almis personal blog

San Remo & Colapesce Dimartino

Beim gestrigen Finalabend in San Remo haben Colapesce & Dimartino mit ihren Song Splash beide Kritikerpreise gewonnen. Es wundert mich nicht, Splash ist wirklich ein sehr spezieller Song, der sich nicht in konventionelle Muster mit Strophe/Refrain/Strophe/Refrain/Bridge usw. einteilen lässt. Er hat für mich etwas Avandgartistisches, unbeschreibbares, und der Titel des Songs kommt nur einmal vor und zwar als letztes Wort. Sowas liebe ich. Außerdem wird es nicht Spläääsch ausgesprochen, sondern wirklich Splaaasch.

Wenn man dann tatsächlich noch etwas braucht, um von diesem Song beeindruckt zu sein, dann kann man sich die enthusiastische Vintage-Hipster Performance der beiden Künstler ansehen, das ist schon sehr super. Und der ganze Text von wegen, eigentlich wollen sie nicht am Meer sein, weil am Meer kann man nicht vergessen, lieber ist ihnen der Lärm der Stadt, das lenkt ab, aber irgendwie ist das Meer ja schon schön und deshalb springen sie am Ende doch hinein (Splaaaasch!!!)

Harry und Meghan go Netflix

Am Dienstag war ich bei der Augenärztin, weil ich jetzt offenbar nicht nur kurzsichtig, sondern auch altersweitsichtig bin. Awesome, oder? Na ja, jedenfalls wurden mir Augentropfen verabreicht, nach denen man einen Tag kaum lesen oder am Bildschirm arbeiten kann. Ich hab ja nicht so wirklich dran geglaubt, wurde aber eines besseren belehrt, ich war froh, dass ich den Heimweg geschafft habe. So musste ich leider, anstatt zu arbeiten, aufs Sofa und mir die Harry & Meghan Doku auf Netflix anschauen. Fernsehen ging nämlich, poor me.

Ich werde dazu noch mehr schreiben, wenn die drei nächsten Folgen veröffentlicht werden, aber bin schon jetzt bei einem Statement von Meghan hängengeblieben, in dem sie sagt, dass schon so viele Bücher über sie beide veröffentlich wurden, von Menschen, die sie nicht kennen, daher: “Doesn’t it make more sense to hear our story from us?”

Dazu kann man nur sagen: Ja. Und nein. Denn wie Max Frisch in Mein Name sei Gantenbein so schön sagte: “Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält” Umso wichtiger ist es da, sowohl im unspektakulären realen Leben, und noch viel mehr, wenn man sich auf einer öffentlichen Plattform präsentiert und auch über andere spricht, seine eigene Sichtweise auf sich selbst auch mal zu reflektieren und zu hinterfragen. Was Harry und Meghan in den ersten drei Folgen tun ist, ein Bild von sich zu präsentieren, das sie gerne vermitteln möchten. Und da ist eine ganze feine Linie zwischen: Seine eigene Stimme finden, seine Geschichte zu erzählen und Selbstgefälligkeit.

Als Außenstehender ist es auf alle Fälle herausfordernd, sich eine eigene Meinung zu bilden, in diesem Strudel aus royalen Verpflichtungen, Boulevardpresse und Medienmacht, Familieninterna und gewissen Widersprüchlichkeiten, die auftauchen, wenn man diese Doku verfolgt.

Zum Tag

Zum Tod von Karl Merkatz fällt mir meine Lieblingsszene aus Der Bockerer ein.

Karl Bockerer begleitet seinen Freund, den Juden Rosenblatt zum Bahnhof, da dieser ausreisen will/ muss und wird daraufhin von einem Polizisten angesprochen. Nach einem kurzen Wortwechsel zur Lage, meint der Polizist zu ihm: “Kennen sie denn nicht Mein Kampf“? Und der Bockerer daraufhin: “Earnen Kampf? I kenn jo ned amoi sie söba, wie soll ich earnen Kampf kennen?”

Außerdem hab ich heute via Twitter erfahren, dass der Ausspruch “Do samma mit de Christbama” nicht von meinem Opa stammt, sondern aus Ein echter Wiener geht nicht unter. Finde es witzig, dass der Mundl den Wienern aufs “Maul” geschaut hat und dann wiederum etwas, was von ihm stammt, in den Sprachgebrauch von tatsächlichen Wienern Eingang gefunden hat.

