almis personal blog

Neues Leben, sechzehn

Für mein Haus hab ich mir eine Lichterkette bestellt, an die man Fotos anbringen kann. Jetzt will ich aber nicht nur Fotos aufhängen, sondern auch Sprüche und ähnliches und dafür einiges bestellt. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

Oder so:

Und mit LaLaLand Bezug:

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Neues Leben, fünfzehn

Die letze Woche war irgendwie nicht gut, obwohl es Highlights gab, zum Beispiel Freunde in größer Runde zum Grillen treffen, erstes Mal nach Corona wieder. Trotzdem war ich jeden Tag noch ein bisschen gedrückter. Ich hab dann M. geschrieben: Wieso gehts mir jetzt wieder schlechter, soll das nicht anders laufen? Und sie hat geantwortet: Vielleicht geht es mal ein wenig bergab, bevor es wieder besser wird. Sie hat vermutlich recht. Ich bin mir auch sicher, dass in irgendeiner Reflexion über Phasen der Trauer garantiert sowas auch drinnensteht. Also glaub ich einmal daran.

Jedenfalls hatte ich dann am Freitag wirklich einen Tiefpunkt, durch etwas anderes ausgelöst, wo ich dann wirklich schlimm weinen musste, fast so ein kleiner Mini Nervenzusammenbruch und das, wo ich abends von L. ins Konzerthaus eingeladen war. Bis zum Abend weinte ich nicht mehr, ich schaffte es sogar mich akzetabel zurecht zu machen mit Kleid und meinen (teuren) italienischen Sommer-Ballerinas, aber meine Augen taten mir weh und ich blinzelte gefühlt die ganze Zeit. Aber sonst war es wirklich sehr nett. Wir tranken Aperol Spritz und aßen hervorragend, inklusive warmer Schokokuchen zum Dessert. Das Konzert war dann auch interessant: Rachmaninov und so (ja, die Russen wieder!). Ich verstehe nicht viel von klassischer Musik, aber die eineinhalb Stunden vergingen schnell für mich.

Danach beschlossen wir, zu Fuß zur Schnellbahnstation Rennweg zu gehen, und auf dem Weg dahin fanden wir ein Tablet. Und dadurch hab ich mich wirklich so gut amüsiert wie schon lange nicht mehr, weil alles so absurd war.

Das Tablet lag vor einem geschlossenen Lokal auf einer Art Bank und dabei ein Zettel, eine Liste von Tagungsteilnehmern was uns zu dem Schluss brachte, dass wohl einem der Teilnehmer dieser Tagung das Tablet gehören muss. Mein Sohn würd jetzt sagen: No shit, Sherlock. Jedenfalls hat L. dann im Hotel angerufen, wo die Tagung stattgefunden hat und ich habe derweil die Person gegoogelt – und tatsächlich: Der Tagungsleiter wohnte dort, war aber gerade nicht im Haus. Kurzerhand sind wir dann hingegangen – strange in ein nobles Hotel in der eigenen Stadt zu marschieren, immerhin gut gekleidet – und haben alles nochmal erklärt und das Tablet dann dem Portier anvertraut. Kurz darauf schon haben wir uns geärgert, dass wir unsere Kontaktdaten gar nicht hinterlassen haben und haben gemutmaßt, dass jetzt gesagt wird: Ja, also dieses Tablet haben vorher zwei junge hübsche Damen abgegeben, da mussten wir sehr über uns lachen. Harhar. Das war schön.

