almis personal blog

Turbulenzen

Am Dienstag waren wir bei Adrians Freund zum jausnen und nachher etwas Herumtollen im Schnee eingeladen. Sie haben hinterm Haus eine Naherholungszone, wo man im Sommer spazieren und rollern und im Winter rodeln kann. Was wir getan haben.

Es war ein eher milder Wintertag, die Kinder waren dick eingemummelt, die Stimmung gut. Doch auf dem Nachhauseweg klagte Adrian dann plötzlich über Bauchschmerzen, Müdigkeit, Kälte. Ich trug ihn zum Bus, was rückblickend betrachtet, wahrscheinlich keine gute Idee war, da er sich dadurch gar nicht mehr bewegte, sondern noch mehr auskühlte. Im Bus sprach nur noch von einer heißen Badewanne, wurde dann apathisch und das wurde mit der Zeit dann doch etwas angsteinflößend für mich, mir kam vor, als ob der Bus gar nicht vorwärtskommen würde.

Gottseidank war Mr. Almi (krank) zuhause, wir zogen Adrian sofort aus (offenbar war von oben Schnee in die Schuhe gekommen, denn die Schuhe selbst waren innen trocken, der Fuß weiter oben aber kalt und nass), wickelten ihn in eine dicke Decke und auch der Fön kam zum Einsatz. Adrian schlief sofort ein… und wachte nach 20 Minuten auf, um zu fragen, wo sein neues Auto ist. Und ob er jetzt endlich in die Badewanne kann. Puuuuuh.

Das sind dann diese Momente als Mutter, wo man auch nach fünf Jahren noch wie eine Anfängerin fühlt. Dieser Zwiespalt zwischen laissez-faire und (Über)Behütung, der Grad zwischen sie selbstständig machen lassen und der Angst, ihnen zuviel zuzumuten. Diese permanente Aufmerksamkeit, zu erfühlen, wenn etwas nicht mehr gut ist und die Scheu davor, zu einer Überwachungseinrichtung zu werden. Das alles macht Mutterschaft zu einem erheblich größeren Teil aus, als ich mir das vorher vorgestellt hätte.

Das N-Wort

Nachdem sich Österreich im Zuge einer Volksbefragung am Sonntag für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht ausgesprochen hat (lediglich in Wien waren die Berufsheer-Befürworter in der Mehrzahlt) und Vizekanzler Spindelegger in der ZIB2 gefragt wurde, ob man jetzt daran denke, das Zivildienst auf 6 Monate zu verkürzen (und dem Wehrdienst anzugleichen), da lehnte dieser ab und auf die Frage warum, antwortete er mit dem schönen und nicht nur später auf Twitter viel diskutierten Satz: “Weil es immer so war”.

Unter dem Hashtag #weilsimmersowar machten sich dann zahlreiche Twitterati darüber lustig, welche Dinge man noch mit #weilsimmersowar “argumentieren” könnte, da kamen dann so Sätze wie “Die Erde ist eine Scheibe #weilsimmersowar”, oder “Hände falten, Goschn halten #weilsimmersowar”.

Heute ist mir aufgefallen, dass man die Diskussion über Wortänderungen in Büchern, die ja auch schon seit einiger Zeit durch die Medien geistert und man manches, was da geäußert wird, auch unter diesem Hashtag subsummieren könnte. Warum zb. das N-Wort ausgetauscht werden soll, weil es eben nun mittlerweile als “offensive” gilt. Ich möchte mich jetzt gar nicht bezüglich politcal correctness überschlagen; es wird sicher manches Mal über das Ziel hinausgeschossen und ja auch ich finde, man kann es zuweilen übertreiben, aber ein Kommentar der von mir an sich sehr geschätzen Autorin Christine Nöstlinge zum Thema “Der Neger bleibt ein Neger” lässt mich dann doch etwas kopfschüttelnd zurück.

Nöstlinger empfindet es nämlich als Zensur an ihrem Werk, wenn der “Neger” nun zum Schwarzen würde, denn Kinder würde das nicht stören und eigentlich wäre das nur eine verkopfte Erwachsenenidee. Als Beispiel bringt sie, dass “erotische Abschnitte” ihrer Bücher in Italien zb. wegstrichen werden. Was das betrifft, stimme ich zu, das ist Zensur und abzulehnen. Ein Wort allerdings, über das man sich gesellschaftlich geeinigt hat, es nicht mehr zu verwenden (aus gutem Grund), gegen ein anderes (mit gleicher Bedeutung) auszutauschen, das ist für mich nicht Zensur sondern der Wandel der Zeit und der Fortschritt. Sprache ändert sich, Begriffe werden durch andere ersetzt, fragwürdige und diskriminierende Ausdrücke verschwinden. Und wieso sollte das nicht so sein? Nur weils #immersowar? Wir sprechen heute auch nicht mehr mittelhochdeutsch, weil es immer so war.

