Berufswunsch als Kind: Bauer
Das Twitterdings
Hm, dieses Twitter.
Ich mag diese social media Plattform sehr gerne, wie man weiß, doch wie andere Plattformen wandelt sie sich ständig, das Twitter vor zwei Jahren war ein anderes als es das vor zwei Monaten war oder heute ist. Ganz abgesehen davon, dass jedes Twitter individuell ist, je nachdem wem ich folge.
Twitter gebärdet sich immer ein bisschen elitär, mit ganz vielen Insideranspielungen, mit Stehsätzen, Witzchen, in steter Abgrenzung zu Facebook, das vom Charakter natürlich schon anders ist. Facebook bietet stay in contact mit seinen Freunden oder Bekannten, Twitter ist oft intelligenter Austausch auf verschiedenen (Meta)ebenen.
Wobei dieses “Gute Nacht John Boy” und “ich habe gerade das und das gegessen” auch auf Twitter Einzug gehalten hat. Twitter kann mittlerweile zeigefreudiger als Facebook sein, womit ich manchmal etwas Schwierigkeiten habe. Obwohl ich nicht generell klagen will. Twitter ist immer noch hochspannend, nur man sollte vielleicht mal die Followerliste entrümpeln.
Twitter, das sind Sätze, Halbsätze, die immer wieder auftauchen, aufgegriffen werden, die immer irgendwie passen wie:
Schilderung eines Sachverhaltes, Abschlusssatz “Ich finde, das solltet ihr wissen”.
Oder auch: “Und Ihr so?” (vor allem, wenn der Sachverhalt besonders skurill, toll, erwähenswert war)
Oder auch Schilderung eines bestimmten Vorgangs. Abschlussworte: “Kann ich.” Beispiel: “Mandelentzündung im Juni. Kann ich.” (das Beispiel stammt von mir)
Mit #lasttweet wird auf den letzten Tweet Bezug genommen, mit #mimimi meint man das “Sudern” (Nörgeln) über irgendeine Nichtigkeit, ähnlich verhält es sich mit #fristworldproblems wie “Hilfe, ich habe nur noch 20 % Akku und keine Steckdose in Sicht.”
In letzter Zeit werden auch oft “non mentions” geschrieben. Da spricht ein Twitterer einen anderen in seiner Timeline an, allerdings ohne dessen Namen zu nennen. Etabliert hat sich die Nonmention um 22 Uhr abends.
Findet Ihr komisch? Ist es manchmal auch. Dennoch: es hat was.
New Hood, vier
Was bisher geschah:
Also die Möbelpacker am Montag waren wirklich sehr schnell. Ich habe Adrian in den Kindergarten gebracht, war ca. eine Stunde weg und als ich zurückkam, stand unser halber Hausrat auf der Straße. Nachdem die beiden netten Männer Sofa, Kühlschrank und andere große Gerätschaften sechs Stöcke hinunter getragen hatten, fragten sie zaghaft, in welchem Stock denn unser neues Zuhause läge. Und waren sichtlich erfreut, dass es sich um den ersten Stock handelt.
Leider war Adrian am Nachmittag gleich krank, aber mein Gott Affenhitze, Umzugschaos und krankes Kind, das ist doch kaum eine Herausforderung. Harhar. Das Zubettgehen war wunderbar. Es ist hier völlig leise, abgesehen vom Zirpen der Grillen und dem Zischen eines Rasensprengers aus der Ferne. Und das Aufwachen war ebenso magisch. Wir sind irgendwie mitten im Grünen. Es ist wie Urlaub. Wenn man eine riesengroße Heuschrecke (und ich meine wirklich riesengroß) auf seinem Kopfpolster findet, dann lebt man in unberührter, wenn auch ungewohnter Natur. Ich denke die ganze Zeit, dass ich träume. Ich wusste nicht, dass ich mir so eine Wohnung und Umgebung wünsche, aber offenbar tat ich das.
