almis personal blog

All aboard, eins

Es ist wieder mal Song Contest Woche und wie man an meiner Blog(un)tätigkeit merkt, hab ich gerade eigentlich nicht so wirklich Zeit dafür. Daher hab ich quasi erst gestern begonnen, mich mit dem ESC zu beschäftigen, der heuer – nach dem beeindruckenden Sieg von Salvador Sobral – in Lissabon stattfindet.

Heute ist das erste Semifinale und wenn man den Experten glaubt (siehe Marco Schreuders tolles Song Contest Tagebuch beim Standard), ein extrem dichtes, weil fast alle favorisierten Songs in dieses 1. Halbfinale gelost wurden. Was für unseren Starter Cesar Sampson nicht unbedingt optimal ist, weil er ist auch heute dran, harhar.

Was gibt es zu unsrem Song zu sagen. Nun ja, er heißt Nobody but you und ist solide. Ich persönlich mag ihn lieber als Running on Air von Nathan Trent voriges Jahr, aber ein bisschen erinnert er mich auch an diesen. Rocco Clein von Viva hätte ihn vielleicht als energielosen Hotelbar Soul bezeichnet, obwohl er dazu wohl etwas zu lebhaft ist. Herr Sampson singt tadellos, aber irgendwie fehlt dem Song das gewisse Etwas. Dabei hat er hier und da eine Wendung eingebaut, die mehr verspricht, aber der Refrain ist irgendwie zu vorhersehbar

Heute tritt auch die bisher große Favoritin des Bewerbs an, Netta aus Israel, mit Toy. Hier mischt sich Beth Ditto Attitüde mit #metoo und Männerbashing en gros und en detail. Dazu ein bisschen stranges Gegacker (Israel ist immer für etwas Weirdness beim ESC zu haben). Beim ersten Mal hören denkt man sich, WTF, aber bei weiteren Hördurchgängen setzt sich das Lied schon recht gut im Gehörgang fest und wird sicher ziemlich weit vorne landen. Ob es für den Sieg reicht, wird man sehen. Es wäre jedenfalls ein ziemliches Kontrastprogramm zum letztjährigen Siegertitel Amor pelos dois.

Italien ist – wie eh immer – fix gesetzt, und versucht es heuer mit ernsthafter Gesellschaftskritik, der Song heißt Non mi avete fatto niente (ungefähr: Ihr habt mir nichts angetan). Und na ja, also ähm. Mir persönlich hat Occidentali’s Karma, der selbstironische Blick von Francesco Gabbani voriges Jahr auf unsere Zeit um einiges besser gefallen, aber Occidentali’s Karma wird sowieso einer meiner ewigen ESC-Favoriten bleiben; der aktuelle Song ist jetzt nicht schlecht und man muss Italien zugute halten, dass sie sich quasi jedes Jahr neu erfinden und immer was anderes, neues probieren. Ich denk aber, wie auch immer man das Lied prinzipiell findet, es ist zu schnell gesungen, für einen ESC-Sieg¹.

 


¹Das Problem hatte IMO 2014 schon Emma Marrone (mit La mia Citta) – ein super Song, aber absolut bühnenuntauglich.

Im Auto

In der Verfilmung der Operette Die Fledermaus spielt Otto Schenk den Gerichtsdiener Frosch und da gibt es eine Szene, die eigentlich ziemlich blöd ist, aber die ich jedesmal wieder lustig finde, nämlich als der Frosch das Büro seines Chefs verlassen will und statt der Tür den Kasten aufmacht und dann total verzweifelt ruft: “Herr Direktor, wir sind eingemauert.”

