almis personal blog

Flanieren in Wien

Zu den Lieblingsbeschäftigungen im Sommer – neben Garten und Pool – zählen Streifzüge durch die Umgebung mit dem Roller.

Heute waren Kind und ich in Hetzendorf und haben uns fast verlaufen, weil ich vorher nur ungefähr geschaut habe, wie wir gehen müssen. Das finden wir beide immer total lustig und spannend, so als wäre man in einer fremden Stadt, wenn man Gassen entdeckt, die man noch nie gesehen hat und vertraute Orte in der Ferne aus einem ganz anderen Blickwinkel sieht. Hetzendorf ist ein interessantes Grätzel, weil es einerseits sehr dörflich wirkt, mit vielen kleinen Einfamilienhäusern, wo aber andererseits davor der eine oder andere Jaguar parkt und Schloß Hetzendorf mit der hippen Modeschule gleich um die Ecke ist. Der Beamte auf der Post hatte auch diese gewisse nasale Ausdrucksweise, die man in Floridsdorf oder gar in Favoriten wohl niemals zu hören bekommen würde.

Zu Ferienanfang waren wir mit Freunden in der Seestadt. Das ist dann wieder eine ganz andere “Baustelle”, im wahrsten Sinn des Wortes, liegt auch komplett am anderen Ende der Stadt. Ich habe mich bei unserm Rundgang echt lange gefragt, ob ich gerne dort wohnen wollen würde, würde ich jetzt umziehen wollen oder müssen. Wie die Frau eines Freundes aus Deutschland aber treffenderweise sagte: “Es ist ja ganz nett, aber mit Wien hat es nichts mehr zu tun.” Das fand ich sehr zutreffend. Und oft haben Menschen, die nicht ihr ganzes Leben in Wien verbracht haben, wohl auch einen anderen Blick darauf.

Der See:

Der “Hauptplatz” mit interessantem Denkanstoß (dahinter liegt, passenderweise, die Schule):

Das hat mich an das Oscar Wilde Denkmal in Dublin erinnert, an dem der Spruch (wohlgemerkt gegenüber einer Uni) zu lesen war: Nothing that is worth knowing can be taught.

Die Retrowürfeluhr, für etwas mehr Historie in einem neuen Stadtteil:

 

Bücher, Bücher, Bücher

Diese Woche waren wir mit der Klasse des Kindes noch in der (neuen) Bücherei in Floridsdorf. Sehr schön, leider (noch?) nicht klimatisiert.

Man kann dort jetzt aber rund um die Uhr Bücher zurückgeben mittels Automaten. Laut Page allerdings erst im Probebetrieb. Und man kann Bücher auch alle so ausleihen, halt während der Öffnungszeiten.

Mein Lieblingsregal:

Da ich dem Kind immer noch jeden Abend eine gute Stunde vorlese, komm ich jetzt in den Genuß auch jener Nöstlinger Bücher, für die ich dann schon zu alt war. Ich lese das immer so gerne vor, weil es wirklich witzig ist und das Kind ist derselben Meinung. Zeitlos in bestem Sinn!

Noch mehr Musik

Letztes Wochenende gings wieder in den Garten und ich höre eigentlich nur im Auto Radio. Daran mag es liegen, dass das Kind alle Songs kennt und ich keinen. Oder fast keinen. Immerhin den belgischen ESC-Beitrag City Lights, der offenbar auch im österreichischen Kommerzradio läuft, hab ich identifiziert, nachdem das Kind mich darauf hingewiesen hat.

Bei der Rückfahrt lief es dann etwas anders, da stand ich auf der Tangente im von Coldplay induzierten Stau, da die ein Konzert im Praterstadion gaben, und im Radio lief praktisch auf allen Sendern Coldplay und jeder Moderator gab seinen Senf zu der Band ab.

Ich war eine zeitlang ein großer Coldplay-Fan, das war, als sie gerade die Platte X&Y herausgebracht haben und mir leichtem Paranoiker mit Lyrics wie “Every step that you take, could be your biggest mistake” quasi aus der Seele sprachen. Harhar. Die letzten Platten von Coldplay kenne ich aber nur oberflächlich. Mein Leben hat sich seit 2005 sehr verändert und Coldplay haben sich vielleicht etwas weniger verändert, oder: anders als ich.

Ach ja und noch was Musikalisches am Wochenende: mein Großcousin hat als Dragqueen (ich hoffe, das nennt man so) die Eröffnungsperformance aus Cabaret von Conchita Wurst als einer der Background Dancer/Singer unterstützt. Ich finde das echt super und ich bin stolz auf ihn, (ich hoffe, das kann man so sagen ohne, dass es überheblich klingt) dass er das tut, was er liebt. Und ich glaube für jemanden wie ihn war und ist das, was Conchita verkörpert und erreicht hat, eine ganz elementare Sache.

Pfingsten

Und schon wieder ein langes Pfingstwochenende – langsam hat das Schuljahr wirklich seinen jumping the shark Moment erreicht und die Urlaubsreife schiebt sich immer mehr in den Vordergrund. Aber jetzt sind es auch nur noch vier Wochen, wobei da auch noch der eine oder andere freie Tag dabei ist, eine Lesenacht in der Schule und viele Ausflüge.

Das Pfingstwochenende haben wir wieder großteils im Garten verbracht. Meine Mutter versucht sich dort im Upcycling, so nach dem Motto: was ich an altem Zeug neu gestalte, muss ich nicht umständlich der Mülldeponie zuführen.

