almis personal blog

Valmont

Jemand kennt mich außerordentlich gut und hat mich auf die ARTE Doku Skandalöse Liebschaften hingewiesen, die sich mit dem Briefroman von Choderlos de Laclos, Gefährliche Liebschaften, beschäftigt.

Die Hauptfiguren sind Madame Marteuil und Vicomte Valmont, die sich den Zwängen ihrer Zeit – vor allem den sexuellen – entziehen und den ganzen Tag auf der Jagd sind, nach dem nächsten amourösen Abenteuer, nach der nächsten erotischen Herausforderung, nach Spaß und Nervenkitzel. Sie gehen eine (erotische) Wette miteinander ein, die einen unvorhersehbaren Verlauf nimmt.

Ich habe mir gedacht, ich schau mir drei Verfilmungen an, bevor ich mir die Doku ansehe und habe gestern mit Valmont gestartet.

Valmot ist ein Film aus dem Jahre 1989 vom Milos Forman, in den Hauptrollen Colin Firth und Annette Benning. Forman hat einen meiner absoluten Hassfilme gedreht – und damit meine ich natürlich nicht qualitativ, denn Einer flog übers Kuckucksnest ist an sich ein sehr guter Film – aber ich hasse seine Botschaft und seinen “Spirit” und hätte ich nochmal die Wahl, würde ich ihn mir nicht mehr anschauen, anyway er ist auch bekannt für Hair und vor allem Amadeus, der zahlreiche Oscars bekommen hat.

MAYBE SPOILER

Gefährliche Liebschaften kann man sehr unterschiedlich interpretieren. Man könnte daraus beispielsweise ein echtes Drama machen, aber Forman hat sich offenbar gedacht: Na ja, wenn Einer flog über das Kuckucksnest schon so schlimm war, dann mach ich aus Gefährliche Liebschaften eine Art Lustspiel. Harhar. Na ja, ganz so extrem ist es vielleicht nicht, aber speziell die erste Hälfte von Valmont ist wirklich sehr amüsant, beschwingt-frivol, irgendwie alles wie ein großer Spaß, jede*r bumst quasi jede*n und was ist schon dabei.

Colin Firth als Valmont hat langes, wehendes Haar und tut so als wäre er auf der Suche nach der ganz großen Liebe; wenn der Film in eine andere Richtung abbiegen würde, könnte man aus ihm den verklärten Helden einer Romanze machen. So ist er aber eher mehr ein Strizzi mit zuviel Tagesfreizeit. Annette Benning als Madame Marteuil ist eine durch und durch feministische Figur, die sich nimmt, was sie will – nach außen hin sehr verbindlich und freundlich, geht es ihr in Wahrheit nur um ihre eigene Befriedigung und noch mehr um ihre Freiheit. Eine Witwe, die nie mehr heiraten will, denn das würde Unterwerfung bedeuten und das ist wirklich nicht das, was sie sucht.

Forman hält den ironischen Unterton der Erzählung tatsächlich während der ganzen Laufzeit des Filmes durch. Für ihn sind die beiden zwei wohlstandsverwahrloste Bohemians, die die Liebe als etwas sehen, mit dem sie sich die Zeit vertreiben. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist offenbar niemand, mehr als Spaß sucht keiner. Ob man nun ein Herz bricht oder zum Duell gefordert wird, nichts scheint wirklich ernst zu sein. Und das verleiht dem Film letztendlich auch, bei aller Spielfreude – ich liebe die Szenen mit der alten Tante von Valmont, die permanent einschläft, es in ihrer Jugend aber offenkundig ziemlich krachen ließ – vielleicht ein bisschen zuviel Unverbindlichkeit und damit auch eine gewisse Blutleere.

Valmont ist also mehr Travestie als Sittenbild oder gar kartharsische Offenbarung, aber als solche sehr gelungen. Ich bin nun gespannt, was Stephen Frears mit dem Stoff angestellt hat, seinen Film sehe ich als nächstes.

Das bin doch nicht ich!

Gestern bin ich zur Buchhandlung am Spitz (unbezahlte Werbung) gegangen, wo ich zwei Bücher bestellt hatte. Vor der Türe erwartete mich diese Dame:

Das läuft unter Insidergag. Als der Teenie noch kein Teenie war, sondern ein dreijähriges Kleinkind hat er immer wenn wir eine Buchhandlung oder ein Papierwarengeschäft betreten haben, auf diese Figur gezeigt und begeistert “Mama!!” gesagt. Ich gebe zu, das hat mich ziemlich irriert und ich hab immer – wie zu meiner eigenen Bestätigung – gesagt: “Das bin doch nicht ich. So schaue ich doch nicht aus.” Was vollkommen wirkungslos war. Jedes Mal wurde die Figur wieder freudig als “Mama” begrüßt. Ich finde immer noch nicht, dass ich das bin, aber richtig unsympathisch ist diese Dame/Zwergin ja gottlob auch nicht.