Friends, lovers and the big terrible thing, 2

Auch wenn das Buch natürlich schwere Kost ist und Perry sehr schonungslos mit sich selbst umgeht – Mitleid will er in keiner Weise – ist es andererseits auch sehr amüsant und selbstironisch geschrieben. Er berichtet beispielsweise darüber, dass er als Letzter bei Friends gecastet wurde, als die übrige Besetzung schon feststand. Er war eigentlich für eine andere (sehr schlechte) Serie verpflichtet, las das Friends-Skript und stellte fest: Ich bin Chandler Bing! Nur konnte er nicht vorsprechen, weil ihm das andere Engagement das untersagte. So versuchte er seinem Freund Craig Birko bei dessen Vorsprechen für die Rolle zu helfen, dem die Rolle dann auch angeboten wirde, der sich dann aber letztendlich überraschend doch für eine andere Serie entschied. Perrys Serie wurde nicht realisiert und bämm: Chandler wurde doch noch Chandler.

Der Zusammenhalt bei Friends war offenbar nicht geheuchelt. Die sechs Schauspieler wurden tatsächlich Freunde und sind es noch heute. Anfangs war David Schwimmer (Ross) der Shootingstar und machte Perry nach der ersten Staffel den Vorschlag, wenn sie ihr Honorar neu aushandeln, dass sie das als Team machen sollten, obwohl Schwimmer die beste Verhandlungsposition gehabt hätte. Diese Entscheidung rechnet Perry ihm bis heute hoch an:

“Ich würde gern glaube, dass ich es genauso gemacht hätte, bin mir aber nicht sicher, ob ich es gieriger 25-jähriger dazu bereit gewesen wäre.”

Matthew Perry, S. 147

Diese Entscheidung gab ihnen als Team enorme Macht und sorgte auch dafür, dass sie sich immer gegenseitig umeinander kümmerten, wie Pinguine, beschreibt es Perry an einer Stelle im Buch, die sich auch umeinander scharen, wenn es einem aus der Pinguin Gruppe schlecht geht.

Perry erzählt weiters von seinen vielen Affären (auf die er nicht stolz ist), von der Frau, die er sehr liebte, die Beziehung aber nicht von Dauer war – er nennt ihren Namen nicht, aber man kann sich die Zusammenhänge ergoogeln. Er erzählt von Kollegen, von denen er viele sehr geschätzt hat, wie River Phoenix oder Bruce Willis – mit dem er seinen wahrscheinlich erfolgreichsten Film Keine halben Sachen drehte. Willis war, laut Perry, jemand, mit dem man ordentlich feiern konnte, der aber sofort damit aufhören konnte, beispielsweise Alkohol zu trinken und ins Bett zu gehen. Das sei der Unterschied zwischen ihnen beiden gewesen, er hätte niemals aufhören können, und noch etwas lernte er an den Abenden, die er mit Willis allein verbrachte:

“Dann sah ich den echten Bruce Willis, ein gutherziger Mann, ein fürsorglicher Mann, selbstlos. Ein wunderbarer Vater und Schauspieler und vor allem: ein guter Kerl

Matthew Perry, S. 186

Am Ende dieses Kapitels ergänzt Perry noch, dass er Bruce Willis alles erdenklich Gute wünsche.

Friends, lovers & the big terrible thing 1

Wir alle kennen Matthew Perry, den Chandler Bing aus der Serie Friends.

Diejenigen, die Friends lieben, lieben Chandler wahrscheinlich auch ein bisschen. In einer Serie, in der alle sechs Hauptfiguren gleichermaßen witzig sein sollten, war er vielleicht der interessanteste, weil er die vielschichtigste Figur und vielleicht auch die größte Begabung für Comedy-Timing hatte. Im realen Leben war Matthew Perry allerdings derjenige, der schon während der Erstausstrahlung als der mit den großen Problemen galt. Weil er schon während Friends damals lief und einfach die größte Fernsehserie auf der Welt war, extreme Suchtprobleme hatte, die dem Publikum auch nicht verborgen blieben, was sein Aussehen betraf; seiner Leistung merkte man es nicht an. Wenn man seine Biografie liest, dann fragt man sich, wie er es überhaupt geschafft hat, alle Staffeln durchzustehen und auf dem Bildschirm immer “abzuliefern”.