Auf Twitter hat heute jemand auch ein gutes Argument dafür gebracht, warum der Ausdruck Neger ersetzt werden sollte: Als Nöstlinger über Neger schrieb, war das ein ganz normaler, unverdächtiger Begriff, den jeder ohne böse Absicht benutzt hat. Wenn eine Figur in ihren Büchern das zu einer anderen sagte, so meinte diese Figur das nicht beleidigend. Wenn Kinder heute das Wort in einem Buch lesen, dann ist der Kontext ein völlig anderer, dann wirkt es so, als würde eine Figur die andere verletzen wollen oder absichtlich diskreditieren. So komisch das klingt, gerade die Beibehaltung dieses Wortes würde den Kontext verändern.

Man kann und soll darüber diskutieren, ob PC immer und überall ihren Zweck erfüllt oder nicht und auch intensiv darüber, welche Begriffe man in Büchern ändert, aber gerade was das N-Wort betrifft, kann ich mich Nöstlingers Ansicht hier nicht anschließen.

Rodeln auf dem Zauberberg

Oh mein Gott, ich kann meine Beine kaum bewegen.

Gestern haben wir mit Freunden einen Rodel (bzw. Ski)-Ausflug auf den Zauberberg/Semmering gemacht. Ich war schon ewig nicht rodeln, Schnee und ich sind ja generell nicht unbedingt kompatibel, aber wir dachten, Adrian würde es Spaß machen und irgendwie wollte ich es auch mal wieder probieren. Also haben wir Rodeln erstanden, ich habe eine Skihose ausgeborgt und nach ca. dreistündiger (harhar) Einpackerei und Vorbereitung ging es dann los.

Wir drei kamen um elf im Skigebiet an (von Wien in einer knappen Stunde zu erreichen, um die Zeit gab es noch genug Parkplätze), die anderen Rodler hatten da schon eine Abfahrt hinter sich und versicherten uns, dass die Piste auch mit Kind in Ordnung war. Nicht eisig und nicht übermäßig steil. Mit der Gondel ging es hinauf und oben hatte ich kurz die Befürchtung, dass die neuen Rodeln vielleicht zu schnell sein würden. Das waren sie nicht. Nach der ersten halbwegs flotten Kurve steckte ich in einem Hügel fest. Mein Tag bestand also vornehmlich aus Rodel ziehen, mit den Beinen antauchen, aufstehen, hinsetzen, aufstehen. Aber es war sehr lustig und zeitweise bewegte ich mich dann auch etwas schneller vorwärts, öfters landete ich auch im Schnee, meist wenn ich schneller war, als meine Rodel, die wieder mal in irgendeinem Muggel feststeckte. Adrian, der mit Mr. Almi fuhr, war auch sehr begeistert und zwar umso mehr, je länger wir fuhren.

Zu Mittag kehrten wir bei der Hütte in der Mittelstatation ein, das Essen war ziemlich lecker. Ich schmauste Käsenockerl, Mr Almi einen Enzianburger und Adrian Chicken Nuggets und Pommes. Danach teilten wir uns noch zwei Marmeladenpalataschinken, auch den anderen Rodlern zw. dazugekommenen Skifahrern (die Skipisten sind übrigens echt steil und sehen für mich furchterregend aus) schmeckte es auch. Gestärkt wagten wir dann noch ein paar Abfahrten, bevor wir gegen halb vier wieder nachhause aufbrachen.

Fazit: Eine wirklich empfehlenswerte Rodelstrecke, auch für Kinder – bis inklusive Geburtsjahrgang 2007 sind Kinder übrigens gratis. Man kann Tageskarten, Halbtageskarten, Stundenkarten, Fahrtenkarte usw. kaufen, wobei allerdings alles preislich nicht so wahnsinnig differiert. Am teuersten sind auf jedenfall Einzelfahrkarten. Die Wartezeit bei der Gondelbahn war angenehm kurz, die Fahrt hinauf ebenso und auch auf der Strecke kam man sich mit anderen Rodlern kaum in die Quere, Pistenrowdies haben wir keine gesichtet.

Es wird nicht unser letzter Besuch gewesen sein – zuerst muss ich allerdings wieder schmerzfrei aufstehen können.

Ich geh mit meiner Laterne

Nachtrag zum Laternenfest: dieses Jahr wurden im Kindergarten Laternen im Stil von Hundertwasser gebastelt, das sah toll aus und zwar so:

Nach dem Laternenfest werden diese bei uns im Kinderzimmer als Beleuchtung umfunktioniert: LED Spot hinein, verkabeln und schon hat man die perfekte Stimmung fürs ins-Bett-gehen, es ist wirklich sehr gemütlich, da das heuer schon die dritte Laterne war, die Adrian gebastelt hat:

Weihnachtsmärkte mit Kids

Doris Knecht hat einmal geschrieben, Weihnachtsmärkte wären für Eltern sowas wie Spielplätze im Sommer: Purgatorien.

