almis personal blog

ein lied für helsinki

in genau drei wochen findet wieder einmal der songcontest statt, diesmal in helsinki. jedes jahr am ende dieses tv events – es ist ein meist frühsommerlich-milder samstag im mai – fühlt sich der gemeine österreichische zuschauer wie an einem morgen nach einer durchzechten nacht voller alkoholmissbrauch. enorm verkatert.

"wir" haben den songcontest einmal gewonnen. das ist jetzt gar nicht mal so lange her. es war 1966 um genau zu sein. udo jürgens sang damals merci cherie. seitdem herrscht…ok, beinahe vollkommene ebbe. das ist auch irgendwie nachvollziehbar. zum einen entsenden wir in der regel weder besonders einzigartiges und unverwechselbares liedgut zum grand prix de la eurovision, zum anderen haben wir keine lobby. griechenland ist mit der punktevergabe an zypern vollauf ausgelastet und vice versa. die skandinavier bleiben lieber unter sich. ebenso die balkan – und die baltischen staaten. was ist mit unseren homies? das verhältnis zu deutschland ist traditionell etwas gespannt. der schweiz sind wir auch eher wurscht. wieso lassen wir es also nicht einfach sein? wahrscheinlich, weil wir als musikland gelten und da drückt man sich wohl nicht. da geht man lieber erhobenen hauptes unter. jahr für jahr. na ja, von mir aus.

diesmal hat uns der orf wenigstens eine hochnotpeinliche voting show erspart und selbst einen teilnehmer bestimmt. und damit keinen schlechten griff getan. eric papilaya wurde bei der castingshow starmania zu unrecht nur fünfter. er kann nämlich nicht nur singen, er ist auch ein guter performer. er hat etwa lordis hard rock halleluja, immerhin das letztjährige sc siegerlied, gekonnt interpretiert und mit einer sehr speziellen coverversion von karel gotts biene maja überrascht.

nun wird er uns also mit dem diesjährigen lifeball-song get a life – get alive am 10. mai im halbfinale des sc in helsinki vertreten. ich wage keine prognose darüber abzugeben, ob er es damit ins finale schafft. aber es ist keineswegs ein song, für den man sich genieren muss oder der einen stempel mit der aufschrift "urig österreichisch" trägt. also ist erstmal kollektives aufatmen angesagt.

analyse this!

aus der rubrik wunderschöne, wenn auch irritierend-unverständliche songtexte:

see my love is asleep on the floor
in a pose that’s familiar
see my sun will send you to war
if the battle don’t kill you

but i’ve a change in mind
she’s calling all the time
that i don’t want to live in your side

though the rose is vermillion
and i find it so hard to survive
without when within you

(the veils, lavinia)

fragile

gestern in boston legal: alan shore (james spader) fragt eine arbeitskollegin wie es ihr geht. sie meint daraufhin "gut". und sowohl alan shore als auch alle zuschauer merken, dass diese antwort nicht den tatsachen entspricht. daraufhin erzählt shore die geschichte eines rabbis, der seine gesprächspartner immer solange weiterfragt, bis er eine andere antwort als "gut" bekommt.

fallweise entgegnet man einfach reflexartig gut, wenn es auch nicht stimmen mag, und das aus verschiedenen gründen. eventuell ist die eigene befindlichkeit gerade total verschüttet, unter lastminute supermarkt-einkauf und der drohenden job-abgabe-deadline. oder man sieht sich nicht imstande, seine gefühlswelt in einem vollbesetzten straßenbahnwagon darzulegen, wenn zu viele fremde ohren anwesend sind. manchmal wäre die antwort auch nicht kurz. man müsste weit ausholen, sehr ausführlich und differenziert werden, um zu schildern wie es in einem aussieht. dazu ist nicht immer zeit und ruhe vorhanden.

außerdem gibt es noch einen anderen, vielleicht den wichtigsten grund, vielfach auf ein simples gut auszuweichen, auch wenn das nur die halbe wahrheit ist. es klingt eventuell platt, aber wenn man dinge von sich preisgibt, die über ein gut oder auch schlecht sehr weit hinausgehen, dann ist es so, als würde man seinem gegenüber eine wertvolle und höchst zerbrechliche vase übergeben. man muss sich sicher sein können, dass das gegenüber damit nicht leichtfertig herumzuspielen beginnt. mit der vase etwa auf abschüssigem gelände balanciert. oder sie vielleicht gar jemand anderem in die hand drückt. es ist allerdings ein unheimlich gutes gefühl, wenn man menschen kennt, die genau wissen, wie man mit einer zerbrechlichen vase umzugehen hat.

alan shore selbst hat seine gesichtszüge immer unter kontrolle. er zeigt fast keine mimik. aber james spader schafft es trotzdem, dass man es merkt, wenn in seiner figur innere stürme toben. auch wenn man es nicht auf den ersten blick sieht.

