almis personal blog

Hit Man – A Killer Romance, 1

Gestern war ich bei der Vorpremiere von Richard Linklaters Film Hit Man im Gartenbaukino.

Die Fahrt gestaltete sich schwierig. Die S-Bahn ist den ganzen Sommer von Floridsdorf bis Praterstern gesperrt. Dann wollte ich mit U6 und U4 fahren, nur um draufzukommen, dass auch die U4 teils gesperrt ist, beim Schwedenplatz. Also habe ich mich dazu entschlossen, unter anderem mit der Straßenbahnlinie 2 zu fahren, die, wie ich dort feststellen durfte, ebenfalls aktuell einen größeren Umweg fährt. Mein sehr oft sehr wütender Papa hat früher, wenn sich die Öffis verspätet habe, gerne böse in Anlehnung an die dementsprechende Wiener Linien Werbung gesagt: “Die Stadt gehört dir!” So hab ich mich gestern auch gefühlt, harhar.

Auf “Deutsch” heißt Hit Man übrigens A Killer Romance. Normalerweise sind solche Titeländerungen sinnlos bis störend, dieses mal muss ich aber sagen, dass der Zweittitel wesentlich mehr Hinweise darauf gibt, welche Art von Film man sehen wird als der eigentliche. Denn Hit Man klingt ja doch wie ein Thriller/Krimi, jedenfalls ernste Materie. Was es nicht (nur) ist. Es ist tatsächlich eine krimiartige Rom-Com, die Richard Linklater, gemeinsam mit seinem Hauptdarsteller Glen Powell, auf einem tatsächlichen Fall beruhend verfasst hat.

Die Prämisse ist, dass Gary Johnson, eigentlich Psychologieprofessor, nebenbei ein bisschen als Techniker für die Polizei arbeitet. Eines Tages fällt der eigentliche Fake Hit Man der Abteilung aus; jemand also, der sich als Auftragskiller ausgibt und damit Menschen, die einen Mord in Auftrag geben, überführt und ins Gefängnis bringt. Johnson wird angeheuert, ihn zu ersetzen. Anfänglich ist Johnson, der ein recht beschauliches Leben mit seinen beiden Katzen führt, sehr nervös, aber dann findet er Gefallen an seiner Aufgabe, so sehr, dass er für die Tätigkeit sogar mit Leidenschaft in verschiedene Rollen schlüpft, um sich besonders gut an seine “Auftraggeber” anzupassen, wie die sich einen möglichen Auftragskiller vorstellen, nach dem Motto: Who is your Hitman? Bis er von Madison (Adria Arjona) beauftragt wird, die ihm sofort (viel zu) sympathisch ist…

Im fm4 Filmpodcast wurde Hit Man sehr euphorisch besprochen. Zum Teil kann ich die Begeisterung teilen, wenn auch nicht vollständig. Die Passagen, die ich tatsächlich auch sehr gelungen finde sind die, in denen Gary Johnson in seine Rolle als “Hit Man” schlüpft. Wo er sich – psychologisch geschult – überlegt, wie sich ein typischer amerikanischer “Red Neck” einen Auftragsmörder vorstellt, im Gegensatz zu einer reichen und gelangweilten Ehefrau, zu einem Kleinkriminellen, etcetera. Johnson verändert dabei jeweils stark sein Aussehen, seine Kleidung, seinen Akzent, seine Geschichten. Er zwingt sich dazu, wie ein Auftragskiller zu denken “Think Hit Man thoughts!”, denkt er sich Voiveover-mäßig, und einfach total in seiner Rolle aufzugehen. Das ist schon sehr, sehr lustig und klug erzählt.

Es gibt auch eine Szene mit einem Handy, wo Pia Reiser meinte, das wäre die bester Einsatz eines Handys in einem Film seit The Departed. Das ist wirklich wahr, diese Szene ist unglaublich cool und witzig gemacht und man müsste sie eigentlich ein zweites Mal sehen, um alles zu verstehen, weil sie auch so tempo- und anspielungsreich gedreht ist. Schön ist besonders für Cineasten eine liebevoll gemachte Montage, in der kurze Clips aus anderen Hit Man-Filmen wie In Bruges oder Grosse Point Blank vorkommen.

Die Passagen, wo der Film für mich weniger gut funktioniert hat, die verrate ich morgen.

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