Die Frau hat nicht ganz unrecht, weil Weihnachtsmärkte einige Komponenten vereinen, die sich mit Kindern schwierig gestalten können:

1) es ist meistens ziemlich kalt

2) es ist halbwegs dunkel oder zumindest dämmerig

3) es sind viele Leute unterwegs

4) Kinder kann man mit Punsch nicht glücklich machen, sie bleiben also nicht freiwllig an einem Ort stehen

5) …stattdessen wollen sie Lok/Karusell usw. fahren und das oft

6) …und/oder herumlaufen

Am Christkindlmarkt Karlsplatz kommt hinzu, dass es ein Sternenzelt gibt, wo Kinder malen und basteln können, was einerseits gut ist (da drinnen ist es halbwegs warm), andererseits aber schlecht, weil klecker klecker, große Becher mit Wasser (Vorsicht Kippgefahr), andere Kinder, dei auch gleichzeitig malen wollen (you get the picture, im wahrsten Sinn des Wortes)

Was ich aber wirklich nicht empfehlen kann: einen alkoholischen Punsch zu bestellen, den dann auf nüchternen Magen hinunterstürzten (noch dazu, wenn man Alkohol nicht gewöhnt ist), weil man zwei Kids hinterherjagt, die einfach irgendwohin laufen, denn siehe Punkte 2 und 3. Dann wird einem nämlich ganz komisch im Kopf und alles ist irgendwie weit weg, dennoch muss man immer noch auf Kinder aufpassen und zurechnungsfähig sein (und dazwischen noch irgendwie, irgendwann aufs WC gehen und heimfahren muss man schließlich auch noch).

Dennoch: Weihnachtsmarkt gehört irgendwie dazu. Daher: Herausforderung angenommen (schon zweimal!)

Wie Zauberei

Mit der kalten Jahreszeit beginnt auch wieder der mühsamer werdende Prozess des Anziehens. Heute früh zum Beispiel…

Ich: “Du, entweder du hörst auf zu hampeln und ich helf dir beim Anziehen oder du hampelst weiter und ziehst dich ganz alleine an. Das sind die zwei Möglichkeiten, die es gibt.”

Adrian: “Nein, es gibt noch eine dritte Möglichkeit.”

Ich: “Ach ja und welche?”

Adrian: “Ein Zauberer kommt und zaubert mich ins Gewand…”

Ich muss sagen, ich finde diese Idee hat was.

Konfliktzone öffentlicher Raum

Ich denke, die Menschen die mich kennen, wissen, dass ich ein an sich recht gutmütiger und friedfertiger Mensch bin. Seit meiner Schwangerschaft habe ich aber so einige Eigenschaften dazubekommen, die ich vorher nicht unbedingt in diesem Ausmaß gekannt habe. Ich bin sentimentaler geworden, verletztlicher, aber irgendwie auch kaltschnäuziger und frecher. Ich kann heute etwas, was ich vorher nicht konnte: zurückreden.

Heute in der Straßenbahn konnte ich mich davon wieder überzeugen. Sohn und ich waren mit Oma am Friedhof und die Straßenbahnfahrt war lang. Das Kind war lebhaft, wollte nicht sitzen, rutschte auf dem Sessel herum, und war eben “hörbar”. Dann stieg ein älterer Mann zu und kaum zwanzig Sekunden später meinte er, mein Kind sollte mit dem herumrutschen auf dem Sessel aufhören (wohlgemerkt, er hat nichts schmutzig gemacht). Nachdem meine Mutter versucht hat, darauf neutral zu reagieren (ich hab vorerst nichts gesagt), hat er sich direkt an Adrian gewendet und geschimpft, dass er folgen sollte und ihm zuhören. Adrian bekanntermaßen nicht auf den Mund gefallen, sagte zwar nein, das tue er nicht (also ihm zuhören), er war aber merklich eingeschüchtert von dem Tonfall. Dann meinte der Mann, das Kind habe wohl gar keine Erziehung erfahren.

