almis personal blog

captain jack

heute läuft der dritte teil der fluch der karibik saga in den österreichischen kinos an – at world’s end. und sind wir uns ehrlich, der wichtigste faktor, weshalb wir alle nun zum dritten mal wegen eines piratenfilms in die lichtspielhäuser gehen, ist johnny depp.

irgendwelche einwände? nein, ok, dann weiter. hätte johnny depp aus seiner rolle als captain jack sparrow das gemacht, was die disney studiobosse an sich von ihm wollten, nämlich einen konventionellen piraten gegeben, dann wäre daraus vermutlich ein ganz netter und gut gemachter actionfilm geworden, aber nicht mehr. johnny depp aber zeigt uns einen piraten, wie wir ihn noch nie zuvor gesehen haben. und so sollte kino immer sein, das ziel sollte jeder einzelne film haben, der gedreht wird: uns, den zusehern, etwas zu zeigen, was wir so noch nie zuvor erlebt haben.

am hollywood boulevard habe ich mich an depp’s stern fotografieren lassen. nicht weil er so gut aussieht. ja ok, er sieht gut aus und er ist schlau genug, das mit seinem styling extrem herunterzuspielen. es würde sehr bald sehr langweilig werden, wenn er keine stilbrüche in seinem outfit erzeugen würde. er würde zu sehr male-modell mäßig wirken. was nicht unbedingt dauerhaft interessant ist. gut, also ich habe mich nicht dort fotografieren lassen, weil er gut aussieht, sondern weil ich von seiner karriere beeindruckt bin und davon, welche filme er macht und wie er seine rollen anlegt.

nehmen wir charlie and the chocolate factory. ein konventionell erzähltes märchen. für einen erwachsenen kein zwingender grund, ins kino zu gehen. wäre da nicht das, was depp aus willy wonka macht. einen völlig durchgeknallten schokoladenfabriksbesitzer, bekifft oder naturbreit, liebenswert verrückt. eine hinreißende performance, zu recht golden globe nominiert. oder depp als raoul duke in fear and loathing in las vegas, wo er über ein etablissement sätze sagt wie: "bazooko’s circus is what the whole hep world would be doing saturday
nights if the nazis had won the war. this was the sixth reich." oder als dead man im gleichnamigen jim jarmusch film. fast noch plotloser als fear and loathing, wenn das überhaupt möglich ist. und dann wieder rollen wie die des schriftstellers j.m. barrie in finding neverland. oder als inspektor in from hell.

dazu kommt, dass er auch privat (was man so als privat bezeichnen kann, an einem menschen, den man nur über die medien kennt) total sympathisch wirkt, seine frau und seine kinder liebt und wiederum fast spießig die freuden des familienlebens preist. schon wirklich cool, der typ.

lynch über lynch, zwei

"die sache ist die, ich liebe die vorstellung, dass etwas für unterschiedliche leute unterschiedliche bedeutung haben kann. das gilt doch für alles. zum beispiel der o.j. simpson prozeß. jeder hört diesselben worte, sieht dieselben gesichter und gesten, dieselbe wut, denselben frust, dieselben beweise und jeder kommt im kopf zu einem ganz anderen urteil. selbst einen ganz konventionellen film, in dem einem alles vorgekaut wird, erleben die leute auf unterschiedliche weise, das ist eben so.

und dann gibt es filme oder bücher, die man einmal liest und wenn man sie zehn jahre später nochmal liest, hat man viel mehr davon. man sich verändert; das werk ist das gleiche geblieben. doch plötzlich hat es viel mehr bedeutung für einen, je nach persönlicher verfassung. ich mag dinge, die einen bestimmten kern in sich tragen.

sie müssen abstrakt sein. je konkreter sie sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sich diese wirkung einstellt."

chris rodley (hrsg.): lynch über lynch. frankfurt/main: verlag der autoren 2006, s. 88.

ab positiv

da die werten leser meines blogs es sicher kaum mehr erwarten können, endlich meine bis dato unbekannte blutgruppe zu erfahren: ab positiv. schade eigentlich, so kann ich hier nicht mit type-o negative herum kalauern.

