almis personal blog

coming soon: oscarnacht

die oscarnacht wird auch dieses jahr wieder von nachrichtenlady hannelore veit und vom direktor des filmmuseums alexander horwath im orf kommentiert. 

die leistung der beiden hat mich letztes jahr überzeugt. vor allem filmkritiker und spezialist horwath hat mich sehr überrascht. hat er sich doch als cineast im besten sinn des wortes präsentiert: als filmgenießer, der arthouse produktionen genauso offen gegenübersteht wie dem klassischen hollywood kino, der die avantgarde ebenso schätzt wie den dokumentarfilm. so die filme selbst qualitativ gut gemacht sind. außerdem hat er eine angenehme art zu sprechen und zu erzählen.

ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und dann ganz stalker-mäßig horwath eine mail mit meinem lob geschickt (sowas mache ich gerne, leute die ich überhaupt nicht kenne kontaktieren, harhar). jedenfalls hat er auch sehr sympthisch geantwortet, war aber noch unsicher, ob er 2010 wieder kommentieren wird. schön, dass es nun möglich ist. in der nacht von 7. auf 8. märz.

vancouver, eins

was möchte jede frau erleben bevor sie 30 wird? richtig: ihren ersten langstreckenflug. bei mir hat das 2005 gerade noch geklappt und es sollte an die us-westküste gehen. denn wenn ich meiner flugangst schon trotze, dann wegen einer stadt wie los angeles. einmal auf dem walk of fame spazierengehen, vor dem kodak theatre stehen. und staunen. aber zuerst ging es ja nach kanada, denn ein teil unserer gruppe absolvierte den westcoast trail. der andere teil flog nach. und zwar via toronto nach vancouver.

in toronto warteten wir lange, sehr lange, zu lange auf ein gepäcksstück. danach liefen wir über den großzügig angelegten flughafen. mit hängender zunge kamen wir am gate an, wo uns ein freundlicher kanadier aufforderte: "take a deep breath". denn wir waren zu früh. unsere maschine, die eigentlich schon weg sein sollte, war noch gar nicht da. es war 22 uhr abends. um 23 uhr kam die air canada und kurz nach mitternacht landeten wir in vancouver. in wien wäre es da schon wieder mittags gewesen. es lebe der jetlag.

wir hatten uns zu sechst in einem b&b in kitsilano eingemietet. und schon beim organisieren der unterkunft waren wir mit der kanadischen relaxtheit in berührung gekommen. die besitzerin des hauses war nämlich an unserem ankunftswochenende gar nicht da. aber egal: dann legt sie eben den haustürschlüssel unter die türmatte, kein problem.

das erinnerte mich spontan an eine folge von six feet under, das ja in l.a. spielt, in welcher vanessa ein kanadisches kindermädchen anstellt, das in ihrer abwesenheit einen obdachlosen einlädt und ihm pancakes zubereitet. als vanessa dahinterkommt, wird sie richtig wütend: "this is los angeles – not canada!"

pingumin

manche kinder lernen etappenweise. tag für tag, woche für woche kommen neu erlernte fähigkeiten dazu, fast unmerklich.

adrian war nie so. schon auf der intensivstation lief es immer so ab, dass lange zeit gar nichts voranging. man wartete und hoffte. und dann, als niemand damit rechnete, verblüffte er alle. da war der sauerstoff von einen tag auf den anderen geschichte. da schaffte er es plötzlich, sein fläschen alleine leerzutrinken. so war es dann auch mit dem krabbeln, dem sitzenlernen. so war es mit dem laufen und dem essen. und so war es auch mit dem sprechen. bis vor ein paar tagen verständigte er sich vornehmlich damit, mit dem finger auf dinge zu zeigen und ein geräusch zu machen, dass seinen dringlichen wunsch verdeutlichen sollte. mir war es auch möglich, an seinen geräuschen zu erkennen, ob er sich fürchtet, ob er eine straßenbahn gesehen hat, ob er trinken oder essen wollte, ohne ihn anzusehen.

