almis personal blog

RIP Roger Ebert!

Gestern ist Roger Ebert gestorben, ein brillianter Filmkritiker, eine Ikone in den USA. Das geschah nicht unerwartet, er kämpfte seit über 10 Jahren gegen den Krebs, aber dennoch ist das sehr traurig und ein großer Verlust für die Filmwelt.

Wie oft habe ich zu Mr. Almi gesagt, Ebert gab Film xy soundsoviele Sterne und das war für uns eine Orientierungshilfe. Ganz selten verstand ich seine Urteile gar nicht, ein Beispiel dafür wäre Fight Club, den Ebert nicht mochte. Aber es war immer spannend, seine Argumente zu lesen, auch wenn man mit seinen Schlußfolgerungen einmal nicht übereinstimmte.

Ich habe alle Great Movies Hardcover von Ebert, ein Beispiel für eine hervorragende Kritik (für einen hervorragenden Film) wäre die zu Fellinis 8 1/2.

Ich besitze auch sein Buch Your Movie sucks, das ebenfalls gut und sehr oft sehr witzig zu lesen ist. Seine Urteile können hart sein, allerdings werden sie nie verletzend oder gehen unter die Gürtellinie. Meine Lieblings This-sucks Kritik handelt vom Film The Village und sie ist sehr pointiert verfasst, man kann sie hier nachlesen.

Das Schöne an Eberts Kritiken war: sie waren hervorragend geschrieben, nie überlang, nie über-intellektuell, arrogant oder herablassend. Sie waren für sich alleine genommen amüsant, klug und pointiert. Er hat nie mit seinem fundierten Wissen geprotzt, sondern immer versucht, seine Leser, begeisterte Kinogeher, direkt und unmittelbar zu erreichen. Ebert, der übrigens ein begeisteter Twitterer war – aufgrund seiner Krankheit konnte er seit Jahren nicht mehr sprechen – hat seine Abschiedsworte noch selbst verfassen können. Sie enden mit dem Satz: See you at the movies.

Rest in peace, Roger.

Osterurlaub in Südtirol

Das erste Mal in meinem Leben habe ich Ostern auswärts gefeiert und zwar in unserer zweiten Heimat Südtirol, bei Adrians Großeltern und seinem Onkel. Damit habe ich das weiße Ostern in Wien und Umgebung versäumt, denn in Südtirol war es mild und oft sonnig, und sehr nette Tage erlebt. Wohlgemerkt Tage. Die Nächte waren ziemlich unruhig und früh zu Ende, denn Adrian findet Südtirol so spannend, dass er leider nicht länger als bis sechs im Bett bleiben kann.

Am Samstag haben wir das heilige Grab in der Kiliankirche von Lüsen besucht. Die Kirche war stockdunkel, das Grab umsäumt von Glaskugeln, die mit gefärbtem Wasser gefüllt sind. Sah sehr beeindruckend und stimmungsvoll aus.

Am Ostersonntag suchte Adrian zunächst mal die Ostereier und kleinen Geschenke, die der Osterhase extra auch nach Südtirol gebracht hatte (das natürlich in aller Frühe). Später wurde gespielt und mittaggegessen und am Nachmittag fuhren wir ins nördliche Südtirol, woher Adrians Großeltern stammen, und sahen uns u.a. den alten Bauernhof der Urgroßeltern an. Später besuchten wir noch die Wallfahrtskirche in Maria Trens, und zündeteten eine Kerze an.

Am Montag haben wir uns mit Verwandten schon am Vormittag in einem Cafehaus in Brixen getroffen und dann einen kleinen Bummel durch Brixen gemacht, der uns auch am Dom vorbeiführte:

Zum Mittagessen gingen wir zum Wirt an der Mahr, ganz in der Nähe von Brixen – das Ambiente war sehr angenehm und das Essen vorzüglich. Ich entschied mich für einen Campari Orange zum Aperitiv und dann für das Eisacktaler Tris. Dieses wird in der Pfanne serviert und besteht aus Schlutzkrapfen, Spinatnocken und Käsenocken in brauner Butter mit Parmesan. Ich glaube, ich habe noch nie so einen köstlichen Nudelteller gegessen. Aber auch das Schnitzel dort hat Adrian sehr gut geschmeckt.

