almis personal blog

Wanda und Columbo

Die sehr wienerische, aber auch sehr italophile Band Wanda hat ein neues Album rausgebracht.

Wanda, wir erinnern uns, das sind die, die gern mit ihren Cousinen schlafen wollen, die aus Bologna kommen, weil die Tante Cecarelli dort mal ein Pantscherl gehabt hat oder so. Aber sich dann eh nicht trauen. Und die, die einem raten, wenn man gefragt wird, wofür man steht, mit “Amore” zu antworten; und wenn man gefragt wird wohin man geht, dann mit “Bologna.” Ist jedenfalls mal was anderes als Rom, Mailand oder Venedig.

Das neue Wanda-Album heißt jedenfalls “Niente” und schon das verdient Respekt, weil es quasi jedem Rezensenten dementsprechende Sprachspiele/Kalauer auflegt, a la: “Das war gar nichts” oder “Nichts neues bei Wanda” und so weiter. Oder sie denken, dass die meisten Musikjournalisten nicht Italienisch können und zu faul sind, nachzuschlagen was “niente” bedeutet, aber darauf würd ich mich nicht verlassen.

Wie immer bei Wanda gehen die Melodien gleich voll ins Ohr und das ist gefährlich und lässt mich jedesmal an Goethe denken. Ich glaub, das schreibt er in Wilhelm Meister, dass es eine falsche Nachgiebigkeit gegenüber der Masse ist, dass man bei ihnen Empfindungen erregt, die sie haben wollen und nicht die, die sie haben sollen. Weil wenn der Ohrwurm sich mal festgesetzt hat, wird es schwer herauszufinden, ob das wirklich tatsächlich so gut ist oder ob man nur geschickt eingewickelt wurde.

Im Video zu Columbo trägt Marco Wanda jedenfalls wieder Zigarette und auch Engelsflügel und das ist visuell gar nicht unoriginell. Es geht wieder mal um Amore und um Angst und Beziehungsprobleme und der Lösungsansatz ist diesmal, Columbo im Fernsehen zu schauen und den Pyjama auszuziehen. Es gibt sicher tiefsinnigere Botschaften, aber direkt dagegen sagen kann man eigentlich auch nichts.

Langer Rede kurzer Sinn: ich hab immer noch keine wirkliche Meinung zu Wanda.

They don’t really care about us

Das Nachbarskind: Beat me, hate me, you can never break me, will me, thrill me, you can never kill me

Ich: All i wanna say is, that they don’t really care about us.

Nachbarskind: Meine Schwester hat alle DVDs von ihm und ich schau mir die jetzt an. Ur cool!

Ich: Bist du ein Fan?

Mein Kind: Von WEM?

Die musikalische Sozialisation Michael Jackson betreffend, hab ich bisher sträflichst vernachlässigt!

Ein Lob des Novembers

Ich lese dieser Tage bei vielen, dass sie den Monat November nicht so gerne mögen. Weil er halt so grau in grau, nasskalt und einfach novembrig sei. Und eigentlich keine größeren Höhepunkte beinhaltet.

Ich muss sagen, ich empfinde das gar nicht so. Bzw. ich mag den November gerade deshalb ziemlich gern. Grad weil er so ein unspektakulärer Monat ist, wo man eigentilch gar nichts “muss”, der einfach so dahinplätschert, ohne besonderen Sinn oder Ziel.

Im Sommer spielt sich soviel draußen ab, dass das “innen” bei einem selbst manchmal zu kurz kommt, weil man das gute Wetter natürlich nutzen “muss” und will. Außerdem ist es phasenweise so heiß, dass die eigene Reflexionsfähigkeit sowieso schwer zu mobilisieren ist. Aber auch ein Monat wie der Dezember ist so vollgepackt mit Äußerlichkeiten, dass man irgendwie kaum zur Ruhe kommt.

Der November hingegen fordert gar nichts von einem. Man kann aus dem Fenster schauen in die graue Außenwelt und das reicht eigentlich. Ich persönlich kann mich besser auf die Arbeit konzentrieren und auf meine Gedanken, ich kann auch besser lesen und schreiben und Musikhören, weil mich so wenig davon ablenkt. Die langen dunklen Abende sind heimelig und behaglich, nach einem Spaziergang an der ziemlich frischen Luft besonders.

