Nach den Oscar Nominierungen sind selten alle zufrieden. Das ist jedes Jahr so und liegt in der Natur der Sache. Heuer fand aber diesbezüglich ein ganz besonderer Shitstorm statt und ich schwanke zwischen dem Gedanken, dass das vollkommen lächerlich ist und dem, dass es zumindest toll ist, wenn öffentlich über Filme diskutiert wird (wenn auch das Niveau zweifelhaft ist).
Es geht darum, dass Margot Robbie nicht für ihre Hauptrolle in Barbie nominiert wurde und Greta Gerwig nicht für die Regie, und diese “Snubs” haftet somit etwas frauenfeindliches an. Dabei wird vergessen, dass die fünf Personen, die anstatt von Robbie nominiert wurden, ja ebenfalls Frauen sind und, dass es auch in der Regie-Sparte eine Frau gibt, die nominiert wurde (Justine Triet für Anatomie eines Falls). Außerdem ist es ja nicht so, dass Barbie nirgends nominiert wurde, insgesamt sogar achtmal und Robbie und Gerwig eh auch – halt als Produzentin bzw. Drehbuchautorin. Also wirklich ein unfassbarer Skandal, der sogar von Hillary Clinton unnötig kommentiert wurde, während Whoopi Goldberg den non-brainer rausgeschossen hat: Nicht jeder kann nominiert werden.
Mich persönlich hat ja eher die Nominierung von America Ferrera (beste Nebendarstellerin) gewundert, sie hat die mit Abstand am wenigsten selbstironische Rolle in Barbie, ich bin eh schon kein großer Fan von dem Film und von ihrer Rolle noch weniger.
Die Nominierung ist wahrscheinlich aufgrund einer Szene zustande gekommen, in dem sie einen Monolog hält, den wahrscheinlich die meisten Frauen, vor allem Mütter zwischen 30 und 40, schon einmal irgendjemand – potentiell dem eigenen Ehemann, der Mutter oder der besten Freundin vorgetragen haben. Ich glaube, ich habe Teile davon auch schon mal gesagt harhar. Zusammengefasst: Eine Frau kann nie etwas richtig machen, egal was sie tut. Nun kann man meinen: Ah endlich sagt das auch mal jemand in einem Hollywoodfilm. Oder man kann sagen: Boah, das ist so ausgelutscht, ich möchte eigentlich im Kino eher neue Ideen oder Perspektiven präsentiert bekommen, ich will schon einen Schritt weiter sein. Ich tendiere da zu zweiterem. Ferrera repräsentiert den Teil in Barbie, den ich einfach platt und nichtssagend fand oder wie Natalie Brunner im Fm4 Filmpodcast sinngemäß sagte, er transportiert einen binären Mann gegen Frau Feminismus, der heute nicht mehr zeitgemäß ist.