almis personal blog

midnight in paris

spoilerfrei

ja, ich bin einer von denen. einer der fans von woody allens europäischem werk, welches ja von vielen naserümpfend als untypisch und nicht relevant bezeichnet wird.

aber meiner ansicht nach versucht allen noch etwas, wenn er in europa dreht. er geht neue wege, er erzählt frischer und jugendlicher als wenn er zum x-ten mal in den straßen von new york dreht. nicht alles mag dabei gelungen sein, nur weil man sich in europa befindet, es ist aber meistens innovativer. und allen wirkt mehr wie ein junger regisseur als in seinen letzten arbeiten in den usa. bestes beispiel dafür seine letzten beiden großen filme whatever works und midnight in paris.

whatever works ist – keine frage – recht lustig. aber er funktioniert als film mehr schlecht als recht. boris y. (larry david) ist ein schwätzer. und er macht einen der kardinalfehler im film, er spricht lange und ausdauernd direkt in die kamera, zum publikum. natürlich darf woody allen das. er setzt es nicht ein, weil er keine ahnung vom filmemachen hat, sondern über diesen szenen steht groß und breit “ironie” geschrieben. auch seine klischierten figuren sind natürlich so gewollt. aber wie thilo sarrazin sagen würden: “allen schafft sich ab”. indem er seine filme immer mehr als persiflage ihrer selbst inszeniert.

midnight in paris ist da ganz anders. ja, auch hier gibt es da und dort ein wissendes augenzwinkern des regisseurs. auch hier spielt er mit klischees und kitsch. aber es ist ihm – trotz der “märchenhaften” geschichte – andererseits auch wieder sehr ernst mit seinen figuren und dem plot. ironie wird hier hauptsächlich dazu eingesetzt, allzu zuckersüßes zu vermeiden. aber nicht, um seinen eigenen film zu denunzieren. und zauberhaftes darf hier unironisch zauberhaft bleiben.

ja ich mochte midnight in paris, hüte mich hier aber, zuviel zu verraten. nur soviel: adrien brody taucht endlich wieder mal in einem ihm angemessenen film auf und demonstriert in einer minirolle, weshalb er damals out of the blue und gegen starke konkurrenz seinen oscar bekommen hat. bitte mehr davon.

birth-performance

kunst ist vielleicht dann am besten, wenn man sich als betrachter nicht sicher ist, was man davon halten soll und tagelang überlegt, wie man zu einem kunstwerk steht.

die new yorker künstlerin marni kotak will die in kürze stattfindende geburt ihres kindes als performance inszenieren. und polarisiert dabei – wie man sich denken kann – enorm. in diversen foren ist zu lesen, wie abartig das sei und wie schlimm diesen intimen moment mit der weltöffentlichkeit zu teilen.

dazu ist zu sagen, dass wahrscheinlich jede nachmittagstalkshow im privatfernsehen abartiger ist, als eine geburt, die vermeintlich natürlichste sache der welt. aber sicher, eine geburt ist sicherlich nicht ansehnlich, es ist eher so wie in scrubs, als dr. cox einen kreissaal betrifft und ausruf: oh dear god, it’s like baghdad in there.” aber man wird ja nicht gezwungen, zuzusehen. pervers ist daran sicher nichts, es ist so wie es ist.

auch den einwand mit dem intimen moment kann man so nicht gelten lassen: das ist wohl die sache der eltern. sicherlich wäre es für die meisten frauen ein alptraum, sich dabei zusehen oder gar filmen zu lassen, aber auch hier gilt, dass es ja niemand nachmachen muss. abgesehen davon ist es einem während der geburt ganz egal, wer da aller im kreissaal herumsteht (bei mir waren es auch bis zu 10 leute), irgendwann nimmt man nur noch denjenigen wahr, der einem am lautesten ins ohr redet. harhar.

bedenklicher finde ich da schon, dass sie auch die erziehung ihres kindes (“baby x”) später mit der öffentlichkeit teilen will. ich bin dagegen, einem kind öffentlichkeit aufzuzwingen und es in den medien zu präsentieren.