die kate winslet bluse

ich habe mir gestern eine kate winslet bluse gekauft. so eine wie winslet sie am lido von venedig trug, im september 2004, bei den filmfestspielen. ok, meine ist braun mit weißen tupfen, aber der stil ist derselbe.

ich dachte mir schon damals: so eine bluse muss ich haben. mit einer beiläufigen schleife vorne dran und ganz kurzen ärmeln. was ich mir noch gedacht habe: kann man noch cooler in venedig erscheinen, um seinen neuen film – in dem fall finding neverland – zu promoten? ok, abends trägt man ein tolles kleid und macht richtig wind, aber untertags in der sommerlich-stickigen stadt am meer? da kann man kaum besser angezogen sein. perfektes understatement. als accessoire hat man johnny depp in seiner post-piraten-saga/teil eins-phase dabei. und nebenbei bricht man völlig mit dem kleidungsstil seiner filmfigur, so sehr, dass es sich wiederum genau richtig anfühlt.

kate winslet ist überhaupt mein fall. fünfmal für den oscar nominiert, leider noch nicht gewonnen. aber das ist nur eine frage der zeit. sie ist nicht auf einen typ oder eine epoche festgelegt, sondern sehr wandlungsfähig. außerdem ist sie einfach sympathisch, weil sie sätze sagt wie: "loving someone is setting them free, letting them go". weil sie vor rührung schluchzt, wenn das vielleicht schrägste hirn von hollywood, charlie kaufman, seinen wohlverdienten academy award für eternal sunshine of the spotless mind bekommt, in dem sie die hauptrolle spielt. weil ihr ehemann ein hochbegabter regisseur ist. weil sie nicht die typische hollywood traumfigur per se hat (identifikationspotential) und dazu steht. weil man das gefühl kriegt, sie ist down to earth. man könnte mit ihr einen kaffee trinken gehen.

also kate, wenn du das liest: ruf mich an. ich trage auch bestimmt meine neue bluse, wenn wir uns sehen.

im zentrum

der reformierte orf beglückt uns nun jeden sonntag mit einem runderneuerten (?) polit-talk. vor jahren hieß das format zur sache, dann offen gesagt und nun im zentrum. die zutaten sind praktisch immer diesselben: ein moderator, fünf oder sechs gäste. was kann man da schon groß verändern oder variieren? stimmt, außer dem namen praktisch nichts.

oder doch: die art der moderation. endlich hat elmar oberhauser auch mal wieder vor der kamera etwas zu tun bekommen. er ist wie üblich grantig, ungeduldig und schnell genervt. das ist quasi sein trademark. auch die fünf parteichefs des landes schafften es nicht besonders lange, ihn bei laune zu halten. thema war diesmal übrigens 100 tage neue regierung. peter westenthaler lieferte aussagen wie "herr bundeskanzler, nur etwas an ihrer politik ist griffig – der griff in die taschen der österreicher" (aua, kalaueralarm) oder "sie können nicht mehr als barolo mit barroso trinken" (hui, eine alliteration). wortspenden von den anderen: "die, die nichts haben, können nicht noch weniger bekommen" (gusenbauer, logisch) und "herr gusenbauer, sie sind seit 100 tagen unglücklich im amt befindlich" (strache, prätentiös).

am ende stellte oberhauser, offensichtlich nicht wirklich mit dem verlauf der diskussion zufrieden, jedem die frage, ob er glaube, dass die neue regierung die vorgesehene zeit halten werde. westenthaler setzte daraufhin zu einer uferlosen und wohl gleichzeitig auch unkonkreten rede an, worauf oberhauser ihn anschnautzte: "jo oder na?" westenthaler parierte und entschied sich für ein schnelles "nein". aus diesen und ähnlichen gründen ist man froh, dass oberhauser back ist. auch wenn es durchaus room for improvement gibt.

versuch und irrtum

manche dinge mache ich nach dem trial and error prinzip.

beispielsweise den wecker stellen. da ich nicht jeden tag zur gleichen zeit aufstehe, muss ich ihn drei- bis viermal in der woche neu programmieren. der wecker hat vier tasten: mode/alarm/minus/plus. ich habe wirklich keinen schimmer, wie man die alarmzeit richtig einstellt. es geht eher so vor sich, dass ich abwechselnd und völlig planlos die tasten solange in verschiedenen kombinationen drücke, bis irgendwann mal die ziffern zu blinken anfangen. was ein zeichen dafür ist, dass der wecker nun grundsätzlich bereit für anweisungen von mir wäre. anschließend konzentriert sich das hektisch-ahnungslose herumdrücken nur noch auf die plus und minus tasten. solange bis die gewünschte zeit – wie von zauberhand, denn ich habe damit garantiert nichts zu tun – programmiert ist.

