…man sieht, dass das jahr dem ende zugeht, und überall bilanz gezogen wird.
hier die golden globe nominierungen.
my little place on the web…
…man sieht, dass das jahr dem ende zugeht, und überall bilanz gezogen wird.
hier die golden globe nominierungen.
volltreffer: lebensmensch ist das wort des jahres.
näheres erfährt man hier.
wenn man an einem feiertag wie heute um sieben uhr früh aufwacht und den geräuschen draußen lauscht, hat man fast das gefühl, in einem science fiction-film szenario gelandet zu sein.
es ist ungewöhnlich ruhig auf den straßen und das, was man hört, klingt fremdartig und irgendwie unpassend. als gehörte es nicht hierher.
letzte woche habe ich auf arte wieder mal sex, lügen und videos gesehen. ich habe dazu schon mal gebloggt, erstaunlich knapp wie mir jetzt scheint. entweder ich habe jetzt, eineinhalb jahre, später mehr zu sagen oder ich "elaboriere" (kommt davon die bezeichnung labern?) mehr.
soderbergh hat das drehbuch zum film in zwei wochen geschrieben. das merkt man. und das ist ein kompliment. wäre ich drehbuchautor, fände ich es ungeheuer schwierig, den ton von menschen zu treffen, so zu schreiben, wie sich menschen tatsächlich unterhalten. wenn ich jetzt überlege, ich feile an so einem drehbuch viele monate oder sogar jahre, dann entfernt sich gefühlsmäßig dieser text immer mehr vom gesprochenen wort der protagonisten. es mag natürlich auch ausnahmen geben und jemand hat erst nach drei jahren die absolut frischesten und spontansten dialoge ausgearbeitet, aber generell glaube ich eben, dass das lange feilen, das kontinuierliche überarbeiten eines textes, eher einer gattung wie dem roman entspricht.
das hauptthema von sex, lügen und videos ist dann auch das gespräch, und zwar das wirkliche gespräch zweier menschen, das tiefergeht, das all das weglässt, worüber man eigentlich nicht zu sprechen braucht. den smalltalk und die platitüden. die fragen, die sich graham und ann gegenseitig stellen, bezeugen wirkliches interesse an ihrem gegenüber, die beiden wollen voneinander wissen, was den anderen ausmacht, wollen ihre weltsicht kennenlernen, ihre reaktion auf verschiedene situationen des lebens. die lügen im filmtitel finden zwischen ihnen nicht statt. wenn sie sich direkt etwas fragen, dann erfolgt eine ehrliche antwort, auch wenn diese manchmal nicht angenehm ist, peinlich ist oder entlarvend.
jemand anderen richtig kennenzulernen, ist das wissen um grundsatzeinstellungen wie auch das sammelsurium von kleinigkeiten. das ist das wissen um das tragen eines komischen rosa schianzugs anno dazumal oder einer eigenartige mütze, gekauft in irgendeinem usa-outletcenter. genauso wie die kenntnis von lieblingsfilmen, vom literaturgeschmack oder den kleinen angewohnheiten des täglichen lebens. wie heather nova in london rain singt: "and when somebody knows you well- there’s no comfort like that".
außerdem ist sex, lügen und videos sehr erotisch. auf einer rein sprachlichen ebene. es gibt keine bettszenen, nicht mal berührungen oder küsse zu sehen. alles läuft über die sprache, über die dialoge (ok, ich bin eine frau, ich mag sowas. harhar). graham und ann im gespräch. "do you fantasize?" "yes" "about who?" "i fantasize about you" "about me?" "yes…have you fantasized about me?" "i thought i made that clear before."
aktueller airplay zwischenstand der pop-xmas-klassiker, gehört im radio:
last christmas – wham: 2
do they know it’s christmas – band aid (das original): 5
happy xmas (war is over) – john lennon: 1
ich warte sehnsüchtig auf litte drummer boy, in der version bowie und crosby.