Gute Songanfänge, eins

Solche Fragen liebe ich:

Da fällt mir als erstes eine Zeile einer Band ein, die ich nicht besonders mag, aber ich habe zwei Freunde, die diese Zeile schon öfters zitiert haben, quasi als ironische Selbstvorstellung und sie lautet: “Please allow me to introduce myself. I’m a man of wealth and taste. ” Sie stammt aus dem Song Sympathy for the devil, also von den Rolling Stones und ist eine wirklich extrem gute opening Zeile.

Eine ziemlich legendäre Anfangszeile eines Songs, den ich tatsächlich sehr, sehr mag – und über den einer der beiden oben genannten Freunde aus dem Stand ungefähr drei Stunden referieren kann, ob seiner intertextuellen Referenzen – ist folgende. “A long long time ago, I can still remember how that music used to make me smile.” Der Song heißt American Pie und ist von Don McLean und behandelt den Tag, an dem die Musik starb, laut McLean, der Tag dem Buddy Holly mit dem Flugzeug abstürzte, genauer gesagt der 3. Feburar 1959.

Ebenfalls ein beeindruckender Songanfang – nicht nur deshalb, weil dieser Song der erste Song war, den ich im Kreißsaal gehört habe – lautet: “I’ve heard there was a secret chord that David played, and it pleased the lord, but you don’t really care for music, do you?” und ist im Original von Leonhard Cohen und der Song heißt natürlich Hallelujah. Tatsächlich könnte man an diesen Songlyrics auch sehr sehr lang heruminterpretieren, die biblischen Bezüge versus körperliche Anziehung, Schuld, Sühne und Vergebung, aber das ist wirklich zu komplex für einen Absatz in einem Blogtext.

Oft wurde auf die oben genannte Frage auch folgender Liedanfang erwähnt: “I read the news today, oh boy”. Der erste Zeile aus dem Beatles Song A day in the life, der tatsächlich auch mein Lieblings-Beatles-Song ist, nicht zuletzt wegen seiner extrem weirden Lyrics. Die Beatles sind ja nicht unbedingt für allzu ausgeklügelte Texte bekannt, Stichwort Ob-La-Di, Ob-La-Da, Stichtwort: Love me do, Stichwort: Here comes the sun usw. Aber A day in the life hat echt abgedrehte Lyrics, da gehts ja auch darum, dass jemand von der Stadtverwaltung alle Schlaglöcher in einer Straße zählen musste: “Four thousand holes in Blackburn, Lancashire” und als abschließende Schlussbemerkung: “Now they know how many holes it takes to fill the Albert Hall”. Harhar, genial.

Schöne Welt, wo bist du, zwei

Auch im dritten Roman von Sally Rooney geht es vornehmlich um eines: menschliche Beziehungen. Platonische und sexuelle. Beziehungen sind bei Rooney nie heteronormativ und auch niemals unkompliziert. Und so hat man schon (wieder) die perfekte Ausgangslage, wenn LeserIn sich für solche Dinge interessiert. Diesmal ist vielleicht aber auch noch eine Spur mehr Autobiografisches versteckt als in den Vorgängerwerken, denn:

Alice ist Schriftstellerin, weltberühmt, reich. Sie erholt sich in einem großen Haus an der irischen Küste gerade von einer Depression samt stationärem Aufenthalt. Auf Tinder lernt sie Felix kennen. Das Date geht schief. Aber dennoch bleibt er in ihrem Leben. Ihre beste Freundin Eileen ist Redakteurin eines kleinen Literaturmagazins. Sie hat eine langjährige Beziehung hinter sich und ist seit Kindertagen mit Simon eng befreundet, einem gutaussehender Politiker. Oder ist es doch mehr?

Der Klappentext des Buches sagt:

“Zärtlich, fast schon schmerzlich lächelten sie sich an. Sie sagten nichts und ihre Fragen waren dieselben, denkst du an mich, warst du glücklich als wir miteinander schliefen, habe ich dir wehgetan, liebst du mich, wirst du mich immer lieben.”

