almis personal blog

fairytale gone bad

weil wir gerade bei märchen sind:

mein lieblingsmärchen ist übrigens einäuglein, zweiäuglein, dreiäuglein. ich hatte immer schon einen hang zum bizarren und skurillen. außerdem endet es versöhnlich, die protagonistin ist großherzig und die “bösen” bereuen und wollen sich bessern.

das lieblingsmärchen meiner mutter ist das mädchen mit den schwefelhölzern und ganz ehrlich, man kann sich kaum etwas brutaleres vorstellen. ich möchte dieses märchen eigentlich nie wieder lesen, alleine der gedanke daran treibt mir die tränen in die augen. na gut, es wurde von hans christian andersen verfasst und irgendwie neigen die dänen zu deprimierenden geschichten, ich mag beispielsweise auch die filme von lars von trier überhaupt nicht, weil sie so etwas auswegloses und grausames an sich haben.

meine mutter und ich haben uns dann immer auf der fischer und seine frau einigen können; das endet zwar auch nicht unbedingt positiv, aber es kommt wenigstens niemand zu schaden. und die figuren, vor allem die unersättliche frau des fischers, sind mit ihrer gier selbst daran schuld, alles errungene zu verlieren. aber ihnen bleibt immer noch das, was sie bisher gehabt hatten. außerdem mag ich die “catchphrase”:

mantje, mantje, timpe te,

buttje, buttje in der see,

meine frau die ilsebill,

will nicht so wie ich gerne will

missverstaendnis

ich: “und die königin sah in den spiegel und sagte – spieglein spieglein an der wand, wer ist die schönste im ganzen land? und der spiegel sagte, das bist du….”

adrian: “iiiiiich?”

 

p.s. ich muss mich dringend wieder in die märchen einlesen, ich habe bei fast allen die pointe vergessen oder kann mich an wichtige details nicht mehr erinnern. peinlich.

am zentralfriedhof

apropos allerheiligen, auf dem zentralfriedhof war ich mit adrian schon mal unlängst, weil er so gerne mal mit einem weißen dr. richard-bus fahren wollte, die ja normalerweise eher immer richtung niederösterreich unterwegs sind und dort gibt es eben eine buslinie, die regelmäßig fährt. ja, der friedhof ist sehr groß.

nach der busfahrt wollte ich dann noch das grab meiner urgroßeltern besuchen, die dort liegen. ich traute mir zu, dieses selbstständig zu finden, da es genau an einer friedhofsmauer liegt – beim tor drei. und ich kann mich daran erinnern, dass ich früher mit meiner oma öfters dorthin gegangen bin, es war immer herbst und neblig und kühl und es sind immer jede menge schwarzer raben umher geflogen, das ganze paket an klischees sozusagen. diesmal war es sonnig und warm und freundlich.

ich habe nicht damit gerechnet, was für eine ungeheuere vielfalt an fragen so ein friedhofsbesuch bei einem vierjährigen aufwirft – ich hätte es natürlich besser wissen können. wer sind die urgroßeltern und warum sind sie hier? was heißt, wir besuchen sie und dann ist doch niemand da? können sie da nicht rauskommen? können wir sie da nicht rausholen? wohnen sie da und warum ist es dort geschlossen? bald sah ich mich in eine komplizierte metaphysische diskussion verstrickt. ich glaube nicht, dass ich die plausibelsten erklärungen gefunden habe.

dann beim grab angekommen, geschah etwas für mich sehr eindrucksvolles. adrian fragte, ob er auf dem gras herumgehen darf. “aber nur einmal kurz”, sagte ich. er wurde sehr ruhig und nachdenklich und dann meinte er: “das gras ist wie die decke für die urgroßeltern, oder?”

das fand ich sehr rührend und treffend.

 

birth-performance

kunst ist vielleicht dann am besten, wenn man sich als betrachter nicht sicher ist, was man davon halten soll und tagelang überlegt, wie man zu einem kunstwerk steht.

die new yorker künstlerin marni kotak will die in kürze stattfindende geburt ihres kindes als performance inszenieren. und polarisiert dabei – wie man sich denken kann – enorm. in diversen foren ist zu lesen, wie abartig das sei und wie schlimm diesen intimen moment mit der weltöffentlichkeit zu teilen.