zirkus roncalli

am mittwoch waren wir im zirkus roncalli, der bis gestern am wiener rathausplatz gastiert hat. er und ich sind ja zirkusskeptiker, ich habe zudem noch eine ausgeprägte coulrophobie, aber wir habens adrian versprochen und mit kind ist das alles ja auch wieder anders. und es hat sich gelohnt.

roncalli arbeitet weniger mit tieren (es gab aber pferde und hunde), sondern legt seinen schwerpunkt auf artistik und clownerie. bemerkenswert daran war, dass adrian sehr an den artisten interessiert war (so hoch oben, so schnell, was machen die da überhaupt?) und, dass ich den clown richtig nett fand. für einen clown hatte er sogar ein relativ subtiles humorverständnis. immer wieder bat er “freiwillige” um mithilfe und das war sehr witzig (solange man nicht selbst zum freiwilligen auserkoren wurde, wir hatten glück)

jedenfalls haben wir die ganzen zweieinhalb stunden (mit pause) durchgehalten und abgesehen von den ermüdungserscheinen zum ende hin, lief das wirklich gut. also auch für vierjährige schon empfehlenswert.

am beeindrucksten war ich davon, dass der clown am ende seine kappe verkehrt herum auf den kleiderständer wirft, also ohne hinzusehen. auch wenn das nicht gefährlich ist, ich möchte nicht wissen, wie lange man dafür trainieren muss…und wie unfassbar öd das ist.

cul de sac

lorelai und rory unterhalten sich in gilmore girls einmal darüber, was der plural von cul de sac ist. und laut lorelai ist das “culs de sac”, was rory gar nicht glauben kann: “that doesn’t even sound english” – “because it’s french”.

und ich wusste bis zu meinem dublin urlaub nicht, was das überhaupt heißt. ich dachte eher, es wäre sowas wie hoi polloi. na ja, wieder was gelernt.

überhaupt habe ich auf meinem dublin trip so einiges geübt. das wichtigste war vielleicht, zum ersten mal alleine zu fliegen, sich auf dem flughafen zurechtzufinden, sich seiner (latenten) flugangst zu stellen und sein kind das erste mal soweit loszulassen, dass man drei tage ohne es verbringen kann und das mit meer dazwischen. das war letztendlich das schwierigste überhaupt. man ist vier jahre mutter und wünscht sich schon lange wieder mal drei tage, wo man tun und lassen kann, was man will durchschlafen und ausschlafen, in ruhe essen, plaudern und erwachsensachen tun, und dann betrachtet man sein kind wie es schläft und küsst es dutzende male und will gar nicht mehr in irgendeinen flieger steigen…

es war trotzdem richtig, es zu tun. das wiedersehen war wunderschön und heiß ersehnt. zumindest von mir. harhar.

dublin skurill

hier ein paar schnappschüsse von skurillen oder witzigen dingen, die ich in dublin aufgespürt habe…straßenkunst…

…ein paar bärchen vor dem dublin-wheel…

…ein orginelles rad bei der temple bar…

…eine sympathische kinderbetreuungseinrichtung…

…und schließlich kafkas cafe, nicht in prag, sondern in dublin…

heute feiert christine nöstlinger ihren 75. geburtstag.

ich habe als jugendliche ihre bücher geliebt und verschlungen. ich mochte die saloppe sprache, den trockenen humor und die etwas rebellische weltsicht ihrer figuren.

mein lieblingsbuch war immer gretchen hat hänschen-kummer, band 2 der gretchen sackmeier trilogie. gretchen stand da liebestechnisch gesehen zwischen dem arrogant-gelackten florian und dem gutmütigen, intellektuellen hinzel und ich hasste florian, der total oberflächlich und doof war, und wollte immer, dass sie mit hinzel zusammenkommt (mit dem sie gerne stundenlang im cafehaus saß und plauderte). ich war heilfroh, dass das geplante erste mal mit florian durch die heimkommenden eltern vereitelt wurde. harhar. habe dann als vierzehnjährige meinen ersten “liebesroman” verfasst, in dem die titelheldin interessanterweise auch zwischen zwei männern steht, die irgendwie ähnlich gestrickt sind. sagen wir so, ich war inspiriert.