Gestern hatte ich so einen Frosch-Moment im Garten, als ich die Zündung meines Autos eingeschaltet hab, um die Außenspiegel neu einzustellen, das Radio hat sich dann auch gleich aufgedreht und die Kimaanlage, es war also relativ laut. Jedenfalls löse ich dann die Handbremse und rolle vom Parkplatz und denk mir: Oh mein Gott, was ist mit meiner Lenkung los, das Auto lässt sich nicht mehr lenken, da ist was gebrochen, was wohl die Reparatur kostet, zahlt sich das überhaupt aus? Bis mir dann aufgefallen ist, dass ich den Motor noch gar nicht gestartet hatte… (und ich war im Gegensatz zum Frosch in der Fledermaus komplett nüchtern)

Apropos Radio, als ich dann nachhause gefahren bin, war auf Ö3 eine Sendung der besten One-Hit-Wonders, sowas liebe ich ja, weil da fallen einem die ganzen Songs wieder ein, die man schon fast vergessen hat, zu denen man aber noch immer fehlerlos mitsingen kann, wie zb zu Edwyn Collins und A Girl like you. Die Moderatorin hat, bisschen gemein, gesagt: Der werkelt immer noch in London herum und schreibt Songs (Subtext: Nur niemand kennt sie mehr).

Danach kam Crazy von Gnarls Barkly (einem Song, der soweit ich mich erinnere, sowohl bei FM4 als auch bei Ö3 rauf und runter gespielt wurde und das muss man erstmal schaffen), Too shy von Kajagoogo, Kung Fu Fighting von Carl Douglas und dann Mhmmmbob von Hanson, dieser Brüderband, die jetzt selber gemeinsam 12 Kinder haben, wie die Moderatorin informierte. Als sie damals diesen Hit hatten, waren sie selber noch Kinder und sie sangen: “That’s a secret no one knows”, was irgendwie ein Pleonasmus ist, weil sonst wärs ja kein secret, aber gut, sie waren beim Texten ja gefühlt erst acht Jahre alt. Dann folgte noch Dragostea tin te, wo ich gegrübelt habe, ob das tatsächlich Liebe im Fliederbusch heißt, oder ob das ein anderes Gewächs ist. Und One Night in Bangkok und Runaway Train, aber da musste ich dann aussteigen, was eh gut ist, weil der Song erinnert mich immer an das ur traurige Video von Soul Asylum, das ich nicht aushalte.

Und sonst war das lange Wochenende auch sehr schön. Harhar.

Step by Step

Letztens war meine Steplehrerin in der Bezirkszeitung von Margareten. Sie sieht immer noch ziemlich so aus als Anfang der 90ziger, als sie mir das Steppen beibrachte, übrigens auch in Favoriten, wie in der Zeitung zu lesen.

Ich habe mit sechs Jahren mit Ballett begonnen, weil meine beste Freundin das auch gemacht hat. Mein Herz hab ich nicht dran verloren, aber wie einiges in meiner Kindheit hab ich nicht soviel hinterfragt, wieso ich es eigentlich tue. Später, so mit 13, 14 habe ich mit Jazztanz begonnen, wie die meisten in meiner Ballettgruppe. Das hat mir viel besser gefallen, aber in der Pubertät fiel es mir nicht unbedingt leicht, mich auf die Art zu bewegen, die Jazztanz erfordert. Trotzdem oder gerade deshalb war es gut, dass ich es gemacht hab.

Steppen hab ich mir selber ausgesucht, das machten anfangs wirklich noch ganz wenige in der Ballettschule, wir waren vielleicht fünf in der Anfängergruppe und fünf bei den Fortgeschrittenen. Steppen wollte ich lernen, weil ich das in den amerikanischen Musicalfilmen gesehen hab, sowas wie Fred Astraire und Ginger Rogers und “Dancing in the rain” von Gene Kelley fand ich überhaupt immer genial.

Wir gingen zum Steppen immer ins Unterschoß der Schule, da gabs ein extra Kammerl, wo wir melodisch vor uns hin klappern konnten. Mit Dagmar wars immer sehr lustig, sie hatte so eine lockere Art, anders als die anderen Lehrerinnen war sie eher eine Freundin für uns. Die erste Choreografie, die Dagmar mit uns einstudiert hat, und die wir dann am Jahresende aufgeführt haben, war so cool und hat so lässig gewirkt, obwohl wir alle ja noch nicht wirklich viel konnten, dass sich im nächsten Jahr dutzende andere aus der Ballettschule zum Steppen angemeldet haben und im Extrakammerl wurde es fast eng.

