almis personal blog

Uncut@Cannes

Ich bin schon wieder kränklich und das Wetter ist auch einigermaßen mies…

Ablenkung verschaffen da die Podcasts aus einer klimatisch derzeit weitaus attraktiveren Gegend, nämlich Cannes! Uncut ist wie jedes Jahr vor Ort und berichtet hautnah vom Festival. Und, wie ich finde, auch sehr pointiert.

Eine kleine Kostprobe:

Aktuelles gibts täglich neu auf der Page, Cannes 2014.

Before Midnight

Der dritte (und letzte?) Teil der Trilogie über Jesse und Celine, das Paar, das sich 18 Jahre zuvor zufällig in einem Zug nach Wien kennengelernt hatte (Before Sunrise) und sich dann für 9 Jahre aus den Augen verlor, bevor es sich in Paris widertraf (Before Sunset).

Before Midnight spielt wiederum 9 Jahre später und alles ist anders. Jesse und Celine sind nicht nur endlich zusammen, sie haben auch zwei Zwillingstöchter. Gerade urlauben sie in Griechenland und haben Jesses Sohn aus erster Ehe zum Flughafen gebracht, der sie besucht hat. Und obwohl sie sich am südlichen Peleponnes befinden, die Sonne scheint und das Meer rauscht, sind sie (und wir als Zuseher mit ihnen) direkt im Beziehungsalltag angekommen.

Das Spielerische ist aus ihrer Beziehung gewichen, es wird nicht mehr geflirtet und kokettiert wie früher (und wenn doch, dann mit einem hämischen, oft feindseligen Unterton), hier sehen wir ganz deutlich ein Paar, dass schon mehrere Jahre Alltag und Kindererziehung hinter sich hat. Wir erfahren, dass die beiden wenig Zeit als Paar hatten. Celine wurde in Paris schwanger, die beiden wurden also schnell Eltern und waren nur ganz kurz ein Paar ohne weiter Verpflichtungen. Außerdem gibt es da noch Jesses Sohn aus erster Ehe, dem gegenüber er sich schuldig fühlt. Was in Wien und Paris so einfach erschien, erweist sich in Griechenland als fast unmöglich…

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Before Midnight bietet aus filmtechnischer Sicht wenig aufregendes. Eigentlich ist der Film ein Kammerspiel, die meisten Szenen sind sehr lange und ungeschnitten, es wird geredet und geredet, nicht gezeigt. Einer meiner Lieblingsfilme, Closer, ist auch ein Kammerspiel, noch dazu eine Adaption eines Theaterstückes, schafft es aber v.a. durch Musik, aber auch einige visuelle Finessen, das Medium Film viel stärker für sich zu nutzen und damit auf dieser Ebene interessanter zu sein.

Vielleicht weil der Film zu sehr mit anderen Themen beschäftigt ist. Was Before Midnight beängstigend gut schafft ist, die Spannung, die zwischen langjährigen Partnern bei einem Streit besteht, so authentisch auf die Leinwand zu bringen. Ein Streit baut sich nicht sehr mühsam auf wenn man sich lange kennt, es ist alles da und bekannt, die wunden Punkte, die Vorurteile, die immergleichen Vorwürfe, die Untergriffe und Machtspiele. Wie Jesse und Celine hat man bald den Anfang der Querelen vegessen und kann beide Seiten irgendwie verstehen – und irgendwie auch nicht.

Es mag befreiend sein, zu sehen, dass jedes Paar mit gewissen Umständen kämpft (zb. wenn Celine sagt, sie komme nicht mehr zum Nachdenken, seit sie Kinder hat oder Jesse wenn er betont, dass er sie liebt, aber es dutzende Dinge gibt, die ihn an ihr nerven), aber auch ernüchternd. Trotzdem ist da, irgendwo verschüttet hinter dem Alltag, die Magie zwischen ihnen noch da. Wofür es sich lohnt, zu bleiben. Oder nicht? Ansehen.

Divergent

Über Ostern waren wir in Südtirol und diesmal haben Mr. Almi und ich das relativ neue Cineplexx Kino in Bozen getestet. Es liegt im Bahnhofsviertel und verfügt immerhin über 7 Säle.

Zuerst hatten wir uns für Transcendence entschieden, bis wir draufkamen, dass der Film auf italienisch läuft. Sci-Fi in dieser Fremdsprache und v.a. Johnny Depp auf italienisch? Nö. Daher haben wir etwas ratlos zu Divergent umgeschwenkt, von dem wir nicht viel wussten, außer, dass es wohl ein “Teeniefilm” mit Parallelen zu The Hunger Games ist. Im Kinosaal angekommen, haben wir den Altersschnitt doch etwas gehoben. Ansonsten jedoch war unsere Wahl eine gute – ich kenne zwar die Panem-Streifen nicht, aber Divergent ist auf jedenfall sehr viel mehr als “nur” etwas für Jugendliche.