Noch besser wurde es, als Adrian dann wieder fit war und erstmals in den Hof zum Spielen ging. Dort waren ungefähr zehn oder elf Kinder, die meisten gleich alt, ein paar kleiner, ein paar größer. Alles Einwohner des Baues. Ein kleines Mädchen hat es ihm besonders angetan, sie haben sich gleich angeregt unterhalten, geschaukelt und gespielt, die Kleine hat ihm auch erklärt, wer wer ist und wer wo wohnt und eine Hausführung hatten wir auch. Am Abend läutete sie nochmal bei uns (wo wir wohnen wusste sie natürlich schon längst) und brachte ihm ein Eis vorbei. Er stand dann lange am Balkon, um zu schauen, ob sie nochmal unten vorbeiläuft. Hach. Ich hab mir das so für ihn gewünscht, weil ich denke, dass er genau das braucht.
Ich selbst habe im Hof übrigens ein Gespräch über das germanistische und soziologische Prekariat geführt. Tja, so ist das hier.
New Hood, drei
Österreich hat heute keinen neuen Hitzerekord aufgestellt, ich aber schon: das hier ist gerade mein heißester Umzug. Wir sind dreimal im Juli umgezogen (vorher 2000 und 2008), aber derartig warm war es bisher noch nie.
Jetzt können wir uns in der Wohnung kaum mehr bewegen: das Vorzimmer, Wohnzimmer und Adrians Zimmer sind mit zerlegten Regalen und Kästen vollgestellt, in den anderen Räumen stehen die Sachen herum, die nicht mitkommen. Es hat 32 Grad, der Kühlschrank ist fast leer, Fernseher abgebaut, gerade das Internet funktioniert noch. Und ich spiele mit dem Gedanken, in die Badewanne zu flüchten.
Ich freu mich, wenn die Möbelpacker morgen zeitig erscheinen und es vielleicht noch eine Chance gibt, dass es da noch unter 30 Grad hat. Und ich bin froh, dass ich nicht diverses Zeug (Waschmaschine! Ecksofa!) sechs Stockwerke hinunterschleppen muss. Wobei das Stiegenhaus derzeit noch ein relativ angenehmer Ort zum Verweilen ist.
Letzte Nacht hier, mögest du schnell vergehen, morgen abend sitzen wir schon am Balkon.
Tante Annis Garten
Bei solchen Temperaturen wie sie derzeit herrschen, sehne ich mich nach einem Ort meiner Kindheit zurück. Und das ist erstaunlicherweise nicht das kühle Nass. Sondern Tante Annis Garten im Rosental.
Der Mann würde jetzt sagen, es folgt eine weitere Geschichte aus Kärnten und damit hat er recht. Meine Leser hier kennen sie – im Gegensatz zu ihm – noch nicht. Also die Tante Anni war nicht meine Tante, sie war die Tante meiner beiden Freundinnen auf dem Bauernhof, wo wir (immer noch im Sommerurlaub) wohnen. Genaugenommen war es auch nicht ihre Tante, sondern ihre Großtante und als wir Schulmädchen waren, war die Tante Anni schon 70 aufwärts. 70 aufwärts bedeutete damals noch etwas anderes als heute. Sie war keine hippe, moderne Frau, mit digital devices und Crocs, sondern eine Tante, wie damals eben die Tanten waren.
Fast jeden Nachmittag im Sommer gingen wir sie besuchen. Sie hatte ein Haus mit Garten am Ende des Dorfes, der Garten lag großteils im Schatten, unter einem Baum stand die Hollywoodschaukel. Gleich beim Eingang gab es Himbeersträucher. Wir kamen immer nach zwei Uhr, meist gemeinsam mit meiner um ein Jahr älteren Freundin K. Manchmal hielt sie zu dieser Zeit noch Mittagsruhe. Meine Oma wollte immer besonders leise sein, doch mein Opa hatte Gusto auf Kaffee und fragte immer ganz laut: “Hallo? Niemand zuhause?” und ähnliches. Meiner Oma was peinlich, aber K. und ich fanden das ziemlich lustig.