Nach einer kurzen Pause daheim wurden wir dann noch nach Rodeneck (leider ist die Burg dort erst ab Mai innen zu besichtigen, von außen sieht sie jedoch imposant aus) und nach Neustift. Den letzten Abend ließen wir gemütlich zuhause ausklingen.

Fazit: ich fühle mich nach den wenigen Tagen Auszeit wirklich gut erholt, was auch der Umsorgung durch die Familie geschuldet ist. Außerdem war es mal interessant, Südtirol in einer ganz anderes Jahreszeit zu erleben (Sommer, Herbst kenne ich gut, Frühling gar nicht). Ich fühle mich seit der Bozen Odysee 2007 dort immer irgendwie heimisch. Und Adrian, dem echten Südtiroler, gehts ebenso.

Nightmare before Easter

Das Selbstständigenschicksal ist wohl jenes, dass man immer vor Feiertagen, Urlauben und verlängerten Wochenenden am meisten (dringende!) Aufträge bekommt. Werde ich ja nie verstehen. Jedenfalls war die Woche sehr stressig und da ich damit nicht gerechnet hatte, waren wir auch freizeittechnisch gut verplant.

Desweiteren: Adrian äußerte den Wunsch nach einem blauen Baby Angry Bird Schlüsselanhänger. Seinen hatte er vor einigen Monaten im Kindergarten verloren und nun vermisste er ihn (und auch Mama Angry Bird vermisste ihr Junges). Ich gab einem Verwandten den Wunsch weiter, kurz vergessend, dass wir dieses Jahr Ostern auswärts feiern. Ok, nun wurde schon Ostern runtergezählt und damit die Tage, bis der kleine Angry Bird sein neues zuhause finden würde. Nun ja, jetzt wurde ich etwas unentspannt, da Adrian sich sonst eigentlich nichts spezielles vom Osterhasen gewünscht hatte (und ja auch absolut nichts Süßes isst) – dieser Wunsch wohl tatsächlich am Ostersonntag erfüllt werden sollte.

Verwandten angerufen, er hat das Stofftier noch nicht. Schwitz. Heute die letzte Gelegenheit. Dann lieber selbst besorgen. Am Vormittag neben Workdeadline Chaos beim Saturn angerufen. Antwort: “Das hatten wir mal im Sortiment?” Äh ja. “Ich verbinde”. Aus der Leitung gefallen. Wieder angerufen. Keiner weiß weiter. Zum dritten Mal angerufen, endlich eine Wissende in der Leitung: “Ja haben wir noch”, “In blau?”, “Nein, nur noch rot”. Argl. In einem Comicfachgeschäft angerufen. Der Mann sieht nach, hat er. Gut, dann noch vor dem Kindergarten dort schnell vorbeifahren, geht sich schon irgendwie aus. Fahre extra hin, im Laufschritt entere ich das Geschäft. Der freundliche Besitzer überreicht mir einen Angry Bird aus Gummi. Ähm, ich wollte einen in Plüsch. Hat er nicht, nie gehabt. Arglllll!!!!

Zum Kindergarten gehetzt. Hatte ich noch eine Chance? Nachmittag war Kindergeburtstag angesagt, zwar in einem Einkaufszentrum, aber ohne Media Markt, Saturn etc. Kurz mit P. gesmst, die mit ihrem Sohn, Adrians Kumpel, auch dort sein würde. Sie war auch ratlos, ob es den dort irgendwo geben würde. Chance gering. Gut, dann schnell bei einem Mediamarkt angerufen. Keiner hebt ab.