dazu ist zu sagen, dass wahrscheinlich jede nachmittagstalkshow im privatfernsehen abartiger ist, als eine geburt, die vermeintlich natürlichste sache der welt. aber sicher, eine geburt ist sicherlich nicht ansehnlich, es ist eher so wie in scrubs, als dr. cox einen kreissaal betrifft und ausruf: oh dear god, it’s like baghdad in there.” aber man wird ja nicht gezwungen, zuzusehen. pervers ist daran sicher nichts, es ist so wie es ist.

auch den einwand mit dem intimen moment kann man so nicht gelten lassen: das ist wohl die sache der eltern. sicherlich wäre es für die meisten frauen ein alptraum, sich dabei zusehen oder gar filmen zu lassen, aber auch hier gilt, dass es ja niemand nachmachen muss. abgesehen davon ist es einem während der geburt ganz egal, wer da aller im kreissaal herumsteht (bei mir waren es auch bis zu 10 leute), irgendwann nimmt man nur noch denjenigen wahr, der einem am lautesten ins ohr redet. harhar.

bedenklicher finde ich da schon, dass sie auch die erziehung ihres kindes (“baby x”) später mit der öffentlichkeit teilen will. ich bin dagegen, einem kind öffentlichkeit aufzuzwingen und es in den medien zu präsentieren.

zirkus roncalli

am mittwoch waren wir im zirkus roncalli, der bis gestern am wiener rathausplatz gastiert hat. er und ich sind ja zirkusskeptiker, ich habe zudem noch eine ausgeprägte coulrophobie, aber wir habens adrian versprochen und mit kind ist das alles ja auch wieder anders. und es hat sich gelohnt.

roncalli arbeitet weniger mit tieren (es gab aber pferde und hunde), sondern legt seinen schwerpunkt auf artistik und clownerie. bemerkenswert daran war, dass adrian sehr an den artisten interessiert war (so hoch oben, so schnell, was machen die da überhaupt?) und, dass ich den clown richtig nett fand. für einen clown hatte er sogar ein relativ subtiles humorverständnis. immer wieder bat er “freiwillige” um mithilfe und das war sehr witzig (solange man nicht selbst zum freiwilligen auserkoren wurde, wir hatten glück)

jedenfalls haben wir die ganzen zweieinhalb stunden (mit pause) durchgehalten und abgesehen von den ermüdungserscheinen zum ende hin, lief das wirklich gut. also auch für vierjährige schon empfehlenswert.

am beeindrucksten war ich davon, dass der clown am ende seine kappe verkehrt herum auf den kleiderständer wirft, also ohne hinzusehen. auch wenn das nicht gefährlich ist, ich möchte nicht wissen, wie lange man dafür trainieren muss…und wie unfassbar öd das ist.

der kleine vogel tikidu

wir haben das erste wettertechnisch grausliche wochenende gut über die runden gebracht. ist man kinderlos, legt man sich mit einem buch aufs sofa und steht nicht mehr auf, mit kind muss man sich dann aber doch ein bisschen programm überlegen.

daher waren wir gestern im lilarum. das lilarum ist ein puppentheater im 3. bezirk in wien und adrian kennt es schon, durch regelmäßige besuche mit dem kindergarten. das war natürlich schon mal aufregend, den eltern etwas zu zeigen, was sie noch nicht gesehen haben (inklusive bushaltestelle, wo sie mit der gruppe aussteigen und einsteigen und andere insider-infos, wo die garderobe ist usw).

im vorfeld wollte adrian wissen, ob er seine uhr mitnehmen soll.

ich: “ja, warum denn nicht?”

er: “weil es dort dunkel ist und da sehe ich ja nichts”.

tja, durchaus logischer einwand, muss ich zugeben. die uhr kam dann trotz dunkelheit mit und das stück der kleine vogel tikidu war wirklich sehr nett und auch für erwachsene reizvoll gestaltet, mit etwas gesang und ein paar witzigen ideen. tikidu ist aus dem nest gefallen und kann nicht fliegen. genau wie in meinen drehbuch-lehrbücher steht: man muss den protagonisten in die größte krise seines lebens bringen. das stück dauert 45 minuten, dazwischen gibt es auch mal eine pause. die kinder waren aber insgesamt sehr ruhig und haben gut durchgehalten.

anschließend kommen die figuren vor den vorhang und man kann die puppen-darsteller auch angreifen und streicheln. das fand adrian ganz toll. ein wirklich gelungener nachmittag. und heute früh, als ich ihn geweckt habe, und er sich nochmal in der decke versteckt hat, konnte ich ihn mit “tikidu, tikidu” (das einzige, was der vogel spricht, die anderen tiere sind redseliger) schnell aus dem bett locken.