Neues Leben, dreizehn

Ich schau alte ESC Songchecks und als ich das jemandem erzählte, meinte der: “Der Songcontest ist doch vorbei”. Also das ist mir echt zu passiv-aggressiv sorry. Harhar. ESC ist das ganze Jahr! Jedenfalls bin ich wieder auf Say Na Na Na von Serhat gestossen, der ja den Menschen in seinem Song anbietet, jederzeit bei ihm anzurufen, damit er Lebensweisheiten mit ihnen teilen kann, Weisheiten wie diese:

Just be strong and look at me
Hear me when I say
Who cares that you’re out of love?
It happens every day

Und man soll einfach immer ein fröhliches “Na Na Na” auf den Lippen haben. Ja genau, da gehts mir natürlich gleich viel besser, wieso bin ich da nicht schon selbst draufgekommen? Und solche Menschen gibts tatsächlich in real life auch, die einem Tipps in der Preisklasse geben. Das ist nur eine Stufe über: Jetzt reiß dich aber mal zusammen. Na JA, sag ich da nur.

Ich bin jetzt in der Phase, inspirational quotes zu lesen – der Facebook Algorithmus hat erstaunlich schnell überrissen, was mit mir los ist & liefert den passenden Content – und Ratgeberbücher (im weitesten Sinn) zu lesen. Heute bin ich zu Fuß in die Bücherei gegangen und bin dort herumgestreift – ich liebe es, in der Bücherei zu sein, mit anderen Leuten, die dort sind und alle reden leise miteinander und blättern in Büchern; in der Flodo Bücherei gibt es sogar einen angrenzenden Garten; und da habe ich mir dann gedacht, es ist doch positiv, wenn man weiß, was einem guttut. Ach ja, dieses Zitat von Mirna Funk aus einem Woman Interview hab ich in der Bücherei nochmal fotografiert (Qualität immer noch schlecht), aber es spricht mich so an.

Ich weine eigentlich wenig. Aber oft überkommt mich so eine allgemeine Erschöpfung, im Zuge derer ich mich hinlegen muss, so überwältigt und körperlich ausgelaugt bis leer fühl ich mich da, aber das ist viel besser als weinen, das einem ja nur weitere Kraft kostet, es ist irgendwie so ein ruhiges wieder zu Kräften kommen.

Neues Leben, zwölf

Wie ich in meinem letzten Blogpost erwähnt: Was fühlt sich jetzt gerade leicht an? Was brauche ich jetzt? Ich bin draufgekommen, dass ich Ruhe brauche. Und schreiben will, ja muss. Daraus wurde die Idee geboren, ungefähr einmal die Woche einen Tag für mich alleine in meinem Garten zum Schreiben haben. Gestern war der erste.

Ich bin um sieben Uhr aufgewacht – das Kind hat bei einem Freund geschlafen – und habe erstmal gemütlich allein gefrühstückt, mit Marmeladenbrot, Ei, Saft, Kaffee und Zeitungen. Das Sonntagsfrühstück muss ich auch “reframen”. Das habe ich jahrelang zu zweit verbracht und das Frühstück fand erst zu Mittag oder sogar am frühen Nachmittag statt und hat lange gedauert und war so vertraut und einfach wunderschön. Na ok, egal. Also ich habe zuhause gefrühstückt und bin dann zu Fuß zum Bahnhof Floridsdorf gegangen. Dann nach Hetzendorf und vom Bahnhof Hetzendorf zu Fuß in den Garten, obwohl es da auch einen Bus gäbe, aber mir war nach Gehen. In ungefähr fünf Jahren kommt dann eine Schnellbahnstation direkt unter der Anlage – Benyagasse sofern sie den Namen nicht wieder ändern.

Dann bin ich ein bisschen im Garten gesessen und habe einfach nur geschaut. Es gibt kaum was beruhigenderes als einfach nur ins Grün zu schauen und den Vögeln zuzuhören.

Und dann habe ich zu schreiben begonnen. Also ich schreib eh schon länger an einem Text, aber wie das halt so ist, der Alltag, die Arbeit, die Verpflichtungen usw. oft fehlt die Energie. Aber die Ereignisse der letzten Wochen haben meinen Fokus jetzt wieder verschoben, hin zum Schreiben, weil ich auch ein Ventil brauche, um damit fertig zu werden. Ich hab das dann auf Insta gepostet, dass das mein zweites Buch wird – wie auch immer dann “gepublished” – und habe erstaunlich viele positive Kommentare auf diese Ankündigung bekommen. Das hat mich sehr gefreut und auch bestärkt, das bedeutet mir wirklich sehr viel, danke!

