almis personal blog

tears drown in the wake of delight

angesichts des verfrühten spätherbsteinbruches weiß ich endlich, was ich an diesem sommer vermisst habe. diese nächte, wo man vor lauter hitze nicht schlafen kann, um zwei, halb drei uhr nachts schweißgebadet wach wird. 

im herbst hört man gerne sowas wie interpol. (ich finde übrigens die bezeichnung für die stilrichtung der band post-punk revival herrlich). eines meiner absoluten traurigen lieblingslieder ist take you on a cruise. ich mag, was das schlagzeug macht, so als würde es gerade einen anderen song begleiten. ich mag den bass, der mir in den allermeisten songs nicht auffällt, hier aber schon. ich mags, wie das lied bei minute 2:09 wieder neu beginnt. den text verstehe ich zwar, die bedeutung kann man aber stellenweise nur erahnen. i make money like fred astaire. i’m a pitbull in time.

aber auch: tears drown in the wake of delight. wie wunderschön gesagt.

auf malle

willkommen österreich gabs letzten donnerstag in einer spezialausgabe – aus mallorca. 

grisse/stermann versuchten auf der "sauf- und sexinsel" gewissermaßen eine "intellektuelle revolution einzuläuten". sie lasen experimentelle lyrik von ernst jandl in der el arenal-disco oberbayern. das war hübsch anzuschauen und sehr mutig.

außerdem – wenn man sagt: "welche 3 dinge würden sie auf eine insel mitnehmen?", muss es dann bei einer halbinsel heißen: "welche eineinhalb dinge würden sie mitnehmen?"

the drugs do not work, fünf

ich kann mich an den allerersten augenblick, als ich adrian sah, gar nicht mehr richtig erinnern. es war gegen 18 uhr, drei stunden nach der geburt. ich saß im rollstuhl, als ich auf die intensivstation gebracht wurde, da mein kreislauf noch nicht so recht wollte. unser neonatologe, den ich einige stunden zuvor im kreissaal kennengelernt hatte, verließ gerade die station und sagte zu uns, adrian wäre ein liebes "poppele". ich hörte diese südtiroler bezeichnung für "baby" zum ersten mal. ich kam in dieses intensivzimmer mit 4 plätzen. es war voller ungewohnter geräusche. verschiedene medizinische gerätschaften standen herum. überwachungsmonitore piepsten. 


überwachungsmonitor, bozen 2007

neben adrian lag ein kleiner italiener. keine frühgeburt, er hatte andere probleme. seine eltern waren bei ihm. der vater grüßte mich aufmerksam, aufmunternd, interessiert. die ganzen 14 tage, die sie unsere "nachbarn" blieben grüßten wir uns, wann immer wir uns begegneten. er verstand kaum deutsch und mein italienisch war auch nicht gut genug, um mich mit ihm über unsere situation intensiv zu unterhalten. aber wenn wir uns ansahen wussten wir ohnehin, wie es dem anderen ging. als der kleine entlassen wurde, begleitete sein bruder die eltern. ich denke häufig an sie.

ich sah also adrian, und es war eine irreale situation. da war er also. plötzlich auf der welt, mit einem schlauch in der nase, einer sonde und vielen kabeln rund um ihn, einer gelben wollmütze. obwohl er nicht so schwach und hilflos aussah wie ich erwartet hatte. ich nahm seine kleine hand in meine und wusste nichts anderes zu tun. das gefühl für ihn war sehr stark, von beginn an. wir kannten uns ja auch schon einige monate. und in diesem moment tat er mir nicht leid. ich war euphorisch. ansonsten war ein blutiger anfänger. nicht nur im mama-sein, auch auf der intensivstation. an seinem brutkasten hing schon sein namensschild, es war mit einem aufkleber verziert: ein kleiner drache, der feuer speiht.