Nun ist Perrys Biografie mit dem Titel Friends, lovers and the big terrible thing erschienen und auch, dass es dieses Buch gibt, ist eigentlich ein Wunder. Denn vor vier Jahren hat Perry aufgrund seiner jahrelangen Sucht (Kokain, Alkohol, diverse Tabletten) eine Magen-Darm Perforation erlitten, anschließend ist sein Darm geplatzt. Seinen Angehörigen wurde gesagt, dass seine Überlebenschance bei zwei (2 sic!!!) Prozent läge. Er war zwei Wochen im Koma und insgesamt fünf Monate im Krankenhaus, noch länger musste er einen Kolostomiebeutel tragen. Heute ist er clean, auch weil er weiß, dass ein nochmaliger Rückfall ihm mit ziemlicher Sicherheit das Leben kosten würde.

Seine Lebensgeschichte erklärt viel über seine späteren Suchterfahrungen. Er war das (nicht geplante) Kind sehr junger Eltern, zu jung, um wirklich ein Kind aufzuziehen. Die beiden trennten sich bald, er blieb bei seiner Mutter in Kanada, die – wie auch der Vater – beruflich sehr erfolgreich wurde und oft nicht zuhause; sein Vater zog nach L.A. ihn sah er unregelmäßig. Beide Eltern gründeten neue Familien, und auch wenn er sich mit seinen Halbgeschwistern immer sehr gut verstand, hatte er das Gefühl, in beiden Familien ein Fremdkörper zu sein und keinen richtigen Platz zu haben. Er kam zur Schauspielerei, weil er nach dem Kick des Angenommenwerdens suchte; aber – wie er bald feststellen musste – bietet auch noch so großer Ruhm diesen Kick nur auf eine begrenzte Zeit, danach fällt man wieder in ein Loch. Perry hatte ein großes Bedürfnis nach Nähe, aber auch ein ordentlichen Maß an Bindungsangst, weshalb er unter anderem mit Julia Roberts (sic!) Schluss machte, aus Angst, sie würde mit ihm Schluss machen. Daher die vielen, vielen Drogen.

Sehr beeindruckend fand ich folgende Offenbarung dazu:

“Wenn ich eine Frau haben kann, muss ich sie verlassen bevor sie mich verlässt, weil ich nicht gut genug bin und bald auffliege. Aber wenn ich eine Frau, die ich will, sich nicht für mich entscheidet, zeigt das nur, dass ich nicht gut genug und aufgeflogen bin. Kopf: Sie gewinnt. Zahl: Ich verliere. “

Matthew Perry, S. 154

…to be continued…

Call it quits

Gestern wurde bekannt, dass Bulgarien dieses Jahr – und wohl auch in den folgenden Jahren – nicht mehr beim ESC teilnehmen wird. Die Gründe sind etwas uneindeutig, der ESC “passe nicht mehr ins Programm”.

Bulgarien war allerdings in den letzten Jahren eines der Länder, dass sich ein gutes ESC-Standing erarbeitet hat, sicher nicht zuletzt wegen Borislaw Milanow und seinem Songwriter Kollektiv Symponix. Nachdem Bulgarien 2005 erstmals am Songcontest teilgenommen hat, hatte das Land es bis 2013 nur einmal geschafft, tatsächlich ins Finale zu kommen. Dann haben sie pausiert und ab 2015 lief es ziemlich gut für Bulgarien, vor allem 2017, als Kristian Kostov mit einer Symphonix Nummer auf dem 2. Platz (hinter Salvador Sobral) landete.

Beautiful Mess war m.E. auch wirklich ein starker Song mit einem sehr jungen Sänger und mit einem hervorragenden Staging. 2018 und 2021 zwar etwas unter dem Wert geschlagen – dennoch oberes Mittelfeld – wäre 2020 mit Victoria und Tears Getting Sober wahrscheinlich locker ein Top 10 Platz drinnen gewesen (Stichwort: Lost Song #Corona). Heuer stammte der Song Intention von der Band Intelligent Music Project (sic!), aber so intelligent war er letztendlich dann doch nicht, sie kamen nicht ins Finale. Aber deshalb muss man ja nicht gleich ganz die Flinte ins Korn werfen.

Damit haben heuer doch schon einige Länder ihre Teilnahme fürs nächste Jahr abgesagt, neben Bulgarien auch noch Nordmazedonien und Montenegro – wohl aus finanziellen Gründen. Bosnien/ Herzegovina kommt auch nicht zurück.

ESC – da warens nur noch zwei

Glücklich und dankbar, dass ich wieder was zum ESC bloggen kann. Heute wurde nämlich bekanntgegeben, dass nur noch zwei Städte in der engeren Auswahl zum Austragungsort nächstes Jahr stehen und das sind Glasgow und Liverpool.