Die ProtagonistInnen sind alle um die 30, aber ich denke, das sind Fragen, die einen auch noch bis mindestens 45 beschäftigen. Vielleicht sogar ein Leben lang.

Die Paarkonstellation Eileen/Simon ist für mich um einiges schlüssiger als Alice/Felix. Felix ist ein Lagerarbeiter, der nicht liest und auch sonst keine Interessen mit Alice teilt, auch charakterlich sind sie völlig unterschiedlich. Als Leserin fragt man sich, was die beiden eigentlich verbindet. Ja, Gegensätze ziehen sich an, vielleicht, ich glaub persönlich weniger dran, aber soll sein. Jedenfalls dreht sich der Roman um die beiden “Paare” und um die üblichen gesellschaftlich-politischen Überlegungen, die die beiden jungen Frauen in wechselseitiger Korrespondenz miteinander austauschen. Das ist der Teil des Buches, den ich ein bisschen bemüht finde. Es ist ja durchaus interessant zu lesen, was die beiden über Feminismus, Gender, Sprache usw. denken, aber der Briefwechsel ist trotzdem irgendwie ein kleiner Fremdkörper innerhalb des Plots.

Dafür bewundere ich Sally Rooney wirklich dafür, wie gut sie Sexszenen schreiben kann. Ich hab das ja auch schon versucht und es gibt wirklich kaum was schwierigeres. Man kann das ja eher deskriptiv oder eher metaphorisch angehen, würd ich mal sagen und Rooney hat sich für deskriptiv entschieden. Aber denken wir an Reich-Ranicki, das Ganze darf halt auch nicht so sein, als würde man im übertragenen Sinn schreiben, dass jemand einen Bleisift in die Tasche steckt, weil dann kann man es auch gleich seinlassen und “wegzoomen” wie in einem Film. Bei Rooney funktioniert es – es ist weder nüchtern-sachlich noch pornografisch, aber trotzdem sexy und poetisch, gleichermaßen. Da kann man wirklich noch einiges lernen, wenn man selbst schreibt. Oder einfach nur genießen, wenn man das Buch liest.

Schöne Welt wo bist du, eins

Seit Monaten warte ich wie – gefühlt – die ganze Welt auf den dritten Roman von Sally Rooney, nachdem Gespräche mit Freunden und Normale Menschen zum besten gehört, was ich in den vergangenen Jahren gelesen habe.

Alle warteten also auf Schöne Welt, wo bist du den Erscheinungstermin 7. September, alle nein, ich habe mein Buch am 3. schon bekommen, in der Bücherei am Spitz (unbezahlte Werbung). Und heute, am 10. habe ich es fertig gelesen. Ich hätte es auch schon früher fertiglesen können, aber ich habe mir extra mehr Zeit gelassen. Ich wollte nicht so schnell wieder hinaus, aus dem Rooney-Universum.

Ich brauche noch etwas, um mehr darüber zu schreiben, aber ich kann jetzt schon sagen, dass das Buch wundervoll ist, wenn ich auch etwas länger gebraucht habe, um rein zu kommen, oder vielleicht hat Rooney selbst etwas länger gebraucht um ihr neues Werk “hineinzukommen”. Sie ist älter geworden und ihre Themen sind älter geworden, reifer und auch etwas experimenteller. Heute nur eine Passage aus dem Buch, weil sie mir so aus dem Herzen spricht. Sowas denke ich jeden einzelnen Tag:

Meine Bücher

In meiner Urlaubswoche habe ich alle drei Bücher gelesen, die ich mir für ebendiese Woche gekauft habe.

Um gleich die Spannung rauszunehmen: Der Brand – das Buch, das mir die Buchhändlerin empfohlen hat, hat mir am besten gefallen. Wie sie mir ja schon beschrieben hat, handelt es sich dabei um eine Beziehungsgeschichte, um die “alte Ehe” von Rahel und Peter, beide um die 50, die Kinder sind aus dem Haus, zwischen ihnen ist vieles eingeschlafen, also eh der Klassiker. Die beiden verbringen ihren Sommerurlaub auf dem Hof einer Bekannten, wo sie nicht viel mehr zu tun haben, als sich um die Tiere und Pflanzen zu kümmern, und sich selbst Beschäftigungen suchen. Rahel wäre gerne öfter im Bett mit Peter, doch sie schlafen in unterschiedlichen Zimmern – und miteinander schon lange nicht mehr. Auch wenn es im weiteren Verlaul viel um Geheimnisse aus der Vergangenheit geht, bleibt der Roman auf der Handlungsebene doch ganz dem Sommerleben des Paares verhaftet, mit seinen wenigen Höhen, wie um die Gleichförmigkeit ihres Lebens zu betonen, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Vielleicht erhofft sich Rahel heimlich aus ihren Erkenntnissen einen Knalleffekt, der so laut ist, dass er in die Gegenwart hineinreicht und alles verändert, zwischen Peter und ihr. Der ihnen eine neue Perspektive, ja ein neues Leben gibt. Doch stattdessen kommen die Kinder auf Besuch und bringen ihre eigenen Probleme mit.