Steppen ist nicht so einfach wie es ausschaut. Ich finde bis heute, man kann bei Jazz viel mehr “faken”, wenn man die Basics beherrscht als bei Steppen, weil die Bandbreite einfach (zumindest gefühlsmäßig) größer ist, in dem, wie man tanzen kann. Steppen ist weniger einnehmend auf den ersten Blick, es kann auch recht hölzern wirken, da hat es ein bisschen was von Flamenco für mich. Fast hab den Steptanz ein bisschen vergessen gehabt, bis letztes Jahr zum Film La La Land, als es der Choreografin m.E. auch gelungen ist, mit zwei (an sich) Nicht-Tänzern sehr einnehmende Dinge einzustudieren. Gut, sie mussten nebenbei dazu auch noch singen. Mittels You Tube Tutorials hab ich mir ein bisschen was aus dem Film selbst beigebracht und dadurch wieder gemerkt, was mich damals dran fasziniert hat.

Danke Dagmar.

Froschrettung

Als wir letztens im Garten begonnen haben, unseren Pool wieder sommertauglich zu machen, hat das Kind direkt daneben einen Frosch entdeckt. Das war jetzt nicht so überraschend, da diverse Nachbarn heuer anscheinend alle schon sehr viele Frösche bei sich im Garten gefunden haben, und das ist auch nicht unbedingt unüberhörbar.

Wohin also mit dem Kerlchen, eine Co-Existenz in unserem Pool war nicht die allererste Wahl, aber irgendwo Wasser-nahe sollte es schon sein. Aja genau, wir wohnen ja an der alten Donau.

Also den leicht paralysierten Frosch in eine Transportbox gepackt…

…ins Auto gesetzt…von Liesing nach Floridsdorf gefahren…

…und in die Freiheit entlassen…

Er war sehr glücklich, zumindest sah es so aus, als er sofort weggeschwommen ist. Und das Kind war dann auch glücklich.

Still Leben

Auf Empfehlung habe ich letzte Woche das Buch Stillleben von Antonia Baum gelesen. Als ich es in der Buchhandlung gesucht habe, war es unter der Rubrik “Geschichte” eingeordnet. Und das verdeutlich schon ein bisschen das Problem von Stillleben, wenn man mich fragt.

Worum geht es? Um Dinge, in die es in der letzten Zeit recht oft geht, zumindest in einem eher urbanen, eher akademischen Milieu, moderne Mutterschaft und ihre Probleme. Baum arbeitet sich an den üblichen Dingen ab: Entscheidung für ein Kind ja oder nein (sie lässt es “passieren”), die Vereinbarkeitsfrage, Beziehungsprobleme, Stillen oder nicht, Krabbelgruppen-Hass und so weiter. Baum schreibt sehr wahrhaftig und in vielen ihrer oft poetischen Sätze finde ich mich wieder, beispielsweise:

Nach der Geburt war mein Körper wund. Alles wund und offen und heiß. Die Wunde zwischen meinen Beinen, die Brüste. Die Gefühle in meiner Brust, die Nerven, die Hirnhaut, die Gedanken hinter meiner Stirn, die Augen, alles war wund und offen und heiß. Ab sofort war die Möglichkeit, etwas zu wollen und es dann zu tun, vollkommen ausgeschlossen. Alleinsein ausgeschlossen, aufstehen und gehen vollkommen ausgeschlossen.