Die Rahmenbedingungen sind folgende: in einem post-apokalpytischen Chicago wurde aufgrund vorangegangener Kriege eine Art Kastensystem der Gesellschaft eingeführt, um ein friedliches Zusammenleben zu gewährleisten. Alle Menschen, die dort leben, müssen sich in eine von fünf Fraktionen einteilen lassen, die da wären: “Ken” (die Gebildeten), “Candor” (die immer die Wahrheit sagen, meist Richter), “Amite” (die etwas einfältigen Feldarbeiter), “Altruan (die Selbstlosen) und “Ferox” (die Furchtlosen, quasi die Polizisten). Mit 16 Jahren müssen sich die Jugendlichen einem Eignungstest unterziehen, der ihnen sagt, in welche Kaste sie passen würden. Meistens ist das die Kaste, der auch die Eltern angehören. Dennoch hat jeder Jugendliche die Möglichkeit, sich gegen das Testergebnis auch für eine andere Kaste zu entscheiden, wenn er denkt, dass diese im besser entspricht.

Wir als Zuseher begleiten Beatrice Prior bei ihrem Test, der kein eindeutiges Ergebnis ergibt. Deshalb ist Beatrice eine Unbestimmte (divergent). Und das ist in einer Gesellschaft, die ihre Mitglieder so strikt in Interessensgemeinschaften einteilt, keine gute Sache. Denn Unbestimmte werden nicht toleriert, sondern gejagt und schließlich “entfernt”. Beatrice geht volles Risiko ein – sie bleibt nicht in der Kaste ihrer Eltern, der Altruan, was unauffällig gewesen wäre, sondern entscheidet sich dafür, zu den Ferox zu wechseln. Das bedeutet, dass sich sich dem dort besonders harten Aufnahmeritual stellen muss UND dabei danch trachten muss, auf keinen Fall aufzufallen…

Divergent ist ein Coming of Age Film aus einem Sci-Fi Blickwinkel: die Pubertät und die Entscheidung, was man sein will, wird hier quasi auf eine Metaebene gehoben. Die Frage, ob man sich in eine Schublade pressen muss, um akzeptiert zu werden und, ob man alles andere ablehnen muss, ist auch abseits des hier angesprochenen Kastensystems interessant und gerade als Jugendlicher virulent. Auch die Unmöglichkeit eines späteren Wechsels erscheint bedrohlich. Der Film lässt einen grübelnd zurück. Ich denke, jeder Zuseher fragt sich insgemein, in welche Kategorie er persönlich fallen würde und in meinem Fall wäre das jedenfalls nie und nimmer Ferox. Harhar.

Abgesehen von der “Pubertätsproblematik” werden auch andere durchaus philosophische Fragestellungen aufgeworfen, zb. wie gesellschaftliche Systeme funktionieren (können), was Gruppendruck ausmacht, wie mit Autoritäten umgegangen wird, was Cliquenbildung bedeutet und vieles mehr. Dazu kommen sehr gute (Shailene Woodley, bekannt als Clooneys Tochter in The Decendants) bis solide Darstellerleistungen.

Ich bin durchaus gespannt auf Teil 2.

The Grand Budapest Hotel

The Grand Budapest Hotel also.

More of the same von Wes Anderson? Ja natürlich. Dennoch ziemlich anders als sein letzter (und IMO schwächster) Film Moonrise Kingdom. TGBH fokussiert auf Gustave H., dem Concierge und Seele des Hotels, dem ein Mord vorgeworfen wird. Der Film nennt viele Stars im Abspann, doch tatsächlich tauchen Tilda Swinton, Bill Murray, Adrien Brody, Jeff Goldblum und auch Karl Markovics nur in Kleinstrollen auf. Im Zentrum steht eindeutig Gustave H. bzw. Ralph Fiennes.

 

Fiennes kennt u.a. man als unbarmherzigen Amon Goeth in Schindlers Liste und auch durch Der englische Patient. Die Seite, die er bei Anderson zeigt, ist sehr ungewöhnlich. Wie Gene Hackman in (meinem absoluten Anderson Lieblingsfilm) The Royal Tenenbaums beweist er überraschend echt komisches Talent, nicht offensiv komisch, sondern sehr auf Unterstatement bedacht. Weil er so überzeugend ist, funktioniert The Grand Budapest Hotel – der Film ist nämlich völlig auf seine Hauptperson und die Beziehung zu seinem Schützling, dem Lobbyboy Zero, zugeschnitten.