Ich hab dazu keine Meinung, also welche Stadt mir lieber wäre, aber ich fands nett, dass sie diesen Trailer mit Solovey von Go_A unterlegt haben, einem der Lost Songs des ESC (wie ich sie nenne), mit dem die Band 2020 für die Ukraine angetreten wäre. Allzu traurig muss Go_A aber nicht sein, denn bekanntlich traten sie 2021 dann wirklich an und zwar mit Shum und wurden Fünfte! Unpopular opinon: Das war ein so viel besser Song als Stefania.

Manker zu Seidl

Sehr lustig war der Schlagabtausch zwischen Paulus Manker – zu Gast in Willkommen Österreich – und Grissemann. Grissemann fragt Manker, ob der Spiegel auch schon bei ihm aufmerksam wurde, auf die Zustände am Set.

Daraufhin Manker: Dein Bruder, der behauptet, dass er Kulturchef vom Profil ist, traut sich nicht, über Ulrich Seidl kritisch zu schreiben, weil er mit ihm seit Jahren verbandelt ist.

Gelächter und Applaus.

Grissemann: Ich gebe dir hier das Forum, etwas Kritisches über Ulrich Seidl zu sagen. Was hat er sich zuschulden kommen lassen?

Manker: (…) Es ist ein zweischneidiges Schwert. Ich mag ihn schon, ich habe mit ihm schon mal eine Theaterproduktion – abgebrochen

Grissemann: Die Frage war anders. Was kann man ihm vorwerfen?

Manker: Das weiß ich nicht, ich war ja nicht dabei.

Grissemann: “Ich weiß es nicht” – Interessante Antwort, vielen Dank für das Gespräch Herr Manker.

Manker: Ich kann weder was Schlechtes noch was Gutes sagen. Die Filme von ihm haben eine besondere Qualität.

Grissemann: Danach hab ich nicht gefragt.

(….)

Manker: (…) Man muss ihn nicht mögen, aber der internationale Success und die Bedeutung, die er für unser Land bringt, ist beachtlich.

Girssemann: Das waren also die Vorwürfe gegen Ulrich Seidl während des Sparta Drehs?

Manker. Ich habe dem Ulrich Seidl nichts vorzuwerfen. Er ist ein kontroversieller – der Künstler hat kontroversiell zu sein, sonst kann er ja gleich Journalist werden!

RIP Queen

Die Queen ist tot.

Auf Twitter hab ich oft gelesen, es sei so wie bei Diana. Jeder würde für den Rest seines Lebens wissen, wo er grade gewesen ist, als er davon erfahren hat. Ich sehe da Unterschiede. Bei Diana war der Schock riesengroß. Wer konnte damit rechnen, dass eine 36-jährige, die damals vielleicht berühmestete Frau der Welt, ominpräsent in den Medien, einfach stirbt? Noch dazu bei so einem bizarren Unfall. Elisabeth war 96 Jahre alt und in der letzten Zeit nicht mehr so gut beisammen.

Abgesehen davon ist meine “Wo war ich?” Story bei Diana natürlich viel spektakulärer. Ich war 21 und mit meinem Freund auf Zakythos im Urlaub. Am Morgen des 31. August’ gab es ein Erdbeben und als wir beim Frühstück im Hotel saßen, schnappten wir Gesprächsfetzen vom Nebentisch auf, die die Worte Unfall, Prinzessin, tödlich beinhalteten. Im ersten Reflex dachte ich an den Fluch, der über Monaco zu liegen schien und damit an Caroline. Aber bald wurde klar, dass es sich um Diana handelte. Ich ging daraufhin zu Fuß zu einer Münztelefonzelle und rief meine Oma an, um Details nachzufragen. Damals hatte man ja noch keine Handys, nicht mal ein Internetcafe. Am Abend besuchten wir eine Taverne, davor stand ein gemütlich aussehender griechischer Wirt, starrte in den Tavernen-Fernseher, in dem natürlich Diana-Content gezeigt wurde, und ihm liefen ungelogen dicke Tränen über beide Wangen.

Bei der Queen war es so: Ich saß an meinem PC, arbeitete und dann las ich die Todesnachricht auf Twitter. Ich stand auf, ging ins Zimmer des Kindes, klärte ihn darüber auf und er sagte: “Nicht im ernst?!” Dann legte ich mich aufs Sofa und verfolgte drei Stunden öffentlich-rechtliche Leichenfledderei.