Jedenfalls hab ich geschrieben und geschrieben, dann was gegessen und dann wieder geschrieben und am Ende waren es 3000 Wörter, was ich nicht übel finde. Danach hab ich noch eine Weile in den Garten geschaut und dann bin ich wieder zurück nach Floridsdorf gefahren, wo der Sohn fast gleichzeitig mit mir heimgekommen ist.

Neues Leben, elf

Seit gestern bin ich Access Bars Practitioner.

Ich habe nämlich einen Access Bars Kurs besucht – weil ich erstens beruflich sehr viel für die Kursleiterin schreibe und mir das schon länger mal live ansehen wollte; und ich zweitens etwas gegen Kummer gesucht habe. Das war eine sehr gute Entscheidung – der Kurs fand von 9 bis 17.30 statt, wir waren eine kleine Gruppe auf einer Wellenlänge, haben viel geredet und gelernt, wie man sich gegenseitig die Bars gibt. Als ich die Bars das erste Mal bekam, bin ich fast eingeschlafen. Quasi von meinem ersten eigenen Schnarchgeräusch aufgewacht. Man darf ja auch schlafen, aber es war mir dann doch irgendwie zu peinlich. Jedenfalls wars sehr entspannend – ich hatte in der Nacht davor auch sehr schlecht geschlafen. Eine Teilnehmerin musste etwas früher gehen, weswegen ich am Ende mit der Kursleiterin zusammen war, die mich fragte ob ich mich trauen würde, ihr die Bars zu geben. Ich: Na klar. Ja, ich weiß auch nicht was mit mir los ist. Aber es hat gut funktioniert.

An Access mag ich, dass man eine andere Perspektive auf Dinge des Lebens bekommt. Also jetzt zum Beispiel in meiner aktuellen Situation. Man soll sich selbst Fragen stellen und probieren, was sich leicht oder schwer anfühlt. Wenn man sich in einer schwierigen Situation befindet, dann bringt es nicht viel, dass zu tun “was man dann halt so macht” oder was andere meinen, das jetzt gut wäre – sondern das, was sich für einen selbst leicht und stimmig anfühlt. Das bestätigt mich insofern, als ich das intuitiv auch so gemacht habe, nach einer kurzen Phase der Orientierungslosigkeit.

Na ja und jetzt hab ich eine Urkunde erhalten. Was mich daran erinnert hat, dass das (damals Klein)Kind meine Sponsionsurkunde irgendwann einmal in der “Reiß’n” hatte und die Urkunde hat das nicht überlebt (dafür war er 20 Minuten beschäftigt) und damals hab ich mich gewundert wie egal mir das auch war und wie wenig Wert ich auf sowas dann auch wieder lege. Aber meine neue Urkunde find ich schon sehr chic.

Neues Leben, zehn

Letzte Woche war ich bei meiner Frauenärztin.

Ich habe seit vorigem Jahr ein Myom – nix schlimmes, nervt manchmal, in letzter Zeit mehr. Das geht von selber weg, nach den Wechseljahren, also kann es sich nur noch um äh… Jahre handeln. Jedenfalls hab ich ihr von meiner Situation erzählt, weil ich schon seit 1996 ihre Privatpatientin bin (meine einzige Privatärztin equals viel Zeit) und wir uns dementsprechend gut kennen, und sie war sehr lieb und hat hilfreiche Dinge gesagt. Als sie mich dann untersucht hat, meinte sie, also von außen kann man das Myom schon mal nicht tasten, also hat es sich wohl nicht vergrößtert. Und ich so: “Na das ist ja schon mal gut” und sie: “Und wir wollen jetzt einfach nur gute Nachrichten hören”. Harhar. Süß!