Ok, es muss diesmal die Flucht nach vorne sein. Ich sagte Adrian, der Osterhase hätte Schwierigkeiten, den Angry Bird zu besorgen und ob es vielleicht auch nach Ostern noch… “Aber Mama, die Angry Bird Mama wartet doch auf ihn!” Und noch schlimmer: “Es geht schon irgendwie auch nach Ostern, wenn wir ihn gar nicht finden….” Schüff. Diese Ansätze von bitterer Vernunft sind ja noch quälender als Wut. Ok gut, eine letzte Chance, der Mediamarkt, der auf dem Weg liegt. Und die Zusicherung, dieses eine Ostergeschenk würde es schon früher geben, WENN wir es denn bekommen (ja, das macht man nicht und die Überraschung ist dahin, aber ich hatte das Gefühl, ohne den kleinen Angry Bird würde Ostern irgendwie einsam werden…). Dort die Verkäuferin gefragt, nö sie haben nur die großen, aber ich könnte trotzdem noch in die Games-Ecke schauen. Ohne viel Hoffnung hingegangen. Doch da – ja, da ist er, ein einziger, kleiner blauer Angry Schlüsselanhänger. Er strahlt uns an. Adrian strahlt zurück. Er ist überglücklich – ich auch.

Damit könnte die Geschichte zuende sein, ich bin müde, abgekämpft, aber happy, doch es geht noch weiter. Erzähle P. voll stolz, dass wir fündig geworden sind. P. und ich geben die Kids beim Kindergeburtstag ab und bummeln durch das Einkaufszentrum, durch den Thalia, schauen herum und gustieren und da ist ein Regal, und ich sehe mir dieses Regal näher an und sage: “Nein…!” Ich zeige P. das Regal und sie: “Neiiiiin…..”

Ihr könnt Euch sicher nicht vorstellen, was wir dort gefunden haben.

Argo

Wisst Ihr übrigens, wer in den vergangenen beiden Jahren in besonders vielen oscarnominierten und oscarpärmierten Filmen mitgewirkt hat. Ja richtig, John Goodman. Ihr wusset es doch, nicht?! Oder glaubt Ihr mir das nicht. Nun ja, da wäre zunächst mal The Artist (Filmoscar 2012) und Paranorman (nominiert 2012), sowie Extrem laut und unglaublich nah (nominiert 2012), dann Argo (Filmoscar 2013) und Flight (nominiert 2013). Ok, John Goodman selbst hatte natürlich in keinem dieser Filme die Hauptrolle, aber ich sehe ihn immer wieder gerne, er passt in jeden dieser sehr unterschiedlichen Filme optimal hinein, er fällt immer positiv auf.

Enhält keine Spoiler, die nicht auch der Trailer enthält

Mit Filmen nach einer wahren Begebenheit ist das ja so eine Sache. Sie sind naturgemäß meist ziemlich down to earth, und oft kennt der Zuseher die zugrundeliegende Geschichte ja auch schon. Wie also soll der Regisseur es also schaffen, das Publikum trotzdem in seinen Bann zu ziehen, und etwas zu kreiieren, was bleibenden Eindruck verleiht und nicht nur bemüht semidokumentarisch daherkommt?

Affleck hat sich im Fall von Argo eindeutig für Suspense entschieden. Ja natürlich ist das auch ein pointierter Blick nach Hollywood, Produzentengeplänkel, Insiderwitze, ein bisschen das Filmbusiness durch den Kakao ziehen. Das funktioniert sehr gut und man sieht Goodman und Alan Arkin (nominiert als bester Nebendarsteller) gern dabei zu, wie sie aus dem Nähkästchen plaudern und das alleine wäre ein guter und ergiebiger Filmstoff. Natürlich kommt auch relativ bald die Assoziation zu Wag the dog. Doch Argo ist keineswegs ein Wag the dog 2.0.

Ich zu Mister Almi: “Wenn ich da dabei gewesen wäre, ich wäre völlig fertig”. Mr. Almi zu mir: “Du bist auch jetzt schon völlig fertig.” Das war übrigens zu dem Zeitpunkt, als ich mich am Sofa festgekrallt habe. Der Film ist manchmal unerträglich spannend, gleichsam sehr flott erzählt, dann aber doch wieder innehaltend, um den Zuseher genüßlich zappeln zu lassen und man denkt, Affleck wäre für so manche Szene bei Hitchcock in die Lehre gegangen.