Pluspunkte des Films sind weiters die visuelle Komposition, das Setting und natürlich die allgemeine Schrägheit, die Andersons Werk immer auszeichnet (die man aber mögen muss). Schwachpunkte sind die zuvielen Darsteller in Kleinstrollen. Und es fehlt mir persönlich auch etwas der prägnante Einsatz von Musik, wie das beispielsweise bei den Tenenbaums hervorragend funktioniert hat, wo die Familie mit einer stimmungsvollen Hey Jude Interpretation vorgestellt wird oder bei Life Aquatic die Life on Mars Version von Seu Jorge.

Alles in allem ist The Grand Budapest Hotel aber ein sehr sehenswerter Film, zumindest für Fans oder aufgeschlossene für “tierische” Filme, wie meine Mutter sie bezeichnet.

Oscars 2014

Es wird wirklich bedenklich, vor lauter Müdigkeit habe ich am Sonntag Abend vergessen, die Oscars aufzunehmen. Ich! Das ist der größte Fauxpas seit 2003, als ich Adrien Brodys Sieg verpennt habe, wo ich doch so stark – against all odds – auf ihn gesetzt hatte.

Das Doofe am aktuellen Lapsus ist, dass ich damit vor allem Alexander Horwaths Ausführungen auf ORF verpasst habe, die restliche Verleihung kann man sich eh auf youtube nachträglich ansehen. Aber Alexander Horwath! Im FM4 Protokoll der Oscarnacht, das wie jedes Jahr sehr amüsant ist, habe ich gelesen, dass er gegen 2 Uhr Früh über “Auguren” gesprochen hat und das angeblich sehr lässig. Also ja, ich bereue das sehr. Jetzt kann ich ihm nicht mal meine alljährliche Stalking-Mail zu seiner Performance schreiben.

Na gut, was war sonst los? Lupita hat tatsächlich gewonnen (und die wahrscheinlich emotionalste Rede gehalten), das hat mich sehr gefreut.

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Und Ellen war ganz gut drauf, was ich so mitgekriegt habe, begann ihren Monolog damit, festzustellen, dass das “a couple of though days in L.A” waren, denn “it’s been raining”. Wir haben den berühmten Selfie mit Bradley Cooper gesehen und die Pizzabestellung und John Travolta bekam sein Fett ab, weil er die Sängerin Indina Menzel als Adele Dezeem ankündigte. Ein Shitstorm auf Twitter war die Folge.

Die “In Memoriam” Sektion begann mit James Gandolfini und endete mit Philipp Seymour Hoffman …dazwischen Maximillian Schell, Peter O ‘Toole, Harold Ramis, Paul Walker und Roger Ebert –  ein verlustreiches Jahr für Hollywood.

Ach ja und später werde ich meinem Sohn erzählen können, dass sein Lieblingssänger mit 5, 6 Jahren, Jared Leto, damals auch einen Nebenrollenoscar bekommen hat.

Und nächstes Jahr werde ich fit und ausgeschlafen sein. Ehrlich. Gibts ja nicht…

Oscars 2014

Tja die Oscars.

Nein, ich werde heuer nicht durchmachen, ich schaffe es einfach nicht. Obwohl sich die heurige Verleihung sehr spannend gestalten wird, da es bis zuletzt keinen klaren Favoriten für die Kategorien Film, Regie, beste Nebendarstellerin, Drehbuch und einige mehr gab.

Ich persönlich glaube an einen Film/Regie Split, wie das auch vergangenes Jahr der Fall war – damals wurde Argo als bester Film ausgezeichnet, den Regieoscar bekam allerdings Ang Lee (für Life of Pi). Das passiert eher selten, dass Regie und Film nicht einheitlich sind, aber lustigerweise hat es Ang Lee schon einmal betroffen, nämlich 2005, als Lee den Regieoscar für Brokeback Mountain bekam, der Filmoscar aber an Crash ging (einer der größten Oscar-Schocker und Skandale, wobei ich persönlich Brokeback Mountain nichts abgewinnen konnte; mag sein, dass die Entscheidung politisch motiviert war und die Liebesgeschichte zweier Homosexueller der Jury zu gewagt war, aber für mich spielte das überhaupt keine Rolle und ich konnte mit dem Film trotzdem nichts anfangen).

Anyway: heuer denke ich, dass Alfons Cuaron (Gravity) für die beste Regie ausgezeichnet werden könnte, 12 Years a slave den Filmoscar einheimsen könnte. Eine Wackelkandidatin ist Lupita Nyong’o, die ich absolut großartig in 12 Years a slave fand, die sich aber im Vorfeld öfters Jennifer Lawrence (American Hustle) geschlagen geben musste. American Hustle ist in allen 4 Schauspielerkategorien (zurecht) nominiert, IMO  ist AH als Film etwas enttäuschend, aber hat sehr starke Schauspielerleistungen; die anderen drei Slots scheinen aber fix an Blanchett, McConaughey und Leto vergeben.