Bei der Rückfahrt aus ihrer Praxis – im tiefsten Wien-Kalksburg, bin ich zum Westbahnhof gefahren und dann die ganze Mariahilferstraße hinuntergegangen. Ich hab ewig in einem Buchgeschäft Bücher angeschaut und die interessanten fotografiert (um sie mir für die Sommerferien zu kaufen), weil mich das zuverlässig glücklich macht und später bin ich bei einem Mc Donald’s vorbeigekommen. Das wäre ja nicht so außergewöhnlich und ich gehe auch praktisch nie dort essen, aber dennoch war es in dem Moment bedeutsam, weil der Sohn letztens einen “Knuffel” bekommen hat, einen Kuschelhasen, wo der Erlös irgendwie der Roland Mc Donald Stiftung für Kinder zugutekommt. Sidestep: Sohn fragt – wer ist Ronald Mc Donald. Ich: “Ein verhaltensauffälliger Clown” Na gut, jedenfalls fand ich den Hasen so lieb und habe ihn mir öfters zum Kuscheln nachts ausgeborgt, aber der Sohn wollte ihn mir partout nicht schenken. Also hab ich bei einigen Filialen gefragt, aber sie hatten keinen Knuffel mehr. Auf der Mariahilferstraße machte ich mir da noch weniger Hoffnungen (stark frequentiert usw), bin dann aber doch reingegangen und siehe da: Es gab noch einen Knuffel. Ich war selig. Kindisch, maybe, aber wenns hilft.

Daheim angekommen, meinte der Sohn, wir müssten den beiden jetzt Namen geben, um sie zu unterscheiden (meiner hat eine größere Nase und mehr Bauch). Der Sohn entschied sich für den Namen “Leandro”. Darauf ich: “Was ist das bitte für ein Hipster Josephbrot Boboville Name?” A: “Wie heißt deiner: Ich: “Sam”. Was ungefähr dem Hipsterfaktor vor zehn Jahren entspricht, wenn wir ehrlich sind.

This is Sam:

Neues Leben, acht

Heute ist ein wunderschöner Frühsommertag – der bis dato wärmste Tag des Jahres wird das und es ist mir danach, mich an Dinge zu erinnern.

Zunächst erinnere ich mich daran, wie ich als kleines Mädchen jeden Sommer in einem kleinen Dorf im Rosental verbracht habe, gemeinsam mit meinen Großeltern und zwei anderen kleinen Mädchen, bei deren Familie wir wohnten. Es waren so unspektakuläre Wochen, die ich Jahr für Jahr dort verlebt habe und trotzdem war ich einfach glücklich. Am Vormittag gingen wir in den Wald und am Nachmittag zur Tante Anni jausnen. Tante Anni war eine liebenswert-eigensinnige Person und hatte den lauschigsten Garten, den man sich nur vorstellen kann. Wir haben soviel mit meinem Opa herum geblödelt, wir haben Schartner Bombe getrunken und Kekse gegessen, wir haben in einem Badeschaffel geplantscht, haben Himbeeren gepflückt und Holz für die Tante geschlichtet. Aber am eindrücklichsten erinnere ich mich daran, dass ich immer wieder alleine hinter ihrer Scheune gesessen und auf das angrenzende Feld geschaut habe.

Ich hatte ein großes Thema in meiner Kindheit, das mein ganzes weiteres Leben bestimmt hat, und dieses Bild – ich sitz allein hinter der Scheune – hab ich oft für mich so interpretiert, wie bedürftig ich bin, so alleine sitzend, wie falsch ich doch bin in dieser Welt und, dass ich soviel Liebe und dann auch wieder soviel Bestätigung dieser Liebe brauche und es einfach niemals genug sein wird, ganz egal wieviel ich bekomme. Oft habe ich mir gedacht, ich werde noch auf meinem Sterbebett liegen und beklagen, dass es einfach niemals genug war.

