Author: heidi
pazifist
gestern waren wir zum ersten mal im neuen kinderturnen, in einem richtigen turnsaal mit geräten. ganz toll. und wie nervenschonend im vergleich zum start vor einem jahr. unglaublich wie sehr kinder sich in vergleichsweise kurzer zeit entwickeln.
interessant war auch folgendes: ein kleines mädchen hat adrian mit ihrem teddybär einige male – mehr oder weniger sanft – auf den kopf geschlagen. das ist ja als erziehungsberechtiger immer spannend zu beobachten, was das kind dann tut. wehrt er sich? wird er "körperlich"? wie du mir, so ich dir? nun, adrian sagte – bestimmt, und immer lauter werdend: "das ist nicht lustig". aber seine hände kamen nicht zum einsatz.
sehr beruhigend: mein kind ist pazifist. und da soll noch jemand sagen, erziehung funktioniert nicht. harhar.
flamingo, zwei
crossfire ist also die erste single vom album flamingo und zuerst denkt man: hm, naja. aber dann… crossfire ist definitiv ein song, der mit jedem mal hören wächst. ich kenne übrigens praktisch keinen sänger, der die aufforderung "lay your body down next to mine" so rüberbringen kann, dass es nicht lasziv, anlassig, arrogant oder dominant klingt, sondern absolut unschuldig. unschuldig ist flowers auch im dazugehörigen video. da lässt er sich von oscar preisträgerin und killers-fan charlize theron aus allen möglichen gefahrensituationen retten. was man theron auch abnimmt: ihren oscar bekam sie für die darstellung einer mörderin in monster. action-affin gibt sie sich auch in der comicverfilmung aeon flux.
zurück zu flamingo. only the young ist ein hoffnungsvolles und romantisches plädoyer, in dem flowers betont: "only the young can break away – are you looking for a sign, or are you confident?". die dramaturgische klammer zu diesem song stellt the clock was tickin’ dar – ein bittersüßes resümee eines lebens voller träume, die sich nicht erfüllten, vom harten broterwerb für einen großfamilie, wo kein platz für genuß und illusionen ist. daneben die uhr, die unablässig tickt, unbeeindruckt von dem, was passiert. und dennoch: hier und da weicht die resignative stimmung der erkenntnis, dass es auch schöne erinnerungen gibt.
hard enough ist ein duett mit jenny lewis, ein ehrliches lied über die schwierigkeiten einer liebe, einer beziehung. ich mag an diesem song besonders, dass flowers in manche strophen zuviel text packt – mir gefällt die rhythmik dabei. was it something that i said hat etwas von billy joel. vielleicht ein pendant zu scences from an italian restaurant – nur, dass das restaurant bei flowers natürlich in vegas steht und nicht wie bei joel in new york. on the floor kann als religiöses bekenntnis verstanden werden (ist aber dennoch/gerade deshalb hörenswert), playing with fire – ein zwiegespräch zwischen vater und sohn – besticht mit zeilen wie: "that road outside that you’ve been taking home forever, that’ll be same road that i’ll take when i depart."
die reviews mögen zweispältig sein, zuviel killers oder auch zuwenig, zuviel religion und las vegas, zuwenig mut und innovation? mich erreicht brandon flowers, ich mag seine stimme und seine lyrics und die stimmung, die seine songs verbreiten. ich höre ihm gerne stundenlang zu. was ich nicht von allzuvielen musikern behaupten kann.
drei, zwei
drei
heute vor drei jahren war hallelujah von jeff buckley das erste lied, das ich im kreissaal hörte. eine ambivalente sache. das lied ist wunderschön und berührt mich immer noch sehr.
ansonsten, heute ist es soweit (gestern abend wurde schon reingefeiert):
luftballons
zum thema geburtstagsballons vorbereiten:
waren eigentlich luftballons früher leichter aufzublasen, oder bin ich mittlerweile einfach zu alt?
flamingo, eins
wenn der in las vegas gebürtige und ansässige brandon flowers, leadsänger der killers, sein soloalbum flamingo nennt, dann ist nicht in erster linie der vogel gemeint, sondern natürlich das gleichnamige casino.
flowers nutzt die auszeit der band für einen solotrip. und dieser solotrip vermittelt – wie auch schon die killers platte sam’s town – sehr viel vegas-eske atmosphäre. was manche kritiker ihm zum vorwurf machen. zuviele klischees, zuviele gemeinplätze. entschuldigung aber genau das ist es doch, was vegas ausmacht. die stadt hat sich selbst dieses überdimensionale image, diesen glam-mythos erschaffen. wenn man in vegas heiratet, kommt danach jedes zweite mal verlässlich die frage, ob man von elvis getraut wurde. man kann nicht über diese stadt singen, ohne diese ganzen stereotype mit-zu-transportieren; ansonsten würde etwas wichtiges fehlen. und wenn brandon flowers in der ersten nummer des albums, welcome to fabulous las vegas, singt: "didn’t nobody tell you that the house will always win", dann geschieht das, von eingen musikkritikern offenbar missverstanden, mit einem deutlichen augenzwinkern. und nicht als ratschlag für diejenigen, die bisher hinter dem mond gelebt haben.
