Bild einmal im Kreis dreht, seine vielen kleine originellen Ideen – über Gebäuden steht zum Beispiel in riesigen stylischen Lettern, wo wir uns befinden, und auch das Klotzen statt Kleckern, was sonst nicht unbedingt so meines ist. Der Film ist so modern und jetzig, während Priscilla komplett im Stil der späten 60ziger und frühen 70-er verhaftet bleibt. Wie erwartet haben die beiden Filme praktisch gar nichts miteinander zu tun. Aber man bekommt ein umfassenderes Bild, weil der Zugang so unterschiedlich ist.

Viel mehr Parallelen finden sich erstaunlicherweise von Priscilla zu Maestro, von und mit Bradley Cooper. Maestro erzählt ja kaum etwas vom Musiker und Dirigenten Leonard Bernstein – wenn einen die musikalische Komponente ins Kino lockt, ist man bei TAR viel besser aufgehoben – sondern es geht hauptsächlich um die Beziehung zwischen Bernstein und seiner Frau Felicia. Wie wir jetzt alle wissen, war Bernstein bisexuell und hatte nebenbei Beziehungen zu Männern und das ist das Hauptthema des Films. Und eigentlich ist es , wie bei Prisicilla, oft auch ein Film über die Frau an der Seite von einem sehr berühmten Mann, wobei die Problemlage der beiden Ehen natürlich unterschiedlich gelagert ist. Und obwohl der Film Maestro heißt, gilt der erste Monolog in diesem Film Felicia, ebenso das letzte Bild, mit dem man dann das Kino verlässt.