almis personal blog

Rage

Gestern hab ich ein Standard Interview mit Klimaforscherin Kromp-Kolb gelesen, die am liebsten die Formel 1 verbieten würde, wegen Klima.

Vorneweg gesagt: Ich habe kein Auto mehr. Ich habe nicht vor, in diesem Leben nochmal eines zu besitzen oder auch nur zu lenken. Ich erledige 70 Prozent meiner Alltagsaktivitäten zu Fuß, den Rest mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Heute ist der 3. März und ich bin in diesem Jahr erst zweimal in einem Auto mitgefahren. Auf Urlaub mit Auto ist auch schon fünf Jahre her. Also ich bin überhaupt kein “Auto-Mensch”

Dennoch triggert es mich unheimlich, wenn ich diese Selbstgerechtheit lese, die dieses gesamte Interview atmet. Die Formel 1 Rennen werden quasi mit Tierhatz im alten Rom verglichen, der Sport ist menschenverachtend. Gehts vielleicht auch mal eine Nummer kleiner? Ich finde es sagenhaft, wie Leute sich immer wieder hinsetzen und anderen erzählen wollen, was sinnvoll ist oder nicht, woran sie sich in ihrer Freizeit erfreuen dürfen und woran nicht. Hint: Meistens ist das entbehrlich, dem die interviewte Person persönlich nichts abgewinnen kann. Und diese Ideen von: Jedem Menschen wird ein CO2 Punktekonto zugeteilt, dass er dann verwenden kann oder eher muss. Überhaupt nicht totalitär, gar nicht datenschutz-rechtlich bedenklich, aber wo! Muss man jetzt schon wieder ExpertInnen zu Wort kommen lassen, die eh schon ihre festgefahrene Meinung haben und für Diskurs in keiner Weise offen sind und ihre Äußerungen gern als sakrosankt betrachten?

Am besten in dem Interview ist allerdings folgender Satz, als es darum geht, ob sich Sportler politisch äußern dürfen oder nicht. Kromp-Kolb sagt: “Wenn Sportlerinnen und Sportler als Menschen gesehen werden, muss man ihnen Anschauungen zugestehen, die sie auch zum Ausdruck bringen dürfen.” Also ich bilde mir ein, dass Sportler in den letzten Jahren durchaus ab und zu ihre Meinung gesagt haben und die durften dann im Zweifel nicht mal mehr an Wettkämpfen teilnehmen, weil es leider die falsche Meinung war. Also was soll dieses Geheuchel? Nochmal: Ich bin durchaus dafür, über Klimaschutz zu sprechen, aber bitte mit einer anderen Attitüde. Sonst tut man der Sache nämlich gar nichts Gutes.

Mama ragt wieder, würde das Kind sagen.

Growing up

Der Moment, in dem nicht du deinem Kind schreibst, ob es sich nicht für den Mathe-Förderkurs anmelden möchte (obwohl es nicht “notwendig” wäre)

Der Moment, in dem dein Kind dir schreibt, dass er sich für den Mathe-Förderkurs angemeldet hat (obwohl es nicht “notwendig” wäre), aber kann ja nicht schaden.

Das ist vermutlich dieses Erwachsen-werden.

Hi 2023

Jetzt wären die Weihnachtsferien auch wieder vorbei, das Kind ist “begeistert”. Ich bin aber schon irgendwie froh darüber, dass es wieder eine Pause von diesen Nächten gibt, in denen er um 2.30 in mein Zimmer kommt und mich nach meinem Paypal-Code fragt, so als wäre hellichter Tag und ich putzmunter.

Ich habe schon Angst gehabt vor Weihnachten diesen Jahr und vor allem vor dem Jahreswechsel. Das Jahr 2022 war ja nicht unbedingt mein allerbestes Jahr. Aber ich habe dann doch sehr viele schöne Dinge in den Ferien erlebt, ich war in der Ingeborg Bachmann Ausstellung im Literaturmuseum, wir waren in der Remise/Verkehrsmuseum, Steak essen und beim Asiaten, ich habe The Banshees of Inisherin gesehen und war in einer Klaviermatinee im Leopoldmuseum mit L. und anschließend noch im Cafe dort lunchen. Ach ja und ich wurde auf den Cobenzl eingeladen, im Zuge eines Arbeitsprojekts, in das neue Rondell Lokal, und auch am Cobenzl hab ich Erinnerungen, ach diese Erinnerungen.