Zum Beispiel sowas:

Well done. Als es dann aber mal zwischendurch geregnet hat, und wir im tv eine Dokumentation über einen Meraner Aktionskünstler gesehen haben, der seinen schönen Garten mit allerlei Gerümpel äh optimiert hat, hab ich meiner Mum gleich gesagt, dass sowas dann eindeutig zu weit ginge. Harhar.

Anschließend haben wir eine Kochsendung gesehen, in der interessanterweise Rob Bolland gekocht (oder eher Sachen geschnitten hat), der damals ein paar Songs für Falco geschrieben hat. So eher unbekannte, wie Rock me Amadeus und Jeanny. Ich hab erst vor kurzem die Falco-Biografie seines Ex-Managers Horst Bork gelesen, angeblich die beste, und das war tatsächlich sehr erhellend. Aber um einen tatsächlichen Eindruck über Falcos Leben zu gewinnen, müsste man vielleicht mehrere Biografien lesen und quasi übereinanderlegen. Und selbst dann – …

Ach ja Juve hat gegen Real verloren. Mist, das.

In der Früh gabs – zumindest für manche – zünftiges Frühstück:

Für mich ja nicht, weil in der Früh brauch ich was Süßes. Wie auch am Abend. Und zwischendurch, harhar. Ei ist aber immer ok. Wir haben im Garten jetzt den Service, dass ein Bauer Dinge wie Eier, Zwiebel, Erdäpfel usw. verkauft und man quasi einen Pop-Up Nahversorger hat. Das ist günstig und praktisch.

Und morgen gehts in die Buchhandlung, um Bücher für die Lesenacht auszusuchen.

La Sofia

Gerade sind die Filmfestspiele in Cannes zuende gegangen und Regisseurin Sofia Coppola hat als erst zweite Frau überhaupt den Preis als beste Regisseurin dort für The Beguiled erhalten. Aber darin hat sie Übung, schließlich hatte sie als erste Amerikanerin eine Oscar-Nominierung für beste Regie erhalten. Damals für Lost in Translation. Bekommen hat sie den Preis dann für das beste Drehbuch.

Von The Beguiled weiß man noch nicht viel, außer, dass ein Rezensent in seiner Besprechung vielsagend schrieb: “A fun potboiler that doesn’t find Coppola leaving her comfort zone so much als redecorating it with a fresh layer of soft-core scuzz.” Und was wäre die Komfortzone von Sofia Coppola? Ich würde sagen Frauenportraits aus einer jungen, frischen, unkonventionellen Perspektive – auch wenn diese Frauen nicht zwangsläufig im 21. Jahrhundert leben müssen. Coppola kann sehr gut Stimmungen entwerfen und transportieren. Optik und Musik sind dafür sehr wichtig.

Mein Lieblingsfilm von ihr ist immer noch Lost in Translation. Weil Coppola es hier schafft, die – erotische – Spannung zwischen der jungen und etwas orientierungslosen Charlotte (Scarlett Johansson) und Bob, einem Schauspieler im mittleren Alter, (Bill Murray) zu schildern, ohne den platonischen Charakter ihrer Beziehung dafür zu opfern. Es muss nicht mehr zwischen den beiden passieren, als eben geschieht, mit Worten und Körpersprache und eben der Stimmung, in der sich die beiden immer wieder begegnen, um zu sehen, was die beiden verbindet. Und dabei ist das doch viel mehr mehr als eine simple Affäre, die die beiden, obwohl anderweitig verheiratet, wohl auch quasi “nebenbei” haben könnten.

Charlotte will schreiben und ist sich nicht sicher, ob sie gut genug dafür ist (eventuell ein autobiografischer Schlenkerer von Mrs. Coppola). Das hat mich damals so sehr angesprochen, weil es mir auch so ging, ich wollte auch schreiben und ich wusste gleichzeitig, dass das kein vernünftiger Beruf ist. Bob tut etwas, das viele nicht tun würden, meistens wird ja mit den Augen gerollt, wenn man SchriftstellerIn sein möchte –  er bestärkt und ermutigt sie. Und er singt für sie mit ungelenkter Stimme sehr intensiv das wunderschöne More than this von Roxy Music und anschließend haben sie quasi ihre Zigarette danach.

Ich mag Marie Antoinette und Somewhere von Sofia Coppola auch ganz gerne, auch wenn sie für mich nicht an den Charme von Lost in Translation heranreichen.

Vorsommerliches Wochenende

Ich muss sagen, an so lange freie Wochenenden kann man sich durchaus schnell gewöhnen.

Am Donnerstag war das Wetter noch etwas frisch für den Garten, aber am Freitag bin ich mit dem Kind losgedüst. Auf der Autobahn vor uns ein Fahrer, der dauernd geblinkt hat, aber es nicht geschafft hat, seinen Fahrstreifen zu verlassen. Ich zum Kind: “Schau mal, der kann noch schlechter Spur wechseln als ich.” Das Kind: “Viiiiel schlechter.” Ich werte das mal als Kompliment.

Im Garten dann endlich mal Beine hoch, Aperol Spritz ins Glas und nix tun. Die letzten Wochen waren für mich arbeitstechnisch sehr gut ausgelastet, aber irgendwie bin ich dazwischen gar nicht zur Ruhe gekommen.

Da entspannt doch ein Blick ins Grüne schon ungemein.

Auch die folgenden Tage gestalteten sich beschaulich. Das Kind war dauernd im Wasser, obwohl es jetzt noch nicht so extrem warm war (20/21 Grad Wassertemperatur). Ich bin dann am Sonntag Nachmittag – kurz vorm Heimfahren – auch endlich reingegangen. Muss aber sagen, da ist noch Luft nach oben, wärmetechnisch gesehen. Aber der Sommer fängt ja erst an.