Aber was geht darüberhinaus? Was ist der Erkenntnisgewinn? Antonia Baums Text ist ein Hybrid, dessen verschiedene Einzelteile nicht so ganz zueinanderfinden wollen. Sie schreibt über die sogenannte “Migrationsproblematik” und ausländerfeindliche Nachbarn, generell ihre Wohngegend, die ihr schwer zu schaffen macht, seit sie mehr Zeit zuhause verbringt, sie schreibt über Putzfrauen und deren Lebensumstände und baut auch andere gesellschaftspolitische Schlenker ein und man fragt sich, was das alles konkret mit Mutterschaft zu tun hat. Lieber würde man tiefergehende Gedanken dazu lesen.

Dass sie keine Lösungen für das große Thema Frau mit Kind hat, überrascht nicht, das muss auch nicht sein, aber mir geht ein bisschen der Mehrwert im Text ab, der sich zuoft in Nebenschauplätzen verliert. Vielleicht geht mir auch der Humor ab, den man in Werken mit ähnlicher Thematik bei Rike Drust (Muttergefühle, Gesamtausgabe) oder Doris Knecht (ich hab mal drüber geschrieben: Wie man fidel verspießert) findet. Dort werden ganz ähnliche Baustellen begangen, aber der Benefit ist, dass sie mit einer gehörigen Portion Humor und auch Selbstironie beschritten werden. Ich möchte Frau Baum nicht aufzwingen, ein unterhaltsames Buch zu schreiben, wenn ihr nicht danach ist, aber mir fällt es leichter, auch schwierige Dinge mit Humor zu betrachten. Und die Botschaft kommt, m.E., trotzdem rüber.

Am Ende von Baums Buch ist man als Leserin dann ganz ratlos, wenn sie eigentlich keine Lösungen hat, aber ihr Buch mit einer Art Glückseligkeits-Schwamm-drüber Message abschließt. Why, oh why? Dennoch hat mir Still leben einige interessante Stunden beschert, wenn das Gesamtbild für mich – wie gesagt –  dann nicht ganz gestimmt hat.

I, Tonya

Gestern hab ich mir – auf Empfehlung – I Tonya angesehen. Nominiert für einige Golden Globes und Oscars ist er, abgesehen vom Oscar für Nebendarstellerin Allison Janney, etwas untergegangen. Zu Unrecht!

I, Tonya beleuchtet die, den meisten von uns zumindest am Rande bekannte Geschichte der US-amerikanischen Eiskunstläuferin Tonya Harding (dargestellt von Margot Robbie). Harding war die erste US-Amerikanerin und die zweite Frau überhaupt, die es schaffte, einen dreifachen Axel zu stehen. Sie war technisch extrem gut, eckte allerdings aufgrund ihres familären Backgrounds und ihres – sagen wir – unkonventionellen Auftretens immer wieder bei den Juroren an. Da Eiskunstlauf ein Sport ist, der die Athleten nicht nur noch objektiven Kriterien beurteilt, sondern quasi ein Gesamtpaket, hatte sie dadurch einen enormen Wettbewerbsnachteil. Ihr Ehemann wollte die “Bedingungen ausgleichen” und verstrickte sich in dabei in ein Attentat auf ihre damals größte Rivalin und “Sauberfrau” Nancy Kerrigan…

Dieser Film ist kein Bio-Pic im herkömmlichen Sinne. Gleich am Anfang wird klargestellt, das ganze basiert auf “ironiefreien, hochgradig widersprüchlichen und absolut wahren Interviews.” Und es sind auch interviews mit den handelnden Personen, die dem Film den Charakter einer Mockumentary geben. Es wird ziemlich schnell klargestellt: DIE Wahrheit gibt es nicht und daher wird man sie in diesem Film auch nicht finden. Sehr schön illustiert, als man Tonya sieht, wie sie mit einer Pump-Gun auf ihren Mann schießt und danach sagt: “Das habe ich nie getan.” Es gelingt dem Film auch sehr gut, offenzulassen, wieviel Tonya Harding tatsächlich von den Plänen zum Attentat gewusst hat.