ähnlich bei englischer grammatik. nie könnte ich irgendjemand irgendwelche grammatikregeln erklären. wenn ich etwas schreibe, dann "erfühle" ich nachher, ob das stimmen kann oder nicht. und ich spüre, wenn etwas falsch ist, aber ich kann nicht beschreiben wieso oder weshalb. im gegensatz zu mathematischen oder naturwissenschaftlichen disziplinen, wo ich erschreckend gefühllos bin. in der volksschule habe ich mal gerechnet: 1 maroni kostet 3 schilling, also kosten 5 maroni 60 groschen. vollkommene mathematische frigidität.

beim kochen verlasse ich mich wieder ganz auf meine intuition. nicht, dass ich sehr viel kochen könnte. lasagne, fleischlaberl, schinkenfleckerl im großen und ganzen. aber dabei würze ich nach gutdünken und schätze so um den daumen herum die menge der notwendigen zutaten ab. ich koste auch selten zwischendurch, weil ich finde, das verdirbt den appetit. funktioniert aber trotzdem ganz gut.

mind the gap

nein, heute nichts über freitag den 13., dafür etwas über die ubahn in london, da ich gestern beim aufräumen über einen tube plan gestolpert bin.

wahrscheinlich weil es meine erste reise "richtig weg von daheim" war, wird london für mich immer eine besonders aufregende stadt bleiben. vermutlich aber auch deshalb, weil sie das einfach ist.

die ubahnlinien in london werden nicht einfach durchnummeriert, sondern heißen beispielweise circle, victoria oder jubilee line. die stationen selbst tragen so klingende namen wie angel, elephant and castle, blackfrias oder all saints. als wäre london eine stadt aus einem märchen. oder ein gigantischer vergnügungspark. ja, das trifft es besser, sieht doch die tower bridge im grunde genommen wie ein riesiger verkaufsstand für zuckerwatte und luftballons aus.

ich musste unbedingt zum sloane square, um das haus am eaton place zu finden. was ich auch tat. in ungefähr dreißigfacher ausführung. an der liverpool street, wo wir wohnten – eine stattliche zugstation mitten im bankenviertel – überquert tom cruise in mission impossible die straße. sicher die beste szene des films. am mornington crescent, auf dem weg nach camden town, saßen wir regelmäßig eine viertelstunde im tunnel fest, aufgrund der ständigen bauarbeiten dort. in einem der adrian mole bücher von sue townsend ist der mornington crescent passenderweise eine gern benützte ausrede fürs zu-spät kommen.

ich habe einmal von gerüchten gehört, dass die bakerloo line nur deshalb gebaut worden ist, um die angestellten in der city nach feierabend schneller zu den cricketgründen zu bringen. der gedanke gefällt mir gut. ich sage ja: vergnügungspark.

in the mood for love

diese woche gesehen: in the mood for love, film nr. 99 aus der filmcollection der süddeutschen zeitung.

der englische titel wirkt vielleicht missverständlich, denn in ihm schwingt etwas leichtes, heiteres mit, zumindest für mich. leicht und heiter ist aber nichts in der geschichte, die wong kar-wai über zwei menschen im hongkong der sechziger jahre erzählt. ein mann und eine frau, herr chow und frau chan, nachbarn, deren jeweilige ehepartner eine affäre miteinander beginnen. zwischen ihnen wiederum entsteht daraufhin eine vornehme, leise, äußerst respektvolle freundschaft. und dann noch soviel mehr. sie beginnen, tiefe gefühle füreinander zu entwickeln, schrecken aber davor zurück, ihre liebe auch körperlich zu vollziehen. das erschiene ihnen zu billig in anbetracht der umstände unter denen sie sich kennen gelernt haben, und unter denen sie auch immer noch leiden.

was folgt, ist so etwas wie ein permanentes vorspiel. bestehend aus scheuen blicken, vorsichtigen berührungen, gesprächen voller subtiler hinweise auf das, was in anderen lebenszusammenhängen längst passiert wäre. aus interessanten kameraperspektiven gefilmt, als wollte auch der regisseur seinen protagonisten nicht zu nahe treten. der zuschauer beobachtet ein sehr ästhetisches leiden an der situation, das für außenstehende oft gar nicht nachvollziehbar ist. so sagt der arbeitskollege von herrn chow als sich dieser ihm eines tages mitzuteilen versucht: "what a pain. i’d just go to get laid." und hat damit natürlich rein gar nichts verstanden.

2046 gilt als loses sequel zum im jahr 2000 für die goldene palme nominierten werk von wong kar-wai. und wurde seinerseits ebenfalls für die goldene palme nominiert.