Es war einmal in Hollywood von Quantin Tarantino ist enorm unterhaltsam. Es geht um den Schauspieler Rick Dalton, der sich in einem Karriereloch befindet, und sein Stuntdouble Cliff Booth. Weitere Figuren: Roman Polanski, Sharon Tate, Charles Manson. An dem Personeninventar sieht man schon, dass es sich hierbei durchaus um eine kunstvolle Verschmelzung zwischen Realität und Fiktion handelt. Das Buch hat einen Vorteil gegenüber Tarantino Filmen: man erspart sich das Gemetzel und den Blutrausch. Ich mag Tarantino sehr für seine Dialoge, aber ich könnte auf die ganzen Kampfszenen ohne weiteres verzichten – und tue das auch, wenn ich einen seiner Filme im TV zufällig wiedersehe. Wie schon erwähnt, hab ich den Film Once upon a time in Hollywood (noch) nicht gesehen, aber das Buch verstörmt jede Menge Los Angeles Filmszene Kolorit, Tarantino ist ein Geschichtenerzähler im besten Sinn – er schildert seine Charaktere plastisch und voller pointierter Details und er kann Dialoge schreiben, das belegen ja u.a. zwei Drehbuch-Oscars. Am Ende der Lektüre darf man sich aber nicht viel Stoff zum Nachdenken erwarten, Tiefgang über den Plot hinaus hat das Buch nicht unbedingt zu bieten. Es ist eben “Pulp”-Literatur.

Als letztes habe ich Die Nachricht von Doris Knecht gelesen. Das Buch beginnt hervorragend, fulminant, ist ganz großartige Literatur und dann fällt es doch ab, verzettelt sich, ist auch irgendwie “schief” aufgebaut, ich hätte ein paar Kapitel wohl anders angeordnet. Ich habe ja viele, sehr viele, enorm vieler ihrer Kolumnen gelesen und auch einige ihrer Bücher und ich mag die Sprache von Knecht, ihre Beobachtungsgabe und ihre Detailverliebtheit, sie kann wirklich hervorragend schreiben. Was ihr nicht so liegt, m.E., ist der Plot. Diesmal hat sie sich ja ein besonders spannendes Thema ausgesucht: Die Protagonistin – und mit ihr in Folge ihr ganzes Umfeld – erhält anonyme Nachrichten, in denen intimste Details aus ihrem Leben breitgetreten werden; Dinge, die eigentlich fast niemand wissen kann. Und sie wird dafür beschimpft. Das ganze Buch über weiß man nicht, wer der Sender dieser Botschaften ist – und das ist spannend, und dann aber auch wieder nicht. Wie der/die Urheberin letztendlich entlarvt wird, das ist fast ein Antiklimax, und das ist gar nicht so einfach, bei so einem doch hochemotionalisiertem Thema, bei dem der Leser/die Leserin schon fast atemlos der Auflösung harrt. Trotzdem ist das Buch lesenswert, v.a. aufgrund seiner Darstellung eines Frauenlebens, so um die 50.

Ferien, acht

Ich war in der Buchhandlung. Und zwar in einer kleinen in Floridsdorf, einmal nicht bei einer Büchereikette, weil ja, warum eigentlich nicht. Die brauchen auch Untertsützung. Das war eine interessante Erfahrung.

Man kennt ja diesen Algoritmus, wo einem zum Beispiel bei Amazon dann empfohlen wird: “Kunden, die xy kaufen, kauften auch yz”. Sowas gibts in der Bücherei in Flordsdorf auch. Halt face to face. Harhar. Ich habe mir gekauft: Quentin Tarantino Es war einmal in Hollywood – ein Buch aufbauend auf seinen gleichnamigen Film (den ich aber noch nicht gesehen haben) und das neue Buch von Doris Knecht Die Nachricht.