in den ersten tagen mit ihm fragten wir uns: wie berührt man so einen kleinen menschen? stören wir ihn nicht, wenn wir unsere hände durch die öffnungen des brutkastens stecken? wir lernten, dass man so kleine frühchen nicht streicheln sollte, wie normale babys. die berührung selbst ist aber sehr wichtig. am besten also, seine hände ruhig auf das köpfchen und ein bein oder seinen arm legen. sehr oft klingelte der monitor, weil adrians sauerstoffsättigung schwankte (un po ballerino sagten die schwestern – ein bisschen "tänzelnd") . dann kam eine schwester oder ein pfleger uns sah nach dem rechten, manchmal wurde die beatmungsintensität erhöht. adrians herz war hingegen stark. und auch sonst gab es in den ersten paar tagen keine komplikationen. sogar der ductus verschloss sich zunächst medikamentös.

samantha who slash californication

endlich laufen wieder mal neue us-serien hierzulande an. letzte woche gesehen: samantha who und californication

es ist ziemlich gefährlich, sich direkt nach den jeweiligen piloten zu äußern, zu oft fand ich piloten grottenschlecht und die serie dann genial (siehe: six feet under) und auch umgekehrt. aber ok, ich wags trotzdem mal.

samantha who ist süß, kurzweilig, unterhaltsam. christina applegate war bisher vielleicht etwas unterschätzt. das image der dumpfbacke in married with children war eventuell langfristig nicht das allerhilfreichste, aber dazu kann ich wenig sagen, denn als kelly bundy habe ich sie selten gesehen. positiv aufgefallen ist sie in ihrer gastrolle in friends (u.a. ein emmy), als hochnäsige schwester von rachel. völlig ignorant kommt sie unangemeldet zu thanksgiving zu besuch, verlangt nach einem "hair straightner" und beklagt sich "that it is almost not worth dating married guys" – gerade zu thanksgiving sagt der lover ab: "we planned to have sushi". in samantha who spielt sie eine frau, die bei einem unfall ihr gedächtnis verloren hat. und man sieht auch andere bekannte gesichter: sookie aus gilmore girls, stacy aus spin city, matt aus, äh, 7th heaven.

californication ist ein extremes kontrastprogramm. david duchovny (bekannt aus akte x – mir allerdings nicht, ich lehne fantasy-mistery und science fiction grundsätzlich ab, harhar) ist hank moody, ein schriftsteller in der krise: sowohl privat als auch beruflich. duchovny ist ganz schön gut. wer auch immer ihn besetzt hat, hut ab, für diese rolle wäre er mir nicht automatisch erste wahl gewesen. die strangen, selbstironischen, kaputten typen sind doch eher was für james spader (vorfreu auf boston legal). gut ist auch die atmosphäre von los angeles eingefangen. wenn man selbst einmal "kurz zum strand" wollte und dann ungefähr eineinhalb stunden richtung venice beach gebrettert ist, weiß man, wie sich die stadt anfühlt und das kommt rüber. auch erfreulich: so manche echt witzig-schräge szene: etwa in dem lokal, wo eine frau hank bittet, nach zwei minuten kennen ihr bisheriges leben zu "erraten" bzw. nachzuerzählen.

was ich mir noch etwas schleierhaft ist: trägt seine sexsucht bzw. das abschleppen von vielen verschiedenen frauen die serie? ich habe nichts gegen sex in serien, echt nicht, aber nutzt sich das dauerhaft nicht doch etwas ab? sex als offensives thema ist ungefähr zwei minuten interessant (als nebenthema, voller anspielungen und hinauszögern des aktes sieht das ganz anders aus). vielleicht sind auch 2 folgen hintereinander (wie der orf sie derzeit zeigt) too much? anyway: ich bin gespannt wie es weitergeht.

schmidt dengler verstorben

"unser" institutsvorstand wendelin schmidt dengler ist gestern verstorben.

er war für mich ein weltzugewandter wissenschafter im besten sinne, dem humor, aktualitätsbezug und kurzweiligkeit im vortrag immer wichtig waren.