Was der Film hingegen vermittelt: eine Art Verständnis für seine Hauptdarstellerin. Alles, was Tonya Harding in ihrem Leben hatte, war der Eiskunstlauf. Sie kam aus sehr armen Verhältnissen. Ihre Mutter war gefühlskalt und grob, ihr Vater hat die Familie verlassen, ihr erster Freund und späterer Ehemann Jeff hatte quasi zwei Gesichter und eines davon war alles andere als schön. Auch er schlug Tonya regelmäßig. Tonya selbst war nicht sonderlich gebildet, derb in ihrer Wortwahl und eigenwillig auf dem Eis. Sie wollte keine Eisprinzessin sein, sondern performte ihren Kür zu Songs von ZZ Top und anderer eher harter Kost. Ihre Kostüme schneidert sie selbst. Tonya war und ist aber auch eine Kämpferin, die sich nicht unterkriegen lässt und immer wieder aufsteht und alles gibt, um sich ihren Traum von einer olympischen Medaille zu erfüllen.

I, Tonya ist ein extrem interessant gemachter Film mit vielen originellen Einfällen; wenn etwa Tonya ihren Ehemann erstmals verlässt, dann tut sie das zu den ganz typischen Klängen eines achtziger Jahre Hits, Supertramps Goodbye Stranger. Und wenn sie in ihrer Garderobe sitzt und schminkt, psychisch komplett fertiggemacht durch den Medienrummel um ihre Person und durch die Befragungen durchs FBI, wirkt sie fast wie Batmans Joker, mit diesem künstlichen, hilflosen Grinsen, mit dem sie sich Mut machen will. I, Tonya vermittelt auch die Macht der Medien, für die diese Geschichte ein gefundenes Fressen war, und die gehörig dabei mithelfen, zu stigmatisieren und die Stimmung aufzuheizen. Nancy Kerrigan bleibt allerdings diesem Film seltsam fern, als wolle man sagen, sie hat damit nur ganz am Rande zu tun, um sie geht es nicht; Harding sagt nur einmal über sie: “Sie hat die Silbermedaille geholt und sieht aus als wäre sie in Hundescheiße getreten.” Kerrigan darf in diesem Film kein Wort sagen.

Am Ende empfindet sicher jeder anders über das, was er gerade gesehen hatte, was sicher auch im Sinne der Macher. Für mich ist I, Tonya ein schräger, aber auch ein tragischer Film, und wenn man liest, was aus Harding geworden ist, nämlich unter anderem eine Mutter, die der Welt mitgeben will, dass sie “eine gute Mutter ist”, dann kann man fast nicht anders, als darüber berührt zu sein.

Hier der Trailer:

 

Flip Lab

Das Flip Lab ist eine Trampolinhalle in Schwechat – die voriges Jahr eröffnet wurde und dementsprechend modern und gut gepflegt ist – die wir gestern besucht haben.

…ins Fenster gesprungen… und stolz….

Man kann sie auch direkt mit der Schnellbahn erreichen, die Station ist quasi gleich neben der Halle. Das Flip Lab ist ein Paradies für Menschen, die gerne springen wie zum Beispiel mein Kind. Es gibt eine große Auswahl an Sprung- und Klettergelegenheiten und da nur eine begrenzte Anzahl von Teilnehmern pro Stunde zugelassen wird, ist es auch in den Ferien nicht überfüllt gewesen.

Man kann online schon vorher reservieren, das ist dann günstiger und außerdem hat man dadurch einen Fixplatz. Auch wenns es preislich nicht gerade ein Schnäppchen ist (12 Euro für eine halbe Stunde, 19 Euro für eine Stunde) ist es sein Geld doch wert, wenn man das Angebot intensiv nutzt. Inkludiert sind dadurch auch eine Einschulung und ein gemeinsames Aufwärmen. Die obligatorischen Sprungsocken können dort auch erworben werden. Außerdem muss man eine Haftungserklärung unterschreiben, damit das Kind an allen Geräten trainieren kann.