Aber vielleicht bin ich auch einfach ein sehr fader Mensch, harhar. So wie meine Freundin damals als Teenie zu mir sagte, du willst ja immer nur lesen und schreiben und nie Party machen. Tja. Shame on me and on november!

Galileo

Gestern Abend hab ich mit dem Kind eine interessante Sendung gesehen – eine Spezialausgabe von Galileo, die letzten 50 Jahre in Bildern, also pro Jahr ein Bild, das besonders prägend für das Jahr war. Sowas liebt er ja und ich fands eigentlich auch ganz spannend.

Etwa der Brand auf Windsor Castle 1992. Soviel hatte das Schloß ohne Schaden überstanden, Bürgerkriege, zwei Weltkriege… nur dass dann schlußendlich einfach ein Halogenstrahler umfällt und ca. ein Fünftel des Schlosses abbrennt. Die Queen bezeichnete (unter anderem deshalb) das Jahr 1992 als “annus horribilis”. Denn Windsorcastle war ihr Lieblingsschloß. Das Kind und ich amüsierten uns darüber, dass jemand soviel Schlösser hat, dass er quasi einen Liebling darunter küren kann. Das Schloß wurde übrigens wiederaufgebaut, das hat die Queen quasi selbst finanziert, indem sie den Buckingham Palast für Besucher öffnete und die Einnahmen für den Wiederaufbau von Windsor Castle verwendete.

Und ich erinnerte mich dann, dass ich bei meiner Oma als Kind immer die ganzen Illustrierten gelesen habe und zwar mit großem Vergnügen (gulity pleasure!) und deshalb die ganzen königlichen Schlößer auch mal auswendig kannte: Highgrove beispielsweise und Sandringham, was die Königsfamile von Weihnachten bis Ende Jänner bewohnt, wenn man mich fragt zahlt sich das nicht optimal aus, aber bitte. Und Balmoral, das Schloß in Schottland, das glaub ich Diana gehasst hat, weils dort so rural und kalt war.

Anyway: auch interessant war in der Sendung das Jahr 1975, in dem Jahr hat Playmobil ein Bauarbeiter-Spielzeugset verkauft und dafür Werbung gemacht, bei dem fünf Kisten Bier inkludiert waren. Und der Bauarbeiter sagt zum anderen: “Das ist heut schon meine 5. Flasche” und der andere sagt: “Macht nichts, wir haben noch ein paar Kisten.” Heut irgendwie undenkbar, damals immerhin auch ein kleiner Skandal und das “Bier” musste aus dem Sortiment genommen werden.

Das hat mich wiederum daran erinnert, dass das Kind mit zweieinhalb Jahren ein Baustellen-Buch besessen hat, das wir uns immer wieder angeschaut haben. Er konnte damals noch gar nicht sprechen und ich hab ihm halt alles im Buch erklärt, unter anderem, dass der LKW Fahrer grad Pause macht und “Bier trinkt”. Weiß nicht, ob es wirklich Bier war, es sah zumindest so aus. Ich dachte, das Kind versteht es eh noch nicht. Und was machte das Kind, als es dann sprechen konnte, er griff zum Buch, blätterte auf die dementsprechende Seite, zeigte auf die Flasche und sagte: “Bier”. Ähm.

No future diesseits und jenseits das Teichs

Nachdem ich letztens was von guilty pleasure Songs geschrieben habe, hab ich irgendwo im Netz in eine Auflistung von ebensolchen gefunden. Unter anderem war da You get what you give von den New Radicals.

Das ist für mich kein guilty plearsure Song, im Gegenteil. Es ist so, dass ich You get what you give von den New Radicals wirklich überhaupt nicht leiden kann, um es mal nett zu formulieren. Ich hab mir den Song dann aber trotzdem nochmal angehört um mein Missfallen quasi zu verifizieren und ja, ich finde den Song – um Tartarotti zu zitieren – immer noch fürchterlichst. Er hat diese no future auf US-amerikanisch Attitüde, die Kids wissen ihren Frust über alles nicht anders zu kanalisieren als teure Autos, genauer Mercedes Benz’, zu demolieren und alle zu beschimpfen, obwohl sie eigentlich Liebe brauchen. Am Ende zählt der Sänger quasi in Rollenprosa auf, wer ihn aller nervt und “Fake” ist, nämlich: “Hanson, Courtney Love und Marylin Manson” (reim dich, oder ich fress dich!).