ja und dann stand er eines morgens auf und sprach. unser sohn, der vorher nur mama, papa, auto und nein gesagt hatte, meinte: "jacke an. haube auf. schuhe an." außerdem: "tee bitte" und zwei sekunden später: "wo ist tee?" und "autobuff fahren. straßibahn auch. ubahn auch." und er benannte jedes tier in seinem tierbuch mit dem richtigen namen, bis hin zur muschel und zum seehund. auch das baustellenbuch, das er zu weihnachten bekommen hat, wurde wieder hervorgeholt und auch da alles richtig: bagger, kran, mischmaschine. und nicht zu vergessen der lenker des lkws, der "bier" trinkt. tja, nun heißt es aufpassen, was man sagt.

ach ja und mein lieblingswort von ihm derzeit: pingumin.

kika

was für jim jarmusch die monotonie ist für pedro almodovar die skurrilität. wenn man sich beim genuss von jarmusch-werken ständig fragt, wann nun endlich mal etwas passieren wird, ist man in einer ähnlich misslichen lage, wie wenn man bei almodovar anfängt, den kopf zu schütteln. there is no way out.

dennoch möchte ich den 1993er almodovar kika doch etwas hervorheben. der selbst für erprobte almodovar-seher etwas gewöhnungsbedürftig daherkommt, bizarre spoiler können folgen: wird protagonistin kika doch in einer nicht besonders kurzen szene (almodovar bezeichnet sie als das "herzstück" des films) vom bruder ihres zimmermädchens vergewaltigt und versucht dabei, ihn psychologisch zu betreuen und verständnis zu zeigen. das zimmermädchen ist lesbisch und der bruder geistig zurückgeblieben; die schwester hat sich ihm früher regelmäßig hingegeben, um zu verhindern, dass er sich in ihrem dorf an kühen und ziegen vergeht. danach wurde er pornodarsteller und wegen mißbrauch ins gefängnis gesteckt. aus welchem er ausbricht und siehe anfang des absatzes. yo.

etwas greifbarer ist die medienkritik in kika, wenn protagonistin andrea cartacortada ("narbengesicht") in ihrer tv-show das schlimmste vom tag über greueltaten in madrid berichtet und filme einspielt, die sie mit ihrer helmkamera gemacht hat, täglich unterwegs um verbrechen aufzustöbern. 

eine sehr hübsche szene hat almodovars mutter (francisca caballero) als "talkshow"-host der anderen art. sie interviewt einen schriftsteller, in dessen umfeld ständig morde passieren und der in seinen büchern diese morde beschreibt, auf gleichermaßen selbstbewusste wie naiv-unprofessionelle art und weise. sie verhaspelt sich andauernd und verwechselt fakten, macht sich aber nichts daraus. die szene wirkt improvisiert, ist sie aber laut almodovar nicht.

almodovar sagt in seinem buch filmen am rande des nervenzusammenbruchs über seine mutter: "ich denke, sie hat des geldes wegen in meinem filmen mitgespielt. direkt nach jeder szene kam sie zu mir und verlangte ihre gage."

zitiert

letzte woche in willkommen österreich – zwar schon etwas her, aber ich fand es einfach gut: 

stermann: "in amerika gab es ja jetzt diese große gala, hope for haiti. george clooney hat das ganze organisiert und viele stars sind gekommen – jennifer lopez, jennifer aniston, brad pitt, rihanna, kid rock, ganz viele leute…also lieber jermaine jackson: es geht schon! man kriegt schon die stars für eine gala."

grissemann: "stefan petzner, der petzner bua, hat david schalko verklagt, weil er sich in schalkos buch weiße nacht wiedererkannt hat. darin geht es um einen verwirrten, solarium gebräunten homosexuellen, der ein delphin tattoo hat, ständig "lebensmensch" murmelt und die nähe zu seinem führer sucht. ich verstehe nicht ganz, wo da die ähnlichkeiten sein sollen".