Wenn Tante Anni dann ihre Türen öffnete, dann gab es Jause, also Kaffee für meinen Opa und Melissentee für meine Oma und Schartner Bombe und Schnitten für uns Mädchen. Die Tante Anni war immer sehr freundlich zu uns Kindern, ohne sich großartig mit uns zu beschäftigen, es war angenehm, nicht in den Mittelpunkt gestellt zu werden. Stattdessen erzählt sie meiner Oma ihre Geschichten. Mein Opa ließ sich von uns Mädchen “verarzten” oder wir pflückten Himbeeren, experimentierten mit den Brennesselsträuchern oder lasen Mickey Maus Hefte auf der Wiese. Manchmal gingen wir auch zu der anderen Tante von K. nebenan in den Pool baden, wenn die gerade wenige Frühstückspensionsgäste hatte und kamen dann eingehüllt in Handtücher, in Annis Garten zurück.
K. war und ist bis heute eine sehr humorbegabte Person, wenn sie sich mit ihrer recht eigenwilligen Tante “Doppelconferencen” zu verschiedenen Themen lieferte, dann lag ich echt fast am Boden vor Lachen, K. redete auf Kärnternisch, mit diesem speziellen Dialekteinschlag, die Tante Hochdeutsch (sie hatte lange in Wien gelebt), das waren liebevolle Wortgefechte, oft ging es um den Mikrokosmos Dorfleben. Bis zum Stallgehen um fünf Uhr abends verbrachten wir unsere Zeit an diesem Fleckchen. Das klingt alles furchtbar kitschig-idyllisch, aber ich habe es geliebt.
Die Tante lebt schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr. Aber ihr Haus gibt es noch. Dort wohnt die Schwester von K. mit ihrer Familie. Und darüber wäre die Tante sehr glücklich.
Nach dem Kindergeburtstag…
…ist vor dem Kindergeburtstag.
Und natürlich war es wieder mal völliger Blödsinn, was ich voriges Jahr im September von mir gegeben habe, nämlich, dass ich schon im Oktober die nächste Geburtstagsfeier plane und buche, weil die Locations sonst wieder besetzt sind.
Gestern waren wir übrigens auf einer netten Feier am Cobenzl (Tiere streichen, füttern, danach Pizza backen), und die Eltern des Geburtstagskinds haben uns erzählt, dass sie voriges Jahr zu spät dran waren, für eine Cobenzlfeier und deshalb dann schon im Dezember für Juli angerufen haben. Was wiederum viel zu früh war.
Aber das ist nicht mein Problem, mein Problem ist, dass mein Kind natürlich mittlerweile gewisse Vorstellungen hat, wie sein Geburtstagsfest aussehen soll. Auch das ist nicht das eigentliche Problem, das eigentliche Problem ist, dass sich diese Vorstellungen ungefähr wöchentlich ändern. Zuerst wollte er ins Kino, und sich dort mit seinen Freunden die Schnellschnecken (er meint das) ansehen. Dann wollte er in den Bogi Park. Dann wieder Kino, dann Lollipop im Q19, weil es dort eine tolle Rutsche gibt, nun Cobenzl (aber das ist vermutlich eh aussichtslos), oder doch Bogi Park?
Dazu kommt, dass er auf keinen Fall irgendwelche Spiele spielen will oder tanzen, an seinem Geburtstag. Das wollte übrigens gestern keiner der Buben, Gendermainstreaming… Na ja, ich lasse mir noch Zeit, bis mir dann in ungefähr einem Monat der kalte Schweiß ausbricht, weil ich dann nur noch einen weiteren Monat Zeit habe.
Hunger!
Berufwunsch als Kind: Pizzabäcker
New Hood, zwei
Es ist traumhaft, eine leere Wohnung nach und nach zu befüllen und nochmals die Chance zu bekommen, dabei nur Dinge mitzubringen, die dabei sein müssen. Es fühlt sich wie ein Neubeginn an.