obwohl ich nur ein einziges seminar bei ihm besucht habe – öfters aber bei seinen dienstagnachmittäglichen vorlesungen zuhören ging – wird mir immer in erinnerung bleiben, wie er goethes die wahlverwandtschaften in der kurzfassung beschrieb: "dort geht es ungefähr so zu wie in beverly hills 90210". das machte ihn besonders aus: nicht in einem elfenbeinturm zu sitzen, sondern immer den bezug zur realität, auch zu anderen medien, im auge zu behalten.

er wird vermisst werden.

the drugs do not work, vier

wenn ich adrians geschichte in dem bisherigen tempo weitererzähle, sind wir wahrscheinlich zu seiner einschulung damit fertig harhar. 

ok, wie ging es weiter. ich wurde also aus dem spital entlassen und es war extrem flashig, wieder zurück nach brixen zu kommen. zehn tage zuvor wurde ja dort, an unserem urlaubsort, die erstuntersuchung durchgeführt und dann der hubschrauber angefordert, da brixen kein perinatalzentrum hat und frühchen erst ab der 35. woche aufgenommen werden. ursprünglich sollte ich nach innsbruck, aber das klappte nicht auf die schnelle (da ja ausland). ich weiß noch, dass ein pfleger, der mich durchs brixner krankenhaus schob, zu mir sagte: "es wird schon alles gut gehen. und wenn es nicht gut geht, werden sie es auch schaffen". ich fand die aussage damals gut. und heute immer noch.

zurück in brixen war das leben also völlig auf den kopf gestellt. es war einiges zu tun. neben abpumpen alle 3-4 stunden, mailten und telefonierten wir mit wien und mailand (adrian würde ja zur ausreise – irgendwann – einen pass brauchen), mit krankenkasse, diversen ämtern und behörden. dazu canceln eines jobprojekts, canceln unseres umzugs, ein paar tage extraurlaub für ihn checken, fahrplan nach bozen planen (für die zeit, wenn er wieder in wien arbeiten musste) und natürlich jeden tag gegen mittag nach bozen fahren, zum beginn der besuchszeit. von brixen ins spital nach bozen sind es mit dem auto ungefähr 50 minuten. psychologisch war das nicht unbedingt einfach, denn man wusste, wenn etwas passiert, ist man nicht sofort im krankenhaus. aber es blieb ja keine wahl. also verdrängen.

in den folgenden tagen nahmen wir a. mit dem auto mit. ich hatte sie im spital kennengelernt und ihr sohn lag auch auf der intensivstation, war allerdings ein "normales" frühchen. wir aßen in der mensa (meist pasta), die frühherbstsonne schien herein als wäre nichts geschehen, und wir unterhielten uns. ja, manchmal lachten wir auch. es war sehr angenehm, mit einer anderen mama über die eigenartigen post-geburtsphänome zu sprechen (milchproduktion, nächtliche schweißausbrüche, bauchziehen und sowas).

dann wieder hinauf auf die station. die atemlosigkeit, je näher man kam, die beklemmung und gleichzeitig das bewusstsein, dass man stark sein musste, egal was da jetzt auf einen zukommen würde. dort das dauernde piepsen und klingeln der monitore, und manchmal das miterleben eines notfalls, wenn man gerade noch vor der station wartet. das zusammenlaufen der ärzte und pfleger und man denkt: "nicht in sein zimmer." und gleichzeitig das schamgefühl, so etwas zu denken.

münchhausen

ich finde ja schauspieler, musiker und andere promis, die in interviews einfach irgendwas erzählen und damit anscheinend testen wollen, was die journalisten alles glauben, recht erfrischend. 

gwen stefani sagte irgendwann im frühsommer, dass sie keinen namen für ihren zweiten sohn finden würden und so werde er vermutlich john heißen. ha – wer’s glaubt.

nun ist der sohn da und er heißt natürlich nicht wie mr. big – sondern zuma nesta rock. na ja, auch nicht so ausgefallen.