Dann hab ich mein Leben gelebt, viele schöne Dinge sind passiert und auch weniger schöne Dinge, wie das halt so ist in einem Leben und ich bin das Thema einfach nicht losgeworden. Und dann habe ich einen Menschen zum ersten Mal gesehen und fühlte mich sofort derart von ihm angezogen als wäre er die längst erwartete Antwort – ohne, dass wir überhaupt noch ein einziges Wort gewechselt hatten. Drei Jahre haben wir weiterhin praktisch nichts gesprochen, uns nur immer wieder geschrieben und dann haben wir viereinhalb Jahre ganz viel geredet und plötzlich hat sich alles verändert: Meine Sicht auf die Welt und vor allem auf mich selber. Weil er in meiner Sprache zu mir gesprochen hat und seine Botschaft hinter allem war immer: Du bist richtig. Und plötzlich konnte ich es glauben.

Jetzt haben sich die Umstände geändert und ich bin sehr traurig, aber gleichzeitig bin ich auch unglaublich dankbar für diese Zeit und ich merke, dass diese viele Liebe, die ich jetzt in mir habe, sich wie ganz viel gute Energie für mich selbst anfühlt. Und vielleicht spürt auch er ein wenig davon.

Neues Leben, sieben

Die tschechische Band We are Domi, die mit dem Song Lights Off beim ESC antritt, singt:

“Where are you now when I miss you?
You’re sailin’ around in my peripheral”

Stefan Spiegel sagt im ESC Songcheck: “Was ist denn das? Man könnte auch sagen hold me closer” Und das ist ja wirklich – auch wenn ich den Song mag, sehr schlimme Robert Schneider Prosa. Wir erinnern uns, Robert Schneider war der von Schlafes Bruder. Und ja, man kann alles poetisch umschreiben, was man auch etwas volkstümlicher ausdrücken könnte. Poesie ist natürlich – dosiert eingesetzt – was wunderschönes, aber man muss auch ein bisschen aufpassen, dass es nicht beliebig wird. Wobei die Lyrics von Lights Off generell schon charmant sind.

Wie gehts mir bzw. wie beantwortet man diese Frage, die mir täglich von lieben Menschen gestellt wird, wirklich wahrheitsgemäß? Die richtige Antwort lautet wohl: Ich weiß nicht wie es mir geht. Ich hab ein (großes) Kind, in einem prüfungsstarken Monat, ich bin selbstständig und habe derzeit viele Aufträge, dazu ist ESC Zeit, ich habe seit Samstag ein Ronald Mc Donald Kuscheltier – ok, es gehört dem Teenie, aber ich borg es mir aus – ich bin beschäftigt. Ich versuch viel spazierenzugehen, morgens und abends, und vor allem versuche ich zu schlafen, was mal besser, mal schlechter geht. Ich würde sagen: Ich lebe.

Ach ja und gestern war ich sogar im TV – also mein Name zumindest; als redaktionelle Mitarbeiterin für eine ORF3 Doku. Das hat mich schon gefreut. Die Doku ist btw. sehr sehenswert – und noch eine knappe Woche in der ORFtvthek zu sehen.

Neues Leben, sechs

Ich könnte gleich wieder weiter-ranten, wenn ich überall lese, dass die Ukraine den ESC gewinnen wird.

Unpopular opinion: Der Song Stefania vom Kalush Orechstra ist für mich einfach kein ESC Gewinnersong. Er ist weder als Lied selbst stark genug, noch ist er wirklich überzeugend gesungen/performt. Ja klar, der ESC ist auch ein Gradmesser des Zeitgeistes und das spricht für die Ukraine, aber dennoch ist es doch in erster Linie ein Musikwettbewerb. Man kann den Zeitgeist mit einer guten Platzierung würdigen, aber ich sehe Stefania nicht als Siegersong.