Täglich denke ich an unseren neuen (und ersten) Balkon und wie wir abends draußen sitzen werden, vor dem Schlafengehen. Er schließt auch direkt ans Schlafzimmer an, blickt ins Grüne.
Langsam merke ich mir die noch ungewohnten Straßennamen und die Lage der Geschäfte. Ich bin mittlerweile recht viel spazieren gegangen und auch mit den Öffis von verschiedenen Richtungen gekommen. Die ersten Strandlokale in der Umgebung haben wir ebenfalls getestet.
Der Auszug ist jetzt für Ende Juli fixiert. Was nicht heißt, dass die Wohnung hier dann schon völlig leer sein wird, aber wir wollen raus, rüber, weg, dorthin.
Back in town
Jetzt sind wir wieder zurück aus Mallorca und es war wirklich ein sehr schöner Urlaub.
Wir sind braungebrannt und ich um einen Kilo leichter. Was mich wundert. Es gab ein großzügiges und schmackhaftes Frühstück- und Abendbuffet, zum Frühstück aß ich täglich 5 Diät Croissants, das wirds gewesen sein. Harhar.
Aber man darf wahrscheinlich nicht unterschätzen, wieviel Bewegung man täglich bei sehr hohen Temperaturen macht (abends kühlt es auch kaum ab, das war für mich sehr überraschend, auf einer Insel weht ja öfters ein kühler Wind, dort kaum). Adrian hat die Strandliege nämlich erst am letzten Tag entdeckt – im Wasser, beim Stiegen rauflaufen und runterhüpfen, Tischtennis, Fitnesscenter und Volleyballversuchen, sowie beim abendlichen Spaziergang.
Täglich um 11 Uhr Vormittag wurde im Hotel Aquafitness angeboten und zwar vom Animateur, den ich sehr bewunderte. Er war immer gut drauf und fröhlich und das wirkte nicht gespielt. Er plauderte mit jedem Gast, der ihm über den Weg lief, in allen möglichen Sprachen und man hatte das Gefühl, das machte ihm wirklich Spaß. Zur Aquafitness kam er jeden Tag mit seinem tragbaren CD Player und als erstes Lied erklang immer Gangnam Style, gefolgt von Waka Waka und Nossa, Nossa. Er schaffte es, dass immer mindestens 20 Leute im Pool mitmachten.
Auch Adrian wurde einmal animiert, beim Bowling mitzutun, allerdings von einer Frau, da konnte er wohl nicht nein sagen. Gemeinsam mit englischen und niederländischen Kindern wurden die Kegel im “Miniclub” auf einem Bein stehend, rückwärts oder mit geschlossenen Augen umgeworfen. Und wir wissen nun auch, dass man seinen Namen im Spanischen auf der letzten Silbe betont. Das klingt etwas herrisch. Ans Spanische konnte ich mich nur langsam gewöhnen, jeden Abend begrüßte ich die Kellner versehentlich mit “Buona sera”.
Unser Urlaubsort Illetas war eher klein und ruhig. Am Abend gab es im Hotel live music, die teilweise wirklich hörenswert war, beispielsweise performte einmal ein Flamenco Gitarrist. Bummeln gehen konnte man bis ungefähr neun Uhr in einigen Boutiqen in der Umgebung. Ich habe mir im Zuge dessen ein Fake-Desigual Kleid gekauft (Muster sehr ähnlich, preislich aber deutlich günstiger), schwarz mit blau/türkisem Muster.
Was gibts noch zu erzählen, ach ja, das einzig schlecht funktionierende im Hotel waren die Lifte. Kamen nie daher und blieb dann laufend in den verschiedenen Stockwerken stehen, in denen man gar nicht aussteigen wollte. Einmal mussten wir alle darüber so lachen, dass der Brite, der mit seinem Sohn gerade einstieg, mit typisch trockenem englischen Humor kommentierte: “I guess we missed the joke”.
Brumm
Berufswunsch als Kind: Autorennkoordinator