Tja und dann wars bei mir vorbei. Mein Gehirn wurde mit zuwenig Sauerstoff versorgt, der ganze Sauerstoff gelangte wohl in den Bauch und daraus wurde eine Riesenwut. Ich sagte sowas wie, das reiche jetzt, mein Kind hätte niemandem etwas getan und meine Erziehung ginge ihn nichts an. Dann meldete sich noch eine ältere Frau zu Wort, die mich als “phlegmatische Mutter” bezeichnete und, dass sie sich heute auch schon über zwei “Neger” ärgern musste. “Neger” und “phlegmatische Mütter”, offenbar ihre Feinbilder. Darauf sagte ich dann, dass es mich nicht wundern würde, dass die Menschen keine Kinder mehr bekommen wollen, wenn man dann wegen jeder Kleinigkeit in der Straßenbahn deppert angequatscht wird und, dass sie es bitte jetzt endlich zusammenhalten sollen. Gottseidank stiegen wir dann aus, ich will nicht wissen, was mir noch eingefallen wäre.

Vorneweg: ich bin nicht stolz auf meine Reaktion. Ich finde nicht, dass sie zur Generationen-Verständigung beigetragen hat. Ich war danach ärgerlich über mich selbst. Aber ich bin auch ärgerlich über die Vorstellungen, die manche Menschen über Kinder heute immer noch haben. Kinder sind vielfach nur dann im öffentlichen Raum geduldet, wenn sie nicht auffallen. Ich weiß nicht, was ich als Mutter tun soll, wenn mein Kind nicht ewig stillsitzt. Er ist lebhaft, ja, ich bin manchmal selbst erstaunt, wieviel Energien er besitzt und manchmal überfordert mich das auch, das gebe ich gerne zu. Aber ist es schlechte Erziehung, wenn sich ein Kind wie ein Kind verhält? Warum bin ich phlegmatisch? Weil ich ihn nicht festtackere oder ihm ein Klebeband über den Mund binde? Weil er offenbar nicht soviel Angst vor mir hat, dass er schweigend und stoisch seinen Platz einnimmt und kein Wort sagt, solange er nichts gefragt wird? Weil ich mich traue, weiterzufahren, anstatt auszusteigen und die nächsten zwei Kilometer zu Fuß zu gehen?

Ja, ich verstehe es, dass Kinder in öffentlichen Verkehrsmittel anstrengen können, gerade wenn man sie nicht gewöhnt ist. Aber es sind auch viele andere Fahrgäste anstrengend, die zb. müffeln, oder in ihr Handy schreien, sich lautstark streiten oder mit einem Koffer den Weg blockieren. Dennoch versuche ich das zu akzeptieren. Es sind doch meistens nur wenige Stationen, die man mit ihnen teilt. Ich muss mit diesen Menschen nicht mein weiteres Leben verbringen. Und etwas gegenseitige Toleranz und Rücksichtnahme ist meistens schaffbar. Mehr erwarte ich mir ja auch nicht. Und vor allem möchte ich nicht, dass jemand, der mich zwanzig Sekunden sieht, sich das Recht herausnimmt über mein Kind, mich, unser Leben zu urteilen.

Vitaminstars

…nein das ist kein von einem bekannten östereichischen Supermarkt gesponserter Eintrag. Aber süß sind sie schon, die Vitaminstars (pro 300 Euro Einkauf bekommt man einen gratis, aber drei sind geschenkt worden, da ich seit Mitte September noch nicht 1.200 Euro ausgegeben habe, ich kann beruhigen):

Zu sehen im Bild: Carlos Banana, Kirschkowskis, Gina O. Bergina und K. Rot.

Sommerabschied, die fünfte

Ein Nachtrag noch vom letzten Wochenende in Wien.

Am Samstag war es – ja man kann wirklich fast sagen: heiß in Wien. Wir haben 25 Grad geschafft, man musste im Garten die Markise runterlassen, sonst hat man geschwitzt und man konnte barfuß gehen.

Tja und am Sonntag? Es nieselte, ein starker Wind wehte und je mehr Zeit verging, desto frischer wurde es. Am Abend fröstelte man mit der Übergangsjacke doch schon einigermaßen.

Und: offenbar war noch kein Wiener daran gewöhnt, seine Sonntage wieder in den eigenen vier Wänden zu verbringen (wie auch wir nicht) – im Gasometer Kino, wo sonst weniger als nichts los ist, stand eine Menschenschlange von ca. 30, 35 Leuten an der Kasse, also machten wir kehrt und fuhren nicht in die Millenium City (wo auch normalerweise genug los ist), sondern ins Apollo, ein eher innerstädtisches Kino, wo es allerdings auch nicht gerade leer war. Vorbei gings am Haus des Meeres, eine Menschentraube passierend, angestellt bis vor die Türe, im Regen.

Wir sahen übrigens Ice Age 4 an, es war Adrians erster Film in Kino und noch dazu in 3d (dh mit Nerdbrillen ausgestattet), er war ziemlich begeistert und hat die 90 Minuten problemlos durchgehalten. Sieht nach einem dritten Cineasten im Haushalt aus.