sehr gut haben mir auch olfi obermaier und der ödipus (da erspart man sich die mythenkunde über ödipus in der schule), anatol und die wurschtelfrau, sowie konrad oder das kind aus der konservenbüchse gefallen.

filmtipps

drei filme, die ich im letzten monat gesehen habe, kann ich – aus unterschiedlichen gründen – weiterempfehlen.

1. barneys version – nomen est omen. ein film, der nicht durch einen allwissenden und sich jederzeit bei vollem verstand befindlichen erzähler vorgebracht wird, sondern durch einen sehr subjektiven protagonisten. vorteil dabei: mögliche plotholes und unplausible details können darauf geschoben werden. der film beginnt als komödie, bleibt es aber nicht. paul giamatti ist großartig und wurde auch mit einem golden globe dafür belohnt.

2. vier im roten kreis -must see für menschen, die es lieben, coolen kettenrauchenden franzosen in trench-coats bei verbrecherischen handlungen zuzusehen. das besondere daran ist ein heist, der ohne worte auskommt. und das für ganze 25 minuten. alain delon, yves montand, muss man noch mehr sagen? vielleicht noch, dass es ähnlichkeiten zu oceans eleven gibt.

3. michael clayton – ein polit-thriller, der sich allzu glatte hollywood-strickmuster widersetzt, was seine erzählhaltung und figurenzeichnung betrifft. george clooney spielt einen ähnlichen typ mann wie in up in the air und sieht manchmal ganz schön zerknautscht aus, aber he, es ist clooney und da ist zerknautscht immer noch ziemlich chic. tilda swinton glänzt (wie immer) in einer wichigen nebenrolle.

der kleine vogel tikidu

wir haben das erste wettertechnisch grausliche wochenende gut über die runden gebracht. ist man kinderlos, legt man sich mit einem buch aufs sofa und steht nicht mehr auf, mit kind muss man sich dann aber doch ein bisschen programm überlegen.

daher waren wir gestern im lilarum. das lilarum ist ein puppentheater im 3. bezirk in wien und adrian kennt es schon, durch regelmäßige besuche mit dem kindergarten. das war natürlich schon mal aufregend, den eltern etwas zu zeigen, was sie noch nicht gesehen haben (inklusive bushaltestelle, wo sie mit der gruppe aussteigen und einsteigen und andere insider-infos, wo die garderobe ist usw).

im vorfeld wollte adrian wissen, ob er seine uhr mitnehmen soll.

ich: “ja, warum denn nicht?”

er: “weil es dort dunkel ist und da sehe ich ja nichts”.

tja, durchaus logischer einwand, muss ich zugeben. die uhr kam dann trotz dunkelheit mit und das stück der kleine vogel tikidu war wirklich sehr nett und auch für erwachsene reizvoll gestaltet, mit etwas gesang und ein paar witzigen ideen. tikidu ist aus dem nest gefallen und kann nicht fliegen. genau wie in meinen drehbuch-lehrbücher steht: man muss den protagonisten in die größte krise seines lebens bringen. das stück dauert 45 minuten, dazwischen gibt es auch mal eine pause. die kinder waren aber insgesamt sehr ruhig und haben gut durchgehalten.

anschließend kommen die figuren vor den vorhang und man kann die puppen-darsteller auch angreifen und streicheln. das fand adrian ganz toll. ein wirklich gelungener nachmittag. und heute früh, als ich ihn geweckt habe, und er sich nochmal in der decke versteckt hat, konnte ich ihn mit “tikidu, tikidu” (das einzige, was der vogel spricht, die anderen tiere sind redseliger) schnell aus dem bett locken.