Affleck, der auch die Hauptrolle übernommen hat (btw. bitte den Bart behalten!), hat schon mit The Town bewiesen, dass er der Mann für kluge, modern inszenierte Unterhaltung ist. Er setzt neben Nervenkitzel auf schnelle Bilderfolge, auf hippe Musik, die wie für die Story geschrieben scheint, Lokalkolorit und ein brilliantes Ensemble in Spiellaune. Hier passiert alles auf den Punkt genau, nichts wird dem Zufall überlassen, der Film wirkt akribisch vorbereitet, die Kniffe platziert, um den Zuseher zu erreichen, doch gleichzeitig ist das alles nonchalant und charmant dargeboten.

Meine persönliche Tagline des Films ist übrigens: Argo f*** yourself! Warum? Anschauen! Oder braucht Ihr noch mehr Argomente (thx. to L. für diesen Kalauer!)

This is thirtyseven

Ok, jetzt gehe ich wohl offiziell “auf die vierzig zu”, wie ein naher Verwandter es liebevoll ausdrückte.

Meinen 37. Geburtstag hab ich unspektakulär begangen. Feiertyp bin ich eh gar nicht und es war ein ganz normaler Dienstag, der sich aber doch prächtig entwickelte. Schon in aller Früh trudelten Glückwunsch SMS ein, eine Mail, die schon vor Mitternacht abgeschickt wurde und das Subject trug “Do not open until tomorrow”, auch auf Facebook wurde mir gratuliert. Im Kindergarten bekam ich von einer Mama bzw. dem Kumpel von Adrian gleich mal Schoko geschenkt (und zwar mit HEIDI Schriftzug, die kann ich doch nicht essen?!), plus Erdberren zum selberanbauen. Da staunst du, was Fiona Grasser?! Und das geht sogar ohne Terasse!! Von den Erfolgen hierbei werde ich berichten.

Auf dem Weg zum Arbeitsplatz Bibliothek wurde ich von Eltern und Schwiegereltern angerufen. Dann normaler Bürovormittag, außer, dass ich die Zeit im großen und ganzen für Beantworten von Mails und likes auf weitere Facebook Glückwünsche aufwendete. Das ist doch mal ganz nett. Gegen Mittag kam meine Freundin (die dort angestellt ist) mit Schokolade vorbei. Woher wohl jeder weiß, dass ich ein Schoko-Addict bin? Habe aber bis zu diesem Zeitpunkt nur ein Joghurt gegessen.

Zurück im Kindergarten bekam ich von einer anderen Mama einen Blumenstrauß überreicht. Langsam war ich echt gerührt. Danach gings mit Adrian in den Supermarkt, um Steaks zu besorgen und zuhause spielte er dann sogar einige Minuten ganz vertieft, sodass ich kurz Zeit für einen Powernap hatte. Unmittelbar darauf läutete meine Mama Sturm und es gab Geburtstagsgugelhupf und Kaffee. Kann mir eigentlich jemand physiologisch erklären, wieso man immer riesigen Appetit hat, wenn man am Nachmittag einschläft, auch wenn es nur fünf Minuten sind? Oder geht das nur mir so?

Mr. Almi kam an diesem Tag früher nachhause und brutzelte Steak medium. Yeah. Ich kann zwar jetzt kochen, aber an Steak traue ich mich noch nicht ran. Ich denke, ich würde es “verkochen”. Adrian lehnt (fast jegliches) Fleisch ab und bekam Wedges. Außerdem gratulierte und umarmte er mich immer, wenn andere Menschen an diesem Tag das taten, das heißt, er war gut beschäftigt.

Der Abend klang mit einem sehr netten Anruf, weiteren Facebook Messages und einer neuen Folge Homeland aus. Und heute früh dann, war ich (laut Adrian) nicht mehr Parkplatz 36 in unserer Parkgarage, sondern Nummer 37. So einfach ist das.