Das hat mich dann aber an einen anderen Song erinnert, der quasi no-future auf britisch ist, nämlich The Dark of the Matinee von Franz Ferdinand.

Und diesen Song mag ich gerne, weil er in seiner Gesellschaftskritik viel spitzfindinger ist als die öde New Radicals Nummer. Auch in good old UK sind die Jugendlichen etwas orientierungslos, die schulische Ausbildung wird kritisch betrachtet und der Protagonist macht seinem Unmut Luft, in dem er seinem love interest erzählt, was ihn alles nervt:

“Accidentally, I
Charm you and tell you
Of the boys I hate
All the girls I hate
All the words I hate
All the clothes I hate
How I’ll never be anything I hate”

Soweit so schlecht, aber dann die Reaktion des love interests:

“You smile, mention something that you like
Oh how you’d have a happy life
If you did the things you like”

So einfach kanns manchmal sein. Und dann wird der Protagonist des Songs aufgrund der geänderten positiven Lebenseinstellung irgendein Künstler, der selber nicht so genau weiß, welche Kunst er ausübt, damit aber enormen Erfolg hat, und auf BBC2 dem legendären Moderator Terry Wogan ein Interview zu seinem nebulösem Tun geben darf.

Das find ich ziemlich originell.

Polo Werbung

Die Werbung für den neuen VW Polo find ich ja sehr gelungen.

Da sieht man zuerst einen kleinen Jungen, der sich dauernd bei Aktionen mit fahrbaren Untersätzen (Laufrad, Rad, Motorrad) verletzt und von seinem Vater in die Notaufnahme gebracht wird. Als er dann seinen Führerschein gemacht hat und seinen Vater auf die erste Ausfahrt mitnehmen will, sieht man sofort und verständlicherweise die Panik im Blick des Vaters.

Gotteidank – so die Werbebotschaft – hat sich der Sohn einen Polo gekauft, der ihn auf alle möglichen Gefahrensituationen aufmerksam macht und vor Schlimmeren bewahrt. So gibt es zb auch die Funktion, dass das Auto bremst, wenn ein Mensch direkt vor einem auf der Fahrbahn steht, siehe:

Der Passantin ist das Einkaufssackerl gerissen und alle möglichen Einkaufsgüter sind dabei auf den Boden gefallen. Da beißt einen die Godfather-Symbolik natürlich in den Allerwertesten. Denn herumkullernde Orangen bedeuten in den Paten-Filmen nichts gutes, bzw. weisen auf eine erhöhte Sterbewahrscheinlichkeit hin.

Well played, VW!

Post Birthday

Auch dieses Jahr gabs natürlich wieder eine Kindergeburtstagsparty zum ersten runden Geburtstag des Kindes im Family Fun Indoor Spielplatz. Und wie auch voriges Jahr haben wir die Kinder vom Haus gleich mitgenommen.

Diesmal hab ich mir gedacht werd ich ganz cool bleiben und nicht aufgeregt sein wie sonst immer, ob eh alles gut geht und ob es eh allen gefällt und ob eh keiner sich verletzt oder irgendwas verliert oder sonstiges; das ging auch ganz gut bis dann fünf Jungs schreiend vor lauter Eurphorie durchs Stiegenhaus gelaufen sind, da kam dann kurz ein Anflug von “mein Leben zieht im Schnelldurchlauf an mir vorbei.” Und natürlich passiert immer etwas Unvorhergesehenes, diesmal: der Hund unseres direkten Nachbars ist vor lauter Begeisterung mit den Kindern am Gang herumgerannt, die Tür fiel ins Schloss und beim Nachbarn war außer ihm niemand zuhause. Öhm. Gottseidank fiel mir recht bald ein, dass ich ja einen Zweitschlüssel dieser Nachbarn für Notfälle hab. Also haben wir den Hund wieder in die Wohnung gelockt (gar nicht so einfach) und eingesperrt.