diese gruppe ist anscheinend weltweit eher wenig verbreitet, wikipedia spricht von drei prozent. dafür kann ich von allen anderen blutgruppen spenden erhalten, selbst aber nur wieder der eigenen gruppe blut spenden. bin also wahrscheinlich nicht sehr begehrt für die breite masse, da rentieren sich die würstel mit semmel nicht wirklich, die man nachher dafür bekommt. dafür bin ich vielleicht in einzelfällen hilfreich.

bei der internet recherche findet man sehr viel esoterisches zeugs darüber, was die blutgruppe über den charakter aussagt. als halbwegs seriöse info habe ich erfahren, dass mein immunsystem offenbar besser ist als bei anderen blutgruppen, dafür ist das risiko für seltene krankheiten höher. hat irgendwas mit antikörpern zu tun. irgendwie hätte ich in biologie doch besser aufpassen sollen, aber als unser lehrer anfing, die mendel’schen regeln an die tafel zu zeichnen, überkam mich irgendwie so eine grenzenlose müdigkeit.

im labor

gestern vor dem blutabnehmen ein mulmiges gefühl wie immer seit ich anno 1994 einmal dabei umgekippt gibt. aber gut, damals war ich nüchtern und habe leichtsinnigerweise beim vorgang zugesehen.

diesmal habe ich mir zwar den bis dato heißesten tag des jahres ausgesucht, aber dafür auch ordentlich gefrühstückt. und sehr weit ist es zum labor auch nicht gerade, ich könnte für eine nahende ohnmacht ohne weiteres wieder kurz nachhause zurück gehen.

im warteraum sehe ich die zapfenden ärztinnen und nehme mit einer reschen blickkontakt auf. die möchte ich haben. in solchen situationen braucht man jemanden, der zupacken und ablenken kann, der nicht viel federlesen macht. ich habe glück und komme bei ihr dran. gleich zu beginn sorgt mein alter nachname für verwirrung.

"heißen sie nun s. oder s.?"
"s., eh schon seit bald zwei jahren."
"wieso führt sie unser computer dann unter s.?"
"äh…keine ahnung" (bitte tun sie mir nicht weh)

wir einigen uns darauf, dass immer die computer an allem schuld sind. und ich bekomme neue aufkleber für meine dosen ausgedruckt, denn diesmal werde ich endlich meine blutgruppe erfahren, das wird ja doch schon mal zeit. und die soll dann gleich den richtigen nachnamen erhalten. arm wird abgebunden, ärztin führt etwas smalltalk. ich habe keine ahnung, worüber sie redet, gebe mich aber entspannt und abgeklärt. nur nicht hinschauen. die übung gelingt. zwei, drei minuten auf die abzapfstelle drücken und dann ein pflaster drauf. fühle mich wie eine heldin des alltags.

texas hold ’em

am samstag lief auf atv eine poker challenge mit diversen österreichischen a- und b-promis: toni polster, adriana zartl, klaus eberhartinger, natalie alison, tanja duhovic und uwe kröger. die einteilung in die jeweilige promischicht überlasse ich dem geneigten leser. dealer war andreas daniel, bekannt aus dem letzten bondfilm, casino royale, wo er in der gleichen funktion zu sehen war. gewonnen hat übrigens der einzige nicht-promi, ein atv plus seher.

der pokerhype steuert gerade auf seinen medialen höhepunkt zu, zeitschriften und zeitungen sind voll von spielanleitungen für texas hold ’em und co, turniere werden live übertragen und auch stefan raab pokerte schon in extraausgaben von tv total. in meinem privaten umfeld dagegen waren wir – dank eines freundes – diesem hype um viele monate voraus. schon vor gut eineinhalb jahren machte er uns mit den regeln vertraut und seit damals spielen wir texas hold ’em in unregelmäßigen abständen.

wie beim südtiroler kartenspiel watten habe ich eigentlich großen spaß daran, bin aber die meiste zeit auch irgendwie überfordert. ich habe überhaupt kein pokerface und wenn ich gute karte bekomme, bricht mir der schweiß aus, vor lauter panik, das falsche zu tun. je länger ich im spiel bleibe und je weniger andere spieler dabei sind, desto luftleerer wird mein kopf und desto schwieriger wird es für mich, einen klaren gedanken zu fassen. was war nochmal schnell ein flush? soll ich bieten, oder lieber nicht? blufft der andere oder wird er mich abservieren, wenn ich mitgehe?