This is forty

Seth McFarlane hat bei der Oscar-Verleihung ein bisschen über Hanekes Amour gewitzelt, der den Untertitel “This is ninety” trage. Das war eine Anspielung auf den Film This is forty, den ich gestern gesehen habe, und der den eher doofen deutschen Titel “Immer Ärger mit 40” bekommen hat.

Es handelt sich hierbei um eine Judd Apatow Komödie, und der Mann steht bekanntermaßen für intelligente Hollywood-Unterhaltung, mit einem Schuß Indie und einer manchmal ordentlichen Prise Fäkalhumor. This is 40 ist zunächst einmal eine doch relativ genaue Beobachtung der Situation von Menschen in dieser Altersgruppe. Ich bin zwar erst (bald, sehr bald) 37, zähle mich aber schon dazu. Denn es geht um meine persönliche Lebenssituation. Man ist verheiratet, hat Kind(er), Berufe, man versucht alles auf die Reihe zu kriegen, man will im Job durchstarten (denn wenn man es bis 40 nicht schafft…), genauso wie ein tolles Familien- und auch Beziehungsleben. Man ist nicht alt, merkt aber schön langsam, dass man auch nicht ewig Zeit hat, sein Leben zu leben. Und genau deshalb ist man in diesem Alter permanent irgendwie gestresst.

Der Film zeigt: Menschen um die 40 liegen selten auf dem Sofa. So auch nicht Pete (Paul Rudd) und Debbie (Leslie Mann), ein normales Ehepaar aus der gehobenen Mittelschicht. Sie schwanken zwischen Glücksgefühlen, wenn sie ihre Kinder ansehen, und Genervtheit über die beiden Mädels (die permanent streiten oder bocken, aber auch sehr süß sein können), zwischen Selbstverwirklichung und Geldsorgen, zwischen dem Wunsch, fit zu bleiben und den Cupcakes und Pommes-Gelüsten. Einmal fahren sie ein Wochenende weg und da, in diesem Moment, wo die beiden im Pool sind, sich mit nassen Haaren umarmen und küssen, da wette ich, dass jeder Elter im Kinosaal, in diesem Alter seufzt und denkt: oh ja, das mag ich auch mal wieder machen, denn das fühlte sich doch so verdammt gut an, damals… Doch ein Paar sind die beiden (und wir Zuseher) nun schon länger nicht mehr und auch das macht gewisse Probleme. Denn da ist schon wieder dieser Zwiespalt, einerseits ist es wunderbar, eine Nacht zu zweit, fernab von daheim, zu verbringen, andererseits fehlen einem am Morgen die Kinder wie verrückt. Man will ja nicht mehr anders leben, weil man noch nie so glücklich war, nur ab und zu durchschnaufen, das wäre schön. Aber kann man sich das leisten?

Es ist Apatows besondere Leistung, die Ambivalenzen in diesem Alter sehr genau darzustellen und den Finger dorthinzulegen, wo es wehtut. Da ist ein großes Stück Autobiografie dabei – vor allem, wenn man bedenkt, dass die Hauptdarstellerin Leslie Mann Apatows Ehefrau und die beiden Mädchen seine eigenen Kinder sind. Der Film ist witzig, wenn für mich auch fast die ernsten Untertöne überwiegen. Wenn etwas daran nicht so gelungen ist, dann das, dass der Regisseur den Fokus der Geschichte wieder und wieder aus den Augen verliert. Es sind soviele Themen, die er einbringt, soviele Handlungsebenen, dass in diesem ohnehin schon überlangen Film immer noch das Gefühl bleibt, es wurde manches nur sehr oberflächlich gestreift. Das ist doch ein wenig schade, auch wenn es dafür sehr viele tolle Nebendarsteller gibt, u.a. Jason Segel (How I met your mother) als erotisch-esoterischen Fitnesstrainer und Melissa McCarty (Gilmore Girls, Bridesmaids) als hysterische Mutter in den Wechseljahren. Eine originelle Cameo-Performance gibt es von Green-Day Frontmann Billie Joe Armstrong.