Später waren wir dann noch am Kahlenberg und haben über Wien geschaut und das sollte man vermutlich an jedem Jahresanfang machen, um neu zu beginnen, auch wenn Wien im Jänner zerprackt vor einem liegt, ganz farblos und erschöpft, aber so fühlt man sich ja selbst auch manchmal.

Kahlenberg, 3. Jänner 2023

Hi 2023! Und: Die ungeraden Jahre sind immer die besseren.

Neues Leben, 27

Ein halbes Jahr hab ich jetzt dieses neue Leben. Eigentlich ist schon ganz schön viel Zeit vergangen.

Nach den ersten Wochen, in denen ich im Schock war, und dem Sommer, den ich so semi-depressiv verbracht habe, obwohl ich generell wenig zur Depression neige (Hallo unmotiviertes Weinen in der S-Bahn) bin ich jetzt in so einer Art taubem Zustand. Ich kann auf die Frage, wie es mir geht, nichts vernünftiges antworten: nicht wirklich gut, nicht wirklich schlecht. Ich arbeite viel, ich schreibe, ich lese, gehe oft frühstücken und spazieren. Manchmal lache ich auch wieder wie früher. Aber trotzdem ist es nicht wie früher. Vielleicht wird es das auch nicht mehr. Das soll nicht larmoyant klingen, das Leben ist eben Veränderung und man bleibt nicht exakt der, der man mal war, wenn Dinge passieren und das ist auch in Ordnung so. Nur so entwickelt man sich weiter.

Während ich das schreibe, sitze ich gerade auf meinem Bett in Atzgersdorf mit nassen Haaren, das Frühstückstablett neben mir (neuerdings frühstücke ich hier so), habe eine dicke Kuschelweste an, rund um mich die Sonntagszeitungen und der Notizblock, in den ich gerade etwas zum Jelinek Film notiert habe, den ich gestern auf der Viennale gesehen habe. Ich trinke Orangensaft und dann werd ich auf den Friedhof gehen. Ich hab gestern aus dem Bus heraus einen Imbissstand gesehen, der so bizarr ausgesehen hat, vor einem Friedhofstor, den muss ich einfach fotografieren. Danach werd ich mein Review weiterschreiben usw.

Mir war noch nie langweilig, mein Leben ist ausgefüllt. Dennoch fehlt dieser kleine (nicht-physische) Raum, in dem wir alles sagen konnten, uns alles erzählen, der einfach nur uns gehört hat, der geborgen, dennoch aufregend und manchmal auch ein bisschen gefährlich war, in dem ich mich verstanden gefühlt habe, in dem ich von meinem Leben und mir sprechen konnte wie nirgends sonst und mich dabei an jemandem festhalten, ja den Raum gibt es nicht mehr. Und das ist – trotz allem – eben einfach traurig. Und das darf auch so sein.

Die Hofrichter

Ich bin ja weitgehend bei meinen Großeltern väterlicherseits aufgewachsen, sie haben irgendwie die Elternrolle übernommen. Die anderen Großeltern hab ich nie kennengelernt, weil beide bereits gestorben waren als ich auf die Welt gekommen bin. Und viel erfahren habe ich über sie auch nie, vielleicht weil die Familienkonstellation eh schon speziell war.

Als ich mit 41 oder 42 eine Gesundenuntersuchung gemacht habe und meine Blutwerte so gut waren, hab ich meinem Vater davon erzählt (dessen Blutwerte waren in dem Alter total mies) und meinte, das hätte ich dann wohl nicht von ihm geerbt. Worauf er sagte, dann müsse ich wohl die Geisteskrankheiten aus der “anderen Familie” geerbt haben. Harhar. Ich glaube schon, dass er ein bisschen recht hat, weil ich mich bisher sehr viel mehr mit meinen psychischen – na ja – Baustellen auseinandersetzen mussten, als mit körperlichen Störungen.

