almis personal blog

sex, lügen und video

gestern beim nachmittäglichen gewitter und starkregen wieder mal soderberghs sex, lügen und video geschaut.

wie wir ja unter anderem aus boston legal (harhar, hier ist sie wieder, die referenz) oder auch aus secretary wissen, spielt james spader sehr gerne und überzeugend etwas strange typen. in soderberghs film ist er graham, nach einer enttäuschenden beziehung offenbar impotent, der sich erleichterung dadurch verschafft, frauen zu filmen, die mit ihm offen über ihr sexleben, ihre präferenzen, wünsche und sehnsüchte sprechen. nach einem umzug in eine andere stadt, bringt er damit ungewollt das leben von drei menschen durcheinander.

eine davon ist andie mc dowell, die immer dann besonders gut ist, wenn sie leicht verklemmt und spießig sein darf – siehe groundhog day, siehe green card. ihre ehe mit john ist der ultimative alptraum. freud- und sexlos, voller konservativer rituale, eine beziehung, die sie verwelken lässt, anstatt ihre hemmungen abzubauen und sie zum leben zu erwecken. ihre begegnung mit graham, der ein alter schulfreund ihres mannes ist, lässt sie ihre situation überdenken.

der film ist von seiner aufmachung her – sowohl was die deko in den häusern betrifft, als auch von kleidung und frisuren – total eighties. dazu vollkommen dialoglastig. wer gerne im drehbuch schmökern will, hat hier gelegenheit dazu. die komplette handlung spielt sich mittels zwischenmenschlicher kommunikation, verbal und nonverbal, ab. natürlich geht es um sex, aber mehr noch um intimität und das bewusstsein, wie wichtig es ist, sich jemand anderem öffnen zu können. trotz des titels kein spekulativer, auf voyeurismus abzielender film, sondern das porträt von menschen auf der suche nach sich selbst.

sprechende namen

in den sopranos geht es namensmäßig fast so zu wie bei nestroy. nachnamen sind kein zufall, sondern sie vermitteln eine botschaft, die der geneigte seher für sich selbst interpretieren kann.

ich hatte ja im netz nach einem essay über die namensgebung in der mafiaserie gesucht, in der hoffnung, jemand könnte das besser als ich mit fünf jahren schul-italienisch, wurde aber nicht fündig. daher nun meine eigenen versuche, die man als sehr frei bezeichnen muss. anmerkungen natürlich gerne gesehen.

salvatore bonpensiero – schöngeist
christopher moltisanti – wacher geist
bobby ‘bacala‘ baccalieri -trottel
furio giunta – einsatzhelfer
benny fazio – aufwiegler
ralph cifaretto – kleine nummer
agent grasso – fettleibiger
matt bevilaqua – wassertrinker
jason la penna – schriftsteller
feech la manna – segensbringer
bruce cusamano – mit dem finger auf andere zeigender

erhellend

am mittwoch in boston legal (kann es sein, dass ich mich dauernd auf bl beziehe?) bittet partner lewiston partnerin schmidt zu einem vier-augen gespräch in sein büro, wo er ihr über die schwierige situation seiner tochter berichtet und erzählt, dass er für seine enkelin da sein will.

schmidt möchte etwas zu bedenken geben und lewiston unterbricht sie schroff. darauf schmidt: "möchtest du meinen rat oder möchtest du mich nur über die lage informieren?"

genial, muss ich mir merken. ist im alltag ganz brauchbar und bewahrt vielleicht vor missverständnissen, wenn man weiß, in welcher funktion man gefordert ist.

los angelinos

gut, los angeles ist riesig groß, die straßen sind endlos, ohne auto kommt man nirgendwohin, die luft ist schlecht und die kriminalität zumindest in gewissen gegenden sehr hoch. san francisco ist sicher die weitaus ästhetischere stadt, seattle ist wohnlicher, vancouver besticht ohnedies durch enorme lebensqualität und las vegas hat mehr glamour. trotzdem: schon alleine der name "los angeles" – the city of angel, wie die red hot chili peppers sagen – lädt zum träumen ein.

ich habe mir palmen immer anders vorgestellt, irgendwie komprimierter und nicht mitten im stadtgebiet. die los angeles palmen sind bizarr hoch und zernepft. ich konnte mich tagelang nicht an den anblick gewöhnen, aber ich mochte es. genauso wie ich das viele grün mochte, zwischen den autobahnen und den hochhäusern und am mullholland drive. irgendwie unerwartet, irritierend. und vielleicht ist es genau das, was mich an l.a. fasziniert: ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie man dort leben kann, ich habe das gefühl, ich bin dieser stadt gar nicht gewachsen. und gerade das macht mich neugierig und zieht mich an.

abgesehen davon, dass hollywood für einen filmfan ein märchenland ist, voller falscher illusionen natürlich, aber doch. alleine den namen dort auf einem straßenschild zu lesen, löst eine reihe von assoziationen und phantasien aus und dieses bestimmte kribbeln. und wenn man dann plötzlich tatsächlich im kodak theatre sitzt, just married, und seine (übrigens sehr wohlschmeckende!) pasta in der california pizza kitchen isst, unter sternenhimmel, dann ist das alles schwer zu fassen.