Im großen und ganzen kann man sich bei diesem Film gut und solide unterhalten (vor allem, wenn man um die 40 ist) – seine zeitweilig derben Witzchen hätte This is 40 allerdings ebensowenig nötig, wie das angesprochene Überangebot an Themen. Aber Apatow ist auf einem guten Weg zu This is 50.

Q & A for kids

Miss Xoxolat hat vor kurzem auf ihrem Blog ein sehr interessantes Tagebuch für Kinder vorgestellt und zwar das Q&A for Kids von Betsy Franco. Ich fand die Idee so gut, dass ich mir das Buch unmittelbar nach Lektüre des Eintrags selbst bestellt habe.

 

Das Konzept ist eigentlich sehr einfach, das Buch ist wie ein Kalender aufgebaut, nur ein Kalender für drei Jahre. Täglich wird eine Frage gestellt, die das Kind (Alter von 4-10 Jahren empfohlen) beantworten soll, die Antwort wird mit dem Vermerk des jeweiligen Jahres eingetragen. Spannend dabei sind nicht nur die Antworten auf die ziemlich einfallsreichen Fragen, sondern auch der Vergleich, was ein Kind in einem Jahr sagt und was dann im nächsten und übernächsten. Ob die Antworten gleich bleiben, ob sie sich verändern und wenn ja, wie sie sich verändern.

Um ein paar Beispiele für Fragen aus dem Buch anzuführen (die sind natürlich alle auf Englisch):

Gefällt dir dein Name und wenn nicht, wie würdest du lieber heißen?

Wenn du die Welt regieren könntest, was würdest du verändern?

Was macht dir in deinem Leben gerade Ärger und warum?

Was trägst du heute für Kleidung und fühlst du dich darin wohl?

Wie sieht der Himmel heute aus?

Also durchaus Fragen, die die Phantasie anregen. Bei der Weltherrschaftsfrage hat Adrian übrigens geantwortet, er würde die Erde in den Mars verwandeln. Sowas kann man vorher nicht erahnen oder sich ausdenken.

Ich denke, wir werden hier eine schöne, bleibende Erinnerung schaffen.

Original und Fälschung, sieben

Heute möchte ich meine Rubrik etwas abwandeln: es soll hier nicht um einen Song und sein Cover gehen, sondern um die Geschichte eines Videos und das Cover desselben. Nicht verständlich? I will elaborate on the subject.

Im Cardigans Video zu Carnival geht es darum, dass die Band die musikalische Untermalung eines Tanzwettbewerbs bestreiten sollen. Tatsächlich machen sich die Bandmitglieder besonders schick und spielen auch besonders ambitoniert ihr gewollt-Easy Listening Stück mit Indie-Approach, die Tänzer sind eigentlich Nebensache. Schließlich, als sich die Tanzjury berät, verlässt Sängerin Nina Persson die Bühne, um mit den älteren Männern ins Gespräch zu kommen. Was sie ihnen sagt, kann nur erahnt werden, tatsächlich scheint die Jury aber Gefallen an ihr zu finden, da sie den Hauptpreis keinem Tänzerpaar, sondern am Ende der Sängerin überreichen.

Sophie Ellis Bextor nimmt in ihrem Video zu Murder on the Dancefloore diese Motiv wieder auf, allerdings: so wie ihr Song schneller und grooviger ist, so wird sie auch im Video aktiver als Persson. Sie und ihr Partner nehmen selbst an dem Tanzwettbewerb teil, ihre Leistung ist allerdings bescheiden. Um die anderen, sehr guten Kandidaten auszschalten, verstreut Ellis Bextor Butter, manipuliert Kleider und verabreicht in der Pause Abführmittel. Als das alles nichts zu helfen scheint, geht auch sie auf die Jury zu und bezirzt den Hauptjuror. Mit demselben Erfolg wie Persson: die Band bekommt den Pokal. Im Gegensatz zu den Cardigans Tänzern, sind die Tänzer hier aber richtig sauer über die Entscheidung und applaudieren kaum, geschweige denn, dass sie noch tanzen möchten!

Vom feministischen Standpunkt abzulehnen, aber die Fälschung an sich ist sogar noch etwas aufgefeilter, thumbs up!