Was er mit Geisteskrankheiten gemeint hat, war u.a., dass ein Cousin von meinem Uropa, dieser Mann hier war. Er hat dann seinen Namen geändert, während meine Mama noch mit dem “alten” Nachnamen aufgewachsen ist. Na ja. Und heute erfahre ich, dass meine Großmutter (mütterlicherseits) von ihrem ersten Mann angeschossen wurde und sich in den 1930er Jahren von ihm scheiden ließ, um dann meinen Großvater zu heiraten. Bitte was für arge Geschichten gibt es in dieser Familie. Meine Mutter so: “Es war eh nur ein Streifschuss”. Ok, na dann!!

Gleichzeitig habe ich aber auch erfahren, dass meine Großmutter so schön war, dass sie einen Brief, der keine Adressangabe enthielt, nur “an die schönste Frau von Rudolfsheim-Fünfhaus” auch tatsächlich erhalten hat. Ich dann so zu meiner Mama: “Kann ich mal ein Foto sehen?” Harhar.

Meilenstein

Gestern hat das “Kind” – eine Woche vor seinem 15. Geburtstag – das erste Mal alleine zuhause geschlafen. Ich bin nach Atzgersdorf aufgebrochen, wie immer am Samstagnachmittag/Abend, und habe natürlich noch ordentlich helikoptert – hier ist das Essen im Kühlschrank, bitte dreh den Herd ab, wenn du ihn aufdrehst, da ist dein Gewand, da hängt der Schlüssel, brauchst du noch was usw. Also unerträglich natürlich.

Bevor ich dann wirklich gegangen bin, ist mir eingefallen, was mein Opa immer zu mir gesagt hat, wenn ich plötzlich aus heitrem Himmel anhänglich geworden und mich zu ihm gekuschelt habe: “Na ist dir die Liab ein’gschoss’n?” Ganz lieb hat er das gesagt, nicht vorwurfsvoll harhar.

Jedenfalls sag ich dann gestern beim Gehen zum Kind: “Und ruf mich an, wenn dir die Liebe einschießt!” Das Kind daraufhin ganz trocken: “Das wird nicht passieren.” I bet!

Es ist auch nicht passiert, deshalb war das mein Anblick beim Schlafengehen im Haus:

Manker zu Seidl

Sehr lustig war der Schlagabtausch zwischen Paulus Manker – zu Gast in Willkommen Österreich – und Grissemann. Grissemann fragt Manker, ob der Spiegel auch schon bei ihm aufmerksam wurde, auf die Zustände am Set.

Daraufhin Manker: Dein Bruder, der behauptet, dass er Kulturchef vom Profil ist, traut sich nicht, über Ulrich Seidl kritisch zu schreiben, weil er mit ihm seit Jahren verbandelt ist.

Gelächter und Applaus.

Grissemann: Ich gebe dir hier das Forum, etwas Kritisches über Ulrich Seidl zu sagen. Was hat er sich zuschulden kommen lassen?

Manker: (…) Es ist ein zweischneidiges Schwert. Ich mag ihn schon, ich habe mit ihm schon mal eine Theaterproduktion – abgebrochen

Grissemann: Die Frage war anders. Was kann man ihm vorwerfen?

Manker: Das weiß ich nicht, ich war ja nicht dabei.

Grissemann: “Ich weiß es nicht” – Interessante Antwort, vielen Dank für das Gespräch Herr Manker.

Manker: Ich kann weder was Schlechtes noch was Gutes sagen. Die Filme von ihm haben eine besondere Qualität.

Grissemann: Danach hab ich nicht gefragt.

(….)

Manker: (…) Man muss ihn nicht mögen, aber der internationale Success und die Bedeutung, die er für unser Land bringt, ist beachtlich.

Girssemann: Das waren also die Vorwürfe gegen Ulrich Seidl während des Sparta Drehs?

Manker. Ich habe dem Ulrich Seidl nichts vorzuwerfen. Er ist ein kontroversieller – der Künstler hat kontroversiell zu sein, sonst kann er ja gleich Journalist werden!

Motivational advice

Kind: Am Mittwoch hab ich Referat, ich bin so nervös.

Ich: Weißt wie ich das immer gemacht hab früher? Ich hab es verdrängt bis Mittwoch Früh. Ab dann reicht es auch noch. Weil, wer weiß was bis Mittwoch ist. Vielleicht gibts einen Atomkrieg und keiner lebt mehr am Dienstagabend. Dann war die ganze Nervosität umsonst und du hast dir deine letzten Tage damit versaut.

Kind: Ja stimmt.

Follow me for more motivational advice. Harhar.