Anders wäre es voriges Jahr gewesen, als die Ukraine tatsächlich einen sehr starken Beitrag hatte, Shum von Go_A. Damit haben sie den 5. Platz belegt, bei der Publikumswertung waren sie tatsächlich Zweiter (hinter Italien). Mit dem dementsprechenden Rückenwind heuer hätten sie mit diesem Song sicherlich gewonnen. Aber die Qualität sehe ich beim Kalush Orechestra halt einfach nicht. Ein Sieg würde mich enttäuschen, aber natürlich würde ich dem ESC deswegen nicht abschwören, der ESC rettet mich gerade irgendwie über “Woche 1” und da merke ich schon, dass die Beschäftigung damit mich wirklich fasziniert und erfüllt; auch wenn mir klar ist, dass viele meine Songcontest Obsession nicht nachvollziehen können, aber jeder hat halt so seine Macken, nicht.

Was würde ich persönlich heuer gerne siegen sehen: Italien in erster Linie. Ich liebe dieses Lied einfach und es hat für mich in den letzten Tagen noch an persönlicher Aktualität gewonnen. Aber auch UK find ich brilliant. Oder Norwegen, weil es so weird und trotzdem eine echt gute Nummer ist.

Neues Leben, fünf

Abgesehen von meinem persönlichen Zustand bin ich auch über den Zustand unserer (Medien)gesellschaft derzeit gar nicht erfreut. Ich denk mir gerade oft, ob wir irgendwann aus unser Wokeness/Political Correctness/Gedankenverbotszone wieder rauskommen, in der wir uns offensichtlich schon länger befinden.

Ein kleines und nicht mal politisches Beispiel, das indirekt mit dem Song Contest zu tun hat, als per se schon nicht unbedingt weltbewegend sein sollte. Gestern postet jemand, dass Italien in der ESC Probenwoche das erste Rehearsal hat, aber ein Teil des Duos – nämlich Blanco – daran gar nicht teilnehmen wird. Manche sind darüber erzürnt, ich nicht, weil das ja nicht mal so ungewöhnlich ist – Salvador Sobral, immerhin Sieger von 2017, hat glaub ich, an gar keine Probe damals teilgenommen. Jedenfalls poste ich: “Should not be that big of a problem they know how they are doing their thing.” Ich mein, sie haben immerhin San Remo gewonnen, sie haben eine unfassbare Chemie miteinander, also was solls, wenn er eine Probe verpasst. Daraufhin antwortet jemand: “Better to be not too selfconfident.” Worauf ich wieder schreibe: “They are italians, thats their thing too”: Worauf mich jemand zurechtweist: “Thanks for your stupid cliché on ALL the italian people.”

Ich mein hallo? Das war natürlich ein Witz. Ich habe sogar ein entsprechendes Emoji dazu gegeben. Ja, man kann nicht über ein ganzes Volk sprechen, ja, es ist zum Teil ein Klischee, aber auch ja, ich persönlich habe den Eindruck, dass “die Italiener” schon tendenziell oft sehr selbstbewusste Menschen sind huch. Und ja, das sagt über eine Einzelperson natürlich nix aus. Und nein, ich finde selbstbewusst nichts schlechtes – im Gegenteil – und ich meine damit auch nicht überheblich, ganz und gar nicht. Und darf man vielleicht noch irgendwas sagen, was einem halt grad spontan einfällt und was einem amüsant vorkommt und irgendwie zur Situation passt, ohne, dass man überlegen muss, ob man jemandem gerade auf den Schlips tritt? Oder, dass man einen zehnzeiligen Disclamer anhängt? Und nein, ich bin nicht dafür, dass man gedankenlos jemandem zu nahe tritt oder gar verletzt, aber so macht das doch auch keinen Spaß mehr.

Rant over.