Man darf gespannt sein. Meine detaillierte Oscarprognose durfte ich jedenfalls für Kinovorschau.com abgeben. Hoffe, ich blamiere mich nicht allzusehr.

Philomena

Für die Academy habe ich mir kürzlich Philomena angesehen. Oscar Contender übrigens (Film, Hauptdarstellerin, Score und Writing).

Und ich bin hin und weg von diesem Film. Er hat mich sehr erwischt. Ok, eine Teenagermutter muss ihren Sohn zur Adoption freigeben und erfährt bis zu seinem 50. Geburtstag weiter nichts von ihm. Es ist unfassbar, unvorstellbar.

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Lest Euch zum Orginalfall möglichst wenig ein, am besten gar nicht (wie ich). Und seht diesen Film!

Mein Review. Ohne Spoiler.

Win Win

Voriges Jahr (mittlerweile schon) gabs bei der Uncut-Weihnachtsfeier ein echt nettes Weihnachtsgeschenk für die Mitarbeiter – eine Blu-ray. Wobei ich glaube, dass jeder eine andere bekommen hat. Jedenfalls sollten wir uns bis zum 24.12 mit dem Auspacken gedulden, weshalb ich auch nicht weiß, was die anderen tatsächlich gekriegt haben. Bei mir wars jedenfalls Win Win und das war ein Treffer ins Schwarze.

Und zwar ist das sowas wie The Blind Side für Arthouse-Fans. Ein gestresster Familienvater, Anwalt und Trainer einer Schüler-Ringermanschaft (Paul Giamatti und nein, das Script stammt nicht von John Irving) übernimmt die Vormundschaft für einen Klienten und lernt dabei dessen Enkel kennen. Der sich als begnadeter Ringer erweist. Was folgt, ist ein wirklich warmherziger und witziger Film über Familienbeziehungen, Außenseitertum, Empathie, Alltagsprobleme… einfach das stinknormale Leben.

Das Schöne bei diesem Film ist, er ist ein bisschen schräg, ohne damit zu kokettieren, er möchte nicht klüger erscheinen, als er ist und die Schauspieler sind wirklich großartig. Natürlich Giamatti, der einzige Star des Films, wenn man so will, aber auch seine Ehefrau, dargestellt von Amy Ryan und Mr. Almi hat mich ein paarmals so angesehen als würde sie ihn an mich erinnern. Also eine entzückende Person, harhar… na ja, zuerst ist sie immer skeptisch und etwas schroff-ablehnend, wenn es um neues geht, aber wenn sie von etwas überzeugt ist, kann sie sehr couragiert und geradeheraus sein.

Der junge Mann (Alex Shaffer) ist toll und Giamatti und Ryans Filmkinder und vor allem Bobby Cannavale, den ich kürzlich in Blue Jasmine gesehen habe. Er hat die größten Lacher auf seiner Seite, weil er seine Szenen mit einer großen Leichtigkeit zu etwas besonders orginellem macht.

Win Win ist etwas für den entspannten, lockeren Samstagabend, ein schöner Film, der trotzdem um einiges tiefer geht als eine “herkömmliche” Komödie.

Oscar Countdown

Diese Woche habe ich zwei Filme in Presseaufführungen gesehen, die beide wahrscheinlich mehrere Oscar-Nominierungen abräumen werden. American Hustle ist 7x Globe nominiert, The Wolf of Wall Street 2x.

Nr. 1 American Hustle, den ich mir für die Academy angesehen haben:

Nr. 2 The Wolf of Wall Street – für Uncut

Die Reviews werden in Kürze folgen, vorneweg weisen die Filme für mich Parallelen auf: das ist Schauspielerkino mit wirklich großartigen Leistungen; ich meine Christian Bale! Jennifer Lawrence! Bradley Cooper! To name a few. Auf der anderen Seite. Leo! Jonah Hill! Matthew Mc Conaughey in einer Rolle, die er genial verkörpert und die leider viel zu klein ist.

Beide schwächeln am Ende. Beide sind mehr Chronik als Vision oder Interpretation. Bei beiden sind die Dialoge besser als die Story, die dahinterliegt.

American Hustle hat bei mir dennoch die Nase vorn. The Wolf of Wall Street enttäuschte (mich) etwas auf hohem Niveau. Ich glaube aber, dass es für beide Filme schwer wird, den Oscar für den besten Film zu holen.