Die Party selber – mit Pizza zu Mittag und Torte zur Jause – lief eigentlich sehr entspannt. Außer, dass die Kinder immer wieder wegen Jetons oder Kleingeld fragen kamen, sah man sie nicht viel. Schön fand ich, wie sie miteinander umgehen, so freundlich und fürsorglich, es gab nicht mal den Anflug von Streit oder Mißstimmung. Als wir dann alle Pizza aßen und ein Kind dauernd was von mir wollte (Flasche aufmachen, Getränk einschenken usw) sagte eine Schulkollegin vom Kind “Wart, das mach ich, damit die Heidi mal essen kann.” Da war ich fast gerührt vor soviel Umsicht und Rücksichtnahme. Tolle Kinder sind das.

Nach fünf Stunden Herumtoben waren dann alle recht müde, v.a ich, weil doch recht viel los war und dementsprechend laut und auch etwas stickig. Die abholenden Eltern waren in der Mehrzahl froh, dass sie nur fünf Minuten die heiligen Kindervergnügungshallen betreten mussten, aber ich finds insgesamt eigentlich eine gute Geburtstagslocation.

Bei der Heimfahrt fuhren bei mir andere Kinder im Auto mit als bei der Hinfahrt und einer meinte gleich: “Du hast ja gar keine Rückfahrkamera!” Und ich dann: “Stimmt, aber ich glaube, ich werde trotzdem ausparken können. ” Und das hab ich tatsächlich auch geschafft. Harhar.

Bin gespannt, welche Geburtstage mir in der neuen Ära, mit quasi jugendlichem Kind, uns dann bevorstehen werden.

Sign of the times

Hab vorige Woche einen Song entdeckt, der mich ganz schon gepackt hat. Er ist von Harry Styles und heißt Sign of the times.

Der Mr. Styles ist 23 Jahre jung und singt so, als wäre sein Leben schon einmal komplett auseinandergebrochen und nur notdürftig wieder zusammengesetzt worden. Also sowas, was man eher 40 jährigen zuschreiben würde (harhar). Dabei ist Mr. Styles eigentlich Ex-Boygroup Mitglied und zwar von der Band One Direction aber ich gebe zu, ich weiß von denen so gut wie nichts. Aber ich find es echt bewunderswert, so einen Song, der irgendwie sehr auf die dunkle Seite des Lebens hinweist und auch ein bisschen bedrohlich wirkt, in so einem zarten Alter (mit)geschrieben zu haben und so zu performen, als wüsste er schon viel (mehr als er wissen sollte).

Übrigens ist der Song so langsam, dass es im Kommerzradio nur quasi als Radio-Edit gespielt wird, weil man die langen Passagen, wo zu wenig Action fürs Radio ist, rausgeschnipselt hat. Styles hat es aber geschickter gemacht als zb Gun’s roses bei November rain und hat die Passagen schön über den ganzen Song verteilt, so dass man ihn nicht in der Mitte einfach jedesmal ausfaden kann.

Vlogger Luca

Das Kind ist wieder da und nachdem ich alle Fotos und Videos vom Wochenende gesehen habe – um 11 Uhr also immer noch im Pyjama war – haben wir uns VLOGs von Luca Concrafter angeschaut.

Falls ihn jemand nicht kennt (was durchaus möglich ist, wenn man über 30 ist harhar): es handelt sich hierbei um einen 21 jährigen Youtuber, der 2,5 (sic!) Millionen Abonennten hat und den goldenen Playbutton von You Tube. Was auch immer das genau ist.

Außerdem lebt er in einer äußerst chicen Wohnung, hat eine Reinigungskraft und ein Cabrio und sein Kleiderschrank ist riesig. Bin komplett geplättet, wie sich das ein Student leisten kann, bzw. dass man echt von Youtube (so gut) leben kann. Aber zur Verteidgung muss man sagen, der Typ ist echt witzig und selbstironisch. Das ist also kein kulturpessimistischer Eintrag zum Thema “früher war alles besser.”