Als Eltern bzw Zuschauer kann man sich auf einer Aussichtsterasse mit Blick auf die ganze Halle aufhalten, oder man nimmt sich quasi eine Foto-Akkreditierung (gegen Abgabe eines Ausweises), da bekommt man ein blaues Trikot und darf in der Halle herumgeistern und Fotos machen.

Es war jedenfalls ein sehr netter Ausflug mit einem Kindergartenfreund.

Call me by your name

Am Wochenende hab ich mir also Call me by your name angesehen. Vorige Woche ausgezeichnet mit dem Drehbuch-Oscar für James Ivory, weitere Nominierungen für bester Film, Hauptdarsteller und bester Song.

Die Auslangslage: eine jüdisch-amerkanische Familie verbringt, wie jedes Jahr, den Sommer auf ihrem Anwesen in Norditalien. Zur Familie gehören der Vater, ein Professor für Archäologie (so genial Michael Stuhlbarg), die Mutter, sehr literaturaffin und der 17-jährige Sohn Elio (Timothee Chalamet), ein passionierter Musiker. Die drei haben ein sehr inniges Verhältnis zueinander. Der Status der Familie wird durch eine Haushälterin und einen eigenen Gärtner unterstrichen.

Jedes Jahr engagiert der Professor einen Studenten, der ihm bei seinen Forschungen assistiert. Diesmal ist es der 24-jährige Oliver (Armie Hammer), auch Jude, über den Elios Freundin Marzia sagt: “Sicuramente e meglio di quello dell’ anno scorso, aaa?”¹ Ungefähr: “Der ist aber viel besser als der letzte Jahr nicht wahr?” Damit meint sie, dass Oliver ein einnehmender Typ ist, sehr offen, locker, auch sehr gutaussehend. Elio runzelt die Stirn. Er findet Oliver eigentlich arrogant, und beklagt sich bei seinen Eltern, dass er sich immer mit einem dahingesagten “Later!” (bis später) aus dem Staub macht, wenn er genug von Gesellschaft hat.

Tatsächlich aber muss Elio eingestehen, dass er Gefühle für Oliver entwickelt. Gleichzeitig intensiviert sich seine Beziehung zu Marzia, was aber mehr als Flucht vor seinen homoerotischen Emotionen zu verstehen ist, so als wolle er sich selbst dazu zwingen, einen konventionellen Weg zu gehen. Doch letztendlich ist Elio – vermutlich auch durch die liebevolle Bindung zu seinen Eltern, die ihn sehr offen erzogen haben – mutig genug, sich seinen Gefühlen zu stellen, was bei Oliver allerdings zunächst auf Ablehnung stößt…

Regisseur Luca Guadagnino gelingt es perfekt, die Stimmung dieser endlos-trägen italienischen Sommer einzufangen, die einen energielos herumschleichen, und einen erst abends – nach Sonnenuntergang – munter werden lassen. Immer gibt es Pasta und Wein und Pfirsche, jede Menge Tagszeitungen und Bücher, es wird über Heidegger und dessen Rezeption diskutiert (“Does that make any sense to you?” fragt Oliver Elio einmal, nachdem er eine sehr wissenschaftliche Abhandlung über den Philosphen zitiert), und Elio antwortet auf die Frage, was man im Sommer hier macht, ungefähr, darauf warten, dass er endet. Das hat mich an Torbergs Tante Jolesch erinnert. Die Gesellschaft, die Guadagnino porträtiert, ist intellektuell-burgeois, aber nicht seelenlos, ganz im Gegenteil.

Was Elio und Oliver erleben, erzählt von der Liebe, nicht der homosexuellen oder der heterosexuellen, sondern von der Liebe an sich, da gibt es keine Unterschiede. Es geht um das Erschrecken vor tiefen Gefühle, der Unfassbarkeit, diese erwidert zu sehen, und dabei immer Zweifel zu haben; die anhaltende Angst vor Zurückweisung, die Ambivalenz, sich komplett im anderen verlieren zu wollen und gleichzeitig davor zurückzuschrecken, was das mit einem machen kann – ist die größte Liebe die, die letztendlich unerfüllt bleibt, weil sie keinen Alltag zu fürchten hat?