zuerst mal frage ich mich, ob die verfolgungsjagd in der anfangssequenz des 22. bonds – a quantum of solace – im grossen sankt bernhard tunnel gefilmt wurde. bei den filming locations finde ich dazu nichts, aber es erinnert mich zumindest stark an die pass-straße zwischen der schweiz und italien, die wir 2006 mal abgefahren sind.
ansonsten ist a quantum of solace meines erachtens unterschätzt. ok, vielleicht geht es mir damit so, weil ich die bourne-trilogie nicht kenne, mit der der 2. craig-bond gerne mal verglichen wird. aber ich mag die stimmung, die vermittelt wird, ich mag die rolle, die diesmal die bond girls spielen, ich mag die ästhetik und nicht zuletzt daniel craig.
kurze rückblendung ins jahr 2006: die broccolis (bester produzentenname ever!) geben bekannt, dass craig der neue bond sein wird. das findet, trotz craigs ausgewiesen guten schauspielerischen leistungen, eigentlich kaum einer so richtig prickelnd (ich habe ja irgendwie auf clive owen gehofft), abgesehen von ihm. er ruft den 2. sean connery aus, von mir mit hochgezogener augenbraue kommentiert. dann casino royale gesehen. was für eine wohltat nach dem schönen, aber irgendwie unglaubwürdigen pierce brosnan-bond (nichts gegen ihn persönlich) und der bussi-bär action, den grottigen dialogen und den absdrusen plots. bei casino royale passt doch das meiste. bond macht mal wieder drecksarbeit und sieht auch so aus; das wird allerdings kombiniert mit einem klassischen bond-thema (und gegenwärtigem hype): dem pokerspiel. sehr fein und unterhaltsam. der dealer (hörbar ein wiener) hat hier im kino für ein paar lacher gesorgt.
ok, a quantum of solace ist völlig anders. aber anders ist ja nicht automatisch schlecht. der titelsong – wie schon besprochen – schräg und relativ hart. amy winehouse, die zuerst als song-lieferantin im gespräch war, hätte zu diesem bond wohl nicht so gut gepasst. es gibt relativ viel action. und mir ist action relativ bald sehr langweilig, insofern muss es gute action gewesen sein, denn langweilig war es ganz und gar nicht. und es gibt auch wesentlich mehr dialoge als ich erwartet hätte. gut, ein paar mehr bond versatzstücke hätten vielleicht nicht geschadet und eventuell ein paar schnitte weniger; dafür wiegt der visuelle eindruck des films einiges auf. und wir sehen m. wie sie sich abschminkt. gehört jetzt vielleicht nicht zu den highlights des films, hat aber wahrscheinlich auch seine funktion.
der dritte craig-bond wird (sollte) nochmal anders werden. vielleicht wieder etwas witziger und weniger getrieben. und vielleicht singt amy dann auch.
millenium tower, november 2008
pünktlich zum ersten adventsonntag ist es in wien wieder mild geworden. so mild, dass man einen einstündigen spaziergang am handelskai (windy area) machen kann und sich dabei nicht alles abfriert.
ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich pulp fiction das erste mal im kino sah. es war ein echtes aha-erlebnis: so kann man also auch filme machen, hierhin kann man die kamera stellen (nämlich möglichst weit weg von den akteuren), in dieser szene kann man mit licht und ton spielen (man kann das gespräch der protagonisten kaum verfolgen, weil sie zu weit weg stehen), dorthin passt dieser song (der al green schmusesong lets stay together im club von marcellus wallace, als sich vincent vega und butch begegenen), so gewinnen dialoge eine funktionalität, die über das handlungsstiftende moment weit hinausgehen (wenn vincent und jules sich darüber unterhalten, ob eine fussmassage ein intimer akt ist oder nicht, drei minuten, bevor sie ihre pistolen gebrauchen). einige jahre später war ich überrascht, wie unkonventionell bereits der pate gedreht wurde.