vielmehr, so grissemann, könnte petzer beispielsweise auch heinrich böll klagen, für ein werk, das offensichtlich auch von petzner handelt: ansichten eines clowns. und auch bertolt brecht wegen dessen werk der gute lebensmensch von sezuan.

avatar, drei

am freitag also endlich avatar gesehen. 

den hype kann man wie gesagt in allen medien verfolgen, der film wird mit unzähligen superlativen beschrieben. doch so wirklich als film kann man avatar gar nicht bezeichnen: es ist eventkino ja. die bilder haben videospielcharakter. es ist ein happening, sich schwarze brille aufzusetzen und zu kichern, zu raunen oder zu motzen, weil man alles anfangs verschwommen sieht. ein cineastischer leckerbissen ist avatar formal nur bedingt und inhaltlich überhaupt nicht. man kann sich nicht schlecht unterhalten – die relevanz für das kino im jahr 2010 ist aber fraglich.

james cameron hat erfahrung mit blockbustern dieser größenordnung. sein titanic wurde 1998 mit 11 oscars ausgezeichnet. auch damals waren es vor allem die technischen finessen, die akribische genauigkeit, mit der cameron seine geschichte erzählt und mit denen er immens erfolgreich wurde. doch wenn man es nüchtern betrachtet ist titanic nicht unbedingt vorteilhaft gealtert. 12 jahre danach wird er nur noch in taschentuchwerbungen zitiert. was technisch damals das non plus ultra darstellte, wirkt heute fast altbacken, der aufgebotene bombast maßlos übertrieben. ein ähnliches schicksal scheint avatar vorgezeichnet. ein kammerspiel bleibt auch 30 jahre danach ein kammerspiel. ein film am letzten stand der technik ist vielleicht schon im nächsten sommer überholt. was noch nicht so schlimm wäre, wäre da ein kraftvoller plot.

doch auch plot-technisch überzeugt mich avatar kaum. man wird den eindruck nicht los, dass cameron sich auf die suche nach einer möglichst simplen story gemacht hat, die nur den sinn und zweck erfüllt, die 3d effekte möglichst oft zur geltung kommen zu lassen. herr der ringe (hallo fussfetischisten) meets star wars meets crocodile dundee, quasi. der plot lässt sich in einem satz zusammenfassen und nutzt seine chancen nicht, eine einfache geschichte mit charme, witz und netten details zu erzählen. trotzdem ertappe ich mich – völlig überraschend – dabei, irgendwann am ende von teil eins ergriffen zu sein. daran hätte man anknüpfen können. doch wie bei titanic gerät teil zwei reichlich platt, wenn gleich hier niemand auf einer eisscholle davonschwimmt. 

die schauspielerischen leistungen sind solide. sigourney weaver trägt einmal mehr cargo-hosen und ist wissenschafterin. giovanni ribisi (der immer mal wieder in nebenrollen auftaucht, in friends, lost in translation oder public enemies) schafft es sogar seine figur sehr differenziert und ambivalent anzulegen. dennoch lautet das fazit: relativ kurzweilige unterhaltung, ein hoher "communityfaktor", dem man sich nicht ganz entziehen kann, doch da wäre wesentlich mehr drinnen gewesen – vor allem was die hohe kunst des story-tellings betrifft. mal sehen, ob james cameron die oscar jury überzeugen kann.

avatar, zwei

heute gehts also ins kino. und gestern habe ich erfahren, dass man für avatar brillen aufsetzen muss. 

hallo? in den letzten 30 jahren – ich kann mich erinneren, dass es in meiner kindheit 3d sendungen im fernsehen gegeben hat, wo man auch diese rot-grün dinger aufsetzen musste – hat man es nicht geschafft, eine 3d technologie zu entwickeln, die ohne brillen auskommt?

das ist sowas von achtziger. kriegt man gleich auch passende stirn- und schweißbänder in neonfarben dazu?