Was Elios Vater zum Umgang mit Gefühlen zu sagen hat, ist ebenso wahr wie schmerzlich, jedenfalls zutiefst menschlich. Und man mag lange, wie Elio, neben ihm am Sofa sitzen und ihm zuhören. Nicht, weil er sagt, dass alles gut wird, sondern weil er sagt, es muss gar nicht alles gut werden, es ist in Ordnung verwirrt und hilflos zu sein, das alles lässt uns lebendig fühlen, lebendiger als dass wir uns komplett vor allem abgrenzen und uns scheinbar unverwundbar machen, “Nature has cunning ways of finding our weakest spot.”

Ein sehr, sehr schöner, trauriger, aber auch lebensbejahender Film.


¹ Italiener verwenden gerne dieses charakteristische “aaa”, am Ende von Fragesätzen, um ihre Verblüffung auszudrücken. Harhar.

Favoriten my love

Ein ungarischer Minister war in Wien und hat sich über die dreckige Stadt, die hohe Kriminalität und die niedrige Lebensqualität durch die hohe Zuwanderung ausgelassen. Und das auf der Favoritenstraße, quasi dem Fanal dieser Phänomene.

Also Moment. Ich habe 37 Jahre in Favoriten gelebt, das fordert mich natürlich heraus, dazu etwas zu sagen. Ja, ich hab zu Favoriten nicht gerade eine leidenschaftliche Liebesbeziehung gepflegt. Ich bin im Urlaub nicht wach gelegen und habe es schmerzlich vermisst. Und ich hab mich irgendwann von Favoriten ohne die Spur des Anfluges von Sentimentalität getrennt, weil ich das Gefühl hatte, ich brauche jetzt etwas anderes in meinem Leben. Das heißt aber nicht, dass Favoriten nicht seine Qualitäten hat.

An Favoriten mochte ich zum Beispiel, dass man sein konnte wie man wollte. In Favoriten ist es jedem wurscht, was du machst und wie du ausschaust. Auf der Favoritenstraße prominierst du nicht, um gesehen zu werden, es würde auch keinen interessieren. Um in der Straßenbahnlinie 6 aufzufallen, musst du schon sehr skurill sein und selbst dann -… kurzum: Favoriten ist nicht elitär und will es nicht sein, Favoriten ist ziemlich rauh und direkt, eine ganz gute Lebensschule, und wenn du Streit anfangen willst, gelingt das wahrscheinlich besser als anderswo. Es kann sein, dass du mit deinem Kind auf dem Spielplatz bist und plötzlich beginnen sich zwei, drei, vier Väter zu prügeln und bald darauf kommt die Polizei, dafür brauchst du kein Hermestuch und Stöckelschuhe anziehen, wie das auf Spielplätzen in anderen Bezirken der Fall ist.

Nicht alles ist super in Favoriten. Es ist sicher kein Bezirk, den man auf den ersten Blick als extrem einnehmend bezeichnen würde. Aber Favoriten wandelt sich und muss sich verändern, es tut es auch, mein Favoriten von damals ist nicht mehr das von heute. Favoriten ist groß und vielfältig und ambivalent. Jede Ecke ist anders und es gibt auch pittoreske Flecken (ja wirklich). Favoriten braucht einiges, Zuwendung und Aufmerksamkeit wahrscheinlich, aber sicher kein unqualifiziertes Bashing und keine mitleidigen Blicke. Obwohl das eh an ihm abprallt. In seiner Sperrigkeit kann es nämlich sehr selbstbewusst sein.

Und wie ich mal gelesen habe: Du kriegst vielleicht dich aus Favoriten aber Favoriten nie aus dir raus. Und das ist irgendwie auch schön.