heute ist der letzte schultag für gut zwei monate in den östlichen bundesländern österreichs, so auch in wien.
das war für mich jedes jahr ein unheimliches glücksgefühl, die schule nur für einige momente zu betreten, das zeugnis in empfang zu nehmen und dann raus zu gehen, in die unendliche freiheit eines frühsommertages. das "gefängnis" hinter sich zu lassen. zu meinen großeltern essen. einmal wollte mich eine freundin an diesen tag zu einem überraschungsausflug mitnehmen, doch ich lehnte ab. schulschluss, das waren die eiernockerl von meiner oma und kaltes cola. am balkon sitzen und plaudern. für nichts hätte ich es mir nehmen lassen. auch nicht, als sie meinte, ich hätte etwas versäumt. habe ich nicht.
habe ich die schule gehasst? nicht prinzipiell. ich hatte nichts dagegen zu lernen, sonst hätte ich nachher kein studium begonnen. aber ich hasste es, den lehrern und ihren launen ausgeliefert zu sein, ihrer willkür und dem täglichen stundenplan. ich hasste die "klassenhierarchie" und die intrigen, den tratsch und das eingeordnet werden in eine bestimmte schublade, aus der man jahrelang nicht wieder herauskommen durfte. aber natürlich gab es auch andere momente. die wirklich guten lehrer und ihre art zu unterrichten. das kennenlernen einiger meiner besten freunde, bis heute. er.
am ende der 7. klasse gymnasium habe ich die nachprüfung in mathematik nicht bestanden und musste diese schulstufe wiederholen, während meine klassenkollegen ihr maturajahr vor sich hatten. das war die bis zu diesem zeitpunkt schlimmste erfahrung meines lebens. es schnürte mir den hals zu und zog mir gleichzeitig den boden unter den füßen weg. seitdem glaube ich nicht mehr daran, wenn jemand sagt, etwas würde garantiert gut ausgehen. ich wurde ängstlich und skeptisch. aber vielleicht wurde ich auch nur erwachsen. who knows.
ich kämpfte hart um mein überleben im schulsystem. ich hatte lehrer, die den arm um mich legten und solche, die mich nicht mehr kannten. ich hatte klassenkollegen, die mir den rücken decken und solche, die hinter diesem rücken feststellten, ich müsste schon sehr minderbemittelt sein. es war durchaus lehrreich und hat mir meine naivität in vielen bereichen ausgetrieben. und letztendlich konnte ich die schule für immer verlassen, mit einem zeugnis in der hand, das mir den weg zur universität öffnete. aber die erfahrung einer "ehrenrunde" wünsche ich wirklich niemandem. und daran muss ich auch jedes jahr zu schulschluß denken.
für mich war der letzte schultag immer ein zweischneidiges schwert.
einerseits die bereits beschriebene erleichterung die schule für 9 1/2 wochen (was war das für ein kalauer in der pubertät!) hinter sich zu lassen und einfach keinen druck, nichts zu spüren.
andererseits bin ich an diesem tag immer in ein gewisses loch gefallen, denn plötzlich konnte ich meine freunde für den gleichen zeitraum nicht mehr jeden tag sehen. denn so komisch es klingt, das war schule für mich. nicht der stress, die prüfungen, die bösen lehrer, sondern einfach die gewissheit meine freunde fast jeden tag zu sehen.
besonders extrem war dieses gefühl immer nach einer schullandwoche oder sonstigen mehrtägigen exkursion bzw im späteren leben einem urlaub mit meinen freunden. dieses plötzliche loslassen nach faktisch 24/7 positiven zusammenpicken…