überhaupt ist der opener mein derzeitiger lieblingssong auf dem album. quasi die vertonung der ortstafel der wüstenmetropole. ich fühle mich sehr angesprochen, wenn flowers singt: "cameras on the ceiling tile no place for you to hide". und noch mehr bei: "it’s a hundred seven and you’re looking for shade that no palm tree can provide." und dann sind da wieder diese typischen lyrics, in denen es um menschliche beziehungen geht, um gemeinsame vergangenheiten und wie gut man sich einmal kannte, mit einem leichten anflug von melancholie: "playing hide and seek with a woman who used to know you very well" (siehe auch smile like you mean it vom 1. killers album, wo es heißt: "and someone is playing a game/in the house that i grew up in/and someone will drive her around/down the same streets that i did.")
flowers singt nicht so als wäre draußen tiefste nacht über las vegas. sondern später nachmittag, goldenes sattes licht scheint zum fenster hinein. so wie am ende des videos zu crossfire. dazu das nächste mal.
der einundsiebziger
in letzter zeit fahre ich öfters mit dem 71er, der straßenbahnlinie die auch zum zentralfriedhof fährt, bzw. haltstellen an allen drei toren des friedhofs hat.
in der wikipedia habe ich gelesen, dass es dazu eine schöne redewendung gibt, eine blumige umschreibung über das ableben eines wieners: "er hat den 71er genommen…."
das ist irgendwie typisch wienerisch.
raus da
nachdem adrian so begeistert vom klangturm in st. pölten war, haben wir gestern das haus der musik besucht.
auch hier hatte adrian viel spaß beim mit-kopfhörer hören, ins-mikro-singen und interaktiven klangspielen.
nur eines konnte er nicht leiden: den klangraum, in dem man wahrnimmt, was babys im mamabauch hören. da wollte er sofort wieder raus. jetzt wird mir einiges klar…
casablanca
es gibt sie, diese kultfilme, die ewigen klassiker, von denen man immer wieder – in verschiedenen zusammenhängen – hört und liest, bis man sie dann, viel später einmal, mit eigenen augen sieht. casablanca ist einer dieser klassiker, der mir immer und immer wieder begnet ist.
zunächst mal: meine mutter – so unterschiedlich wir in vielen dingen sind, eines habe ich aber eindeutig von ihr geerbt, nämlich die liebe zum kino und zu filmen. samstag und sonntag lief zuhause immer irgendetwas aus hollywood. sie liebte es dramatisch: psycho und the godfather, citizen kane, lawrence of arabia und all about eve. french connection und witness for the prosecution und arsenic and old lace (einer meiner ersten lieblingsfilme). und öfters casablanca, von dem sie begeistert erzählte. nur habe ich den immer verpasst.
dann: christine nöstlinger. in ihrem buch anatol und die wurschtelfrau sahen sich der bruder der protagonistin und dessen freundin immer wieder casablanca an, wie die protagonistin vermerkte. heulten, aßen, tranken und schmusten dabei. es war für sie einfach der ultimative liebesfilm, tragisch und unermesslich rührend.
noch etwas später: harry und sally im kino. bei ihrer ersten begegnung unterhalten sie sich über casablanca. und sally findet, dass ilsa (ingrid bergmann) sich für viktor lazlo entscheiden sollte und nicht für rick (humphrey bogart). harry kann es nicht fassen: "you rather be in a passionless marriage than live with the man you’ve had the greatest sex of your life with, and just because he owns a bar?" später im film behauptet sally, sie hätte das nie gesagt. und harry bezeichnet sie als anstrengend, wohingegen ingrid bergmann "low maintenance" sei.
als wir auf dem gymnasium im wahlpflichtfach englisch harry und sally gelesen hatten und darüber geprüft wurden, fragte mich der professor doch allen ernstes wo casablanca liegt. ich habe irgendwas offenbar äußerst peinliches gesagt (ich weiß nicht mehr genau, mexiko oder so), er war verärgert. was ich verstehe. aber ich habe den film doch gar nicht gesehen – damals meine entschuldigung. genutzt hat es nichts.
jetzt habe ich ihn gesehen. und obwohl l. meint, es wäre ein chick flick, erreicht er mich nicht. bin ich emotional abgestumpft, dass ich nicht mehr in casablanca sehen kann als kulissen und heißen rauch und einen mürrischen humphrey bogart und eine gehetzt dreinschauende ingrid bergmann? oder war die erwartungshaltung zu groß? ich wollte wirklich von diesem film verzaubert sein, ich wollte es unbedingt. ist der film einfach zu alt und – trotz seines brisanten politischen untertons – heute nicht mehr relevant? oder hatte ich bloß einen schlechten tag? ich weiß es nicht.