dem atv turnier zuzusehen war relativ witzig und auch lehrreich. ich habe beispielsweise herausgefunden, dass manche promis noch wesentlich weniger ahnung von strategie haben als ich und, dass es scheinbar spaß macht, neben dem spiel eine gulaschsuppe zu löffeln. essende menschen im tv sind einfach nur fies! interessanterweise hatten fast alle sonnenbrillen und glücksbringer mit dabei. und noch etwas war mir neu: der brauch, aufzustehen, bevor man all in geht. das hat irgendwie was.

ikea mittagessen

am gestrigen fenstertag:

köttbullar mit pommes und preiselbeeren

dazu: eine kleine portion spaghetti auf einem bunten kinderteller um einen euro

danach: ein stück mandeltorte – was ist eigentlich der unterschied zwischen der mandeltorte und der daimtorte bei ikea, abgesehen von einigen cent preisdifferenz?

european globetrotting

man kann in einer urlaubswoche zuerst die schweiz durchqueren – von st. moritz vorbei am vierwaldstädtersee, nach luzern, über bern bei regen nach lausanne und genf. anschließend kann man scharf abbiegen, den mont blanc begutachten, in turin zu mittag essen und am späten nachmittag dann an der riviera sein.

an einem dampfenden samstagabend in einem stau von abfahrenden strandtouristen stecken und ein hotel etwas abseits von den hotspots zu finden, mit direktem blick aufs meer und einem zimmer mit matisse bildern. aber noch auf italienischer seite, denn dort versteht man die sprache. am abend in die bar das ortes gehen, panini essen und bunte cocktails trinken, die der wirt kostenlos nachschenkt und verfeinert. von einem hund, den man anspricht, den kopf aufs knie gelegt bekommen.

am sonntag beim ersten neugierigen blick auf monaco gegen eine leitplanke laufen und sich ein cut am bein holen. kurz einen hysterischen anfall kriegen und sich dann willenlos verarzten lassen. anschließend durch monaco humpeln. die rennstrecke abgehen. an der rascasse kurve stehen. die bremsspuren sehen. hinauf zum fürstenschloß, den blick auf den hafen genießen. sich unwirklich fühlen. am montag dann nach cannes. zur festivalhalle, die eher unscheinbar wirkt. die beine zu wasser lassen. sich am pier die sonne auf den bauch scheinen lassen. die promenade abgehen. wahnsinnig schicke, leckere und nur leicht überteuerte pasta essen. sich kosmopolitisch fühlen.

immer wieder ein kick, etwas neues von der welt zu sehen.

filmfestival cannes

heute beginnt das alljährliche filmfestival in cannes und das ist natürlich immer eine spannende sache. cannes ist ein wunderbarer ort an der riviera und eine gute adresse für unkonventionellen zeitgenössischen film.

eröffnet wird diesmal mit dem wong kar-wai film my blueberry nights und ich denke, das ist ziemlich perfekt. habe ja erst kürzlich etwas über in the mood for love geblogt, wong kar-wai wurde schon einige male für die goldene palme nominiert.

auch das restliche programm liest sich sehr gut – da ist unter anderem der neue film von david fincher, zodiac, am start, ebenso wie no country for old men von den coen brüdern, death proof von quentin tarantino, auf der anderen seite von faith akin und gus van sants paranoid park.

lustigerweise wollte ich heute paranoids like me davor warnen, van sants elephant anzusehen. der lief am montag auf arte und ich habe wirklich nur einige minuten vorbeigezappt und das war schon entschieden zuviel. zwei teenager marschieren mit starrem blick in ihre high school und mähen teilnahmslos lehrer und mitschüler nieder. für mich extrem angsteinjagend. gestern dann warte ich in unserm wohnhaus auf den aufzug, kommt da so ein typ daher, ähnliches erscheinungsbild, ähnliche statur und schrittgeschwindigkeit wie die elephant-teenager. wuha! eine mutprobe sondergleichen mit ihm den lift zu betreten und drei stockwerke zu fahren. ja, ich habe eine blühende fantasie. ja sonst bin ich relativ zurechnungsfähig. jedenfalls klingt der titel paranoid park auch nicht unbedingt nach nervenschonender kost.

beim österreichen cannes beitrag von ulrich seidl import/export geht es sicher gemächlicher zu. allerdings – aus früheren seidl werken zu schließen – auch nicht unbedingt fröhlicher.