wenn ich einen unrealistischen traum habe, dann den, ein drehbuch in hollywood zu schreiben und für den oscar nominiert zu werden. wäre dieser blog eine sitcom, würde ich jetzt das gelächter einspielen lassen. aber he, das ist mein traum und ich erwarte nicht, dass er sich erfüllt. ich würde gerne bei alan ball lernen, wie man das macht, dem mann, der für american beauty ausgezeichnet wurde und der die fernsehserie six feet under geschrieben hat. ball weiß nicht nur, wie man schreibt, er weiß auch wie menschen funktionieren, er erweckt figuren wirklich zum leben. und er schildert das leben wie es ist: wunderschön und ungerecht, schmerzvoll und berauschend, ausweglos und euphorisierend.

und l.a. schwingt irgendwie in all dem mit.

goodbye deutschland

ich interessiere mich absolut nicht für häuselbauer soaps, supernannys oder irgendwelche gewichtsreduktionsshows wie du bist was du isst auf atv – die moderatorin stellt den kandidaten dort übrigens fragen, die jede gute erziehung verbieten würde. was auch für das antworten auf solche fragen gilt. was ich mir ganz gerne ansehe, ist die auswanderer doku reihe goodbye deutschland.

habe beim bandscheibenvorfall eines bäckers in spanien mitgelitten, die pleite eines restaurantbesitzers in südafrika miterlebt, der allerdings mittlerweile anderwertig fuß fassen konnte und einer familie beim auswandern nach uruguay zugesehen. am meisten mag ich allerdings das junge ehepaar um die 30, das gerade nach kanada geht. genauer british columbia, noch genauer, in the middle of nowhere. der nächste ort, und es ist kein großer ort, atlin, ist 2 autostunden entfernt. die beiden bewohnen ein 30 quadratmeter haus ohne nachbarschaft, strom, internetanschluß oder sonstigen selbstverständlichen annehmlichkeiten – mit ihren zwei weißen schäferhunden blissy und linny.

und nicht nur das, es ist schweinekalt, bis minus 40 grad bekommt es dort, sie müssen dort natürlich selbst heizen und zur toilette müssen sie einige meter durch den schnee stapfen. die hunde bekommen schnee-patscherl, damit sie sich nicht die pfoten abfrieren. aber die vierbeiner scheinen spaß zu haben, hunde machen ja meist gerne alles mit, was auch den besitzern freude macht. bewundernswert, was die beiden wagen, aber irgendwie erschließt sich mir die "idylle" nicht, die die beiden dort mitten im wald für sich gefunden haben.

würde ich auswandern, würde mich mehr interessieren, wie andere menschen leben. ich würde dorthin gehen wollen, wo das leben pulsiert. wo man dutzende zeitungen lesen und abends essen gehen kann oder ins kino und ins theater, mit anderen menschen zum strand oder auf einen großen platz. wie sagte alan shore letztens mal in boston legal – ich bin schon ganz gerne mal alleine. aber umgeben von vielen menschen.

inland empire

gestern in einer nachmittagsvorstellung den neuen david lynch dreistünder, inland empire, gesehen.

meine mir unbekannte sitznachbarin meinte anschließend zu ihrem begleiter: "das war so anstrengend". vermutlich der erste lynch film für sie, wenn sie den saal mit dem ansatz betritt, der handlung folgen oder die dialoge in einen sinnvollen zusammenhang setzen zu wollen. lynch muss man geschehen lassen, ganz unverkrampft, szene für szene, einfach wirken lassen. es macht auch nicht allzuviel aus, wenn man mal zehn minuten auf die toilette oder zum buffet geht. man hat in dem sinn nichts versäumt.

wobei ich schon zugebe, dass inland empire auch für lnych’ verhältnisse enorm abgedreht und irre ist. waren lost highway oder mullholland drive ästhetische meisterwerke, die man halt schwer fassen konnte, so kommt inland empire enorm avantgardistisch daher, über weiter strecken wurde david lynch scheinbar nochmal zum jungen filmstudenten, mit einer digihandkamera ausgestattet, die verwackelte und grobkörnige bilder produziert. ich habe zwar für dogma nicht viel über, aber he, es ist lynch, also passt das schon. manche szenen haben mich seltsamerwese an die alltagsgeschichten von elisabeth t. spira erinnert.

laura dern, die mir bisher wenig aufgefallen ist, liefert eine sensationelle leistung ab. justin theroux bestätigt nach rollen in mullholland drive, miami vice, six feet under und dem hysteria-video von muse, dass er scheinbar nicht imstande ist, konventionelle protagonisten zu verköpern – und das ist ausgesprochen positiv gemeint. william h. macy erscheint für einen drei sekunden auftritt, jeremy irons ist länger zu sehen und passt hervorragend in das setting.

inland empire – der titel bezieht sich übrigens einerseits auf einen landstrich in südkalifornien, welcher zwischen los angeles, san diego und orange county verläuft, andererseits auf eine vom menschlichen körper besitz ergreifende panik und angst – beweist: man muss einen film nicht mal annähernd verstehen oder ihn als "schön" empfinden, um von ihm gefesselt zu sein. und ich hoffe, david lynch kann nach beendigung des drehs wieder durchschlafen.

finally

ich habe damals meine brötchen als schauraum aufsicht im schloß schönbrunn verdient, als sie uns einen von sisis haarklammern, einen "stern", gefladert haben. wir aufsichtspersonen konnten da natürlich nicht wirklich was dafür, hatten wir ja nicht nur einen raum zu betreuen, sondern einen ganzen rayon. wir konnte nun mal nicht überall gleichzeitig sein. trotzdem war damals natürlich feuer am dach.

und nun – nur nur neun jahre später – ist er ja doch wieder zurück.