Daraufhin meinte die Verkäuferin: “Moment, da hab ich noch was für sie” und verschwand im Lager. Ich war sehr gespannt, was sie mir da bringt, denn ich bin bei Büchern extrem wählerisch, rein thematisch und auch sprachlich, ich brauche nur ein paar Zeilen lesen und weiß schon, was ich nicht mag. Jedenfalls zauberte sie das Buch Der Brand von Daniela Krien aus dem Ärmel äh Lager. Ich dann so zu ihr: “Worum geht es in diesem Buch?” Und sie so: “Das ist eine Beziehungsgeschichte, über eine Beziehung in der Krise, sprachlich so gut, man kann nicht aufhören zu lesen.” Ich hab kurz reingesehen und muss ehrlich sagen, obwohl mich diese Verkäuferin nicht kennt und nicht mal mein Gesicht sieht (dank Maske), hat sie total ins Schwarze getroffen. Jetzt bin ich sehr gespannt.

Ferien, sechs

Diese Woche ist irgendwie so halbgares Sommerwetter, nicht wirklich warm, aber auch nicht kalt, ideales Wetter zum Abarbeiten von einigen Projekten, die sich teilweise schon etwas länger Hinziehen, zum Lesen und Schreiben.

Schon lange bin ich nicht zum Schreiben gekommen, obwohl da ein Text auf mich wartet, mit bis dato 30.000 Wörtern. Dieser Text ist höchst brisant, enthält er doch alles, was mich die letzten Jahre über beschäftigt hat, was mich glücklich und was mir Angst macht. Oft habe ich unterm Jahr soviel zu tun, dass ich wochenlang nicht daran weiterschreibe, aber das ist nur die eine Komponente. Die andere ist, dass ich auch einfach manchmal eine Pause brauche, für diesen in jeder Beziehung ziemlich aufwühlenden Text. Diese Woche fühle ich mich danach daran weiterzuarbeiten und ich habe mir auch vorgenommen, den Freiräume im restlichen August dafür zu nutzen, diesen Text weiter wachsen zu lassen. Auch wenns schmerzhaft ist.

Apropos weiter wachsen – aufmerksame Lesern meines Blogs werden vielleicht bemerkt haben, dass Irene in Irland ein Häuschen weiterzieht (neuer Blogname!). Wer bisher die Erlebnisse in Dublin mitverfolgt hat, wird sich vielleicht auch dafür interessieren, dass sie nun nach Bratislava geht. Spannend. Und was ich persönlich sehr toll finde: Bratislava ist wesentlich näher bei Wien.

TDDL, zwei

Michael Wiederstein war on fire und hat auch am zweiten Lesetag ein schönes Zitat gebracht, als er über den Text von Leander Steinkopf Ein Fest am See sprach:

In der neueren deutschen Literatur, wenn jemand mit dem Boot zur Mitte eines Sees fährt, dann hat er vor sich umzubringen oder er taucht 25 Jahre später wieder auf und fährt mit seiner Mutter durch die Alpen.

Michael Wiederstein sagt auch noch, dass er in dieser Diskussion im Team Dingler/Kaiser ist, was der durchaus sperrige Juror Philipp Dingler mit den Worten kommentiert: “Es gibt kein Team Dingler/Kaiser!” Das wird im weiteren noch unterstrichen, als Jurorin Vea Kaiser betont, dass sie den Text wirklich zum Lachen findet. Das erzürnt Dingler, er maßregelt sie: “Es gibt eine emotionale Ebene und eine diskursive Ebene und wir haben hier den Anspruch, dass wir diskursiv Texte verhandeln.” Klaus Kastberger: “Dieses humorvolle, satirische, das hat schon eine Qualität, die man sehen kann, das darf sich auch ein Bachmann-Text einmal leisten, finde ich und das kann man auch benennen.” Dingler: “Es geht mir darum, dass man die Qualität von Texten nicht damit begründen kann, dass man herzlich gelacht hat.” Mara Delius: “Das möchte ich absolut unterstreichen, denn wir sind hier in einer Jury, die natürlich auch in einer gewissen ästhetischen-kritischen Tradition steht, die können Sie natürlich ablehnen, wenn Sie das wollen, aber sie müssen sie zumindest zu Kenntnis nehmen, das wäre schon mal ein Anfang, deshalb wollte ich Ihren ästhetisch-kritischen Punkt unterstützen, Herr Dingler, ohne mich zugleich in ihr Team einzureihen.”

Es ist so herrlich. Die Jury Diskussionen sind noch viel besser als die Texte.