die schriftstellerin zeruya shalev schafft es, in ihren romanen praktisch plotlos eine ungeheuere intensität, ein mitfühlen/mitleiden mit ihrer figuren zu erzeugen, das mich nach jeder neuen lektüre sprachlos zurücklässt. fast minutiös schildert sie das leben von frauen, jeden handgriff, den sie tun, jeden gedanken, der ihnen kommt, jede körperliche empfindung, jeden schmerz, den sie fühlen. nichts davon ist außergewöhnlich, nur die umschreibungen, die sie dafür findet, sind das ("als ich ein kind war, hatte ich keinen ehemann, ich schlief alleine ein und wachte alleine auf", "kuscheltiere mit glanzlosem fell und ewiger erwartung im blick" aus späte familie).
die bilder, die im guggenheim museum in venedig (nur ein paar schritte von der kirche santa maria della salute und einem espresso draußen, in der februarsonne, entfernt) zu sehen sind: miro, magritte (voice of space), kandinsky, tanguy (the sun in its jewel case). beim betrachten dieser bilder hatte ich den eindruck: ich verstehe etwas davon.
schließlich die killers. ihr neues album ist soeben erschienen. eine der bands, bei denen man nicht weiß, was zuerst da war – musik oder text. bei when you were young heißt es: "he does’nt look a thing like jesus but he talks like a gentleman like you imagined when you were young." immer wenn ich diese passage höre, fühle ich mich wie eine achtjährige. bei smile like you mean it: "and someone will drive her around, down the same streets that i did." da sehe ich immer jugendliche vor mir, die an samstagen, spätnachmittags, an den haltestellen stehen und auf den bus warten, der sie von zuhause weg, in den besten samstagabend aller zeiten bringen soll. und, zurückkommend auf das reich-ranicki zitet, in bones: "don’t you wanna come with me, don’t you wanna feel my bones, on your bones – it’s only natural". ok, dabei denkt man derzeit wohl am ehesten an madonna und guy ritchie.
ich hoffe, dass ich einmal in der lage sein werde, schreibend die stimmung von städten zu vermitteln. ich versuche das gerade mit bozen. und finde es ungeheuer schwierig.
marcel reich-ranicki, "literaturpapst", hat sich vor einigen wochen mit seiner kritik am fernsehen wieder mal aufs neue ins gespräch gebracht. vorige woche hat er dann thomas gottschalk zum höchstgewinn beim promi wer wird millionär verholfen. er wusste, dass kafkas letzte freundin dora diamant hieß.
reich-ranicki polarisiert. ich persönlich fand die aktion beim deutschen fernsehpreis na ja…sagen wir mal redundant. aber das nur am rande. es gibt ja auch ansichten, die ich mit reich-ranicki teile. er sagte mal im literarischen quartett (es ging um erotische literatur):
"auf eine sache kommt es an. nicht auf die beschreibung der phyisologischen prozesse kommt es an. das kann jeder. jeder kann das! es ist das gleiche, ob man beschreibt wie ein penis in eine vagina eindringt oder wie ein bleistift in eine tasche gesteckt wird. darauf kommt es überhaupt nicht an."
und damit hat herr reich ranicki natürlich recht. ich erwarte mir von literatur, von film, von kunst überhaupt einen gewissen "erkenntnisgewinn". es geht nicht darum, vorgänge, situationen, handlungsweise so zu beschreiben, wie sie sind (und wie sie alle kennen), also deskriptiv, sondern so zu beschreiben, wie sie sich anfühlen, stimmungen zu erzeugen. ich fahre völlig auf "lebensgefühl"-vermittlung ab. ein solcher subjektiver blick auf die welt ist ungeheuer spannend. man kann sich wiederfinden – und zwar nicht in einer platten "me, too"-rezeption von trivialitäten oder mittels ironischer popkultur zitate – oder eine neue perspektive kennenlernen.
was ich damit meine, anhand von praktischen beispielen (mein gott, das klingt wie in der schule), dann in kürze.
blick auf unsere straße, november 2008
die nacht von samstag auf sonntag im dichten schneetreiben nachhause gefahren.
ich bin kein schifahrer und kein eisläufer, eigentlich kein besonders ausgesprägter wintermensch. aber der erste schnee (lorelai gilmore würde sagen: "ich kann es riechen, es wird schneien!") hat immer etwas magisches und beruhigendes.