Unlängst habe ich gehört, wie sich jemand selbst als “Studierender” gegendert hat.
Ich stehe dem Gendern in seinen immer extremeren Auswüchsen kritisch gegenüber, weil ich wirklich finde, dass es vor allem literarische Texte fast unlesbar macht und ihrer Schönheit beraubt. Gendert von mir aus alle amtlichen Gebrauchstexte und ähnliches im Zuge der Gleichberechtigung, die liest eh keiner aus Freude. Jedenfalls verstehe ich gar nicht, wenn sich jemand selbst gendert, denn er oder sie hat ja eindeutig ein Geschlecht (naja ok, anderes Thema)
Und gestern finde ich zufällig beim Bücher schlichten meinen ersten Kurzroman aus dem Jahr 1989 (sic!) wieder. Nicht nur, dass ich im Vorwort den Inhalt spoilere, stoße ich tatsächlich dort auch auf folgenden Satz: “Bis sie eines Tages einen intellektuellen Germanistikstudierenden (…) kennenlernt.”
Oh mein Gott, sagt mir nicht, ich habe damit angefangen.
Beweisstück circa 1273 dafür, warum Menschen den klassischen Medien immer weniger vertrauen.
Gestern Vormittag konnte man auf X lesen, dass die RKI Files zu Corona vollständig geleakt wurden. Also die Sitzungsprotokolle des deutschen Robert Koch Institutes während der Pandemie. Der Inhalt ist brisant, wird doch deutlich, dass viele Maßnahmen der deutschen Regierung einfach politische Entscheidungen waren und nicht wissenschaftlich begründet, im Gegenteil: die vielzitierte Wissenschaft hatte ganz andere Schlüsse gezogen. So stellte das RKI beispielsweise fest, dass das Narrativ “Pandemie der Ungeimpften” nicht zutreffend war, ebenso dass Maßnahmen wie 2G nicht gerechtfertig seien etc. Eine echte Bombe, sollte man meinen und wichtig für die Aufarbeitung der Corona-Zeit, zumal die Vorgehensweise bei uns ja ähnlich war.
Auf ORF las man dazu: Nichts. Stundenlang. Am Abend gab es dann die erste Meldung, mit dem Titel “RKI kritisiert die Veröffentlichung ungeschwärzter Protokolle.” Das ist so wie wenn man nach einem Überfall schreibt: “Bankräuber kritisiert seine Festnahme.” Kann man machen, ist nicht falsch, dann vertritt man aber nicht die Interessen der Bevölkerung nach Aufklärung. Warum soll ich öffentlich rechtliche Medien konsumieren, wenn es hier offensichtlich an kritischer Reflexion fehlt? Wenn ich auf X und anderen Plattformen selbst alles recherchieren kann bzw. auch muss, wenn ich informiert sein möchte? Oder kommt da noch mehr, lieber ORF und Konsorten, als ein Interview mit Rudi Anschober? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Bei solchen Gelegenheiten muss ich aber auch immer daran denken, wie ich mit jemand stundenlang über aktuelle Ereignisse gesprochen habe, seine Sichtweise gehört habe und wie bereichernd und horizonterweiternd das für mich war. Bis heute schicken wir uns relevante Links und das finde ich so schön und auch beruhigend, wenn man Gedanken austauschen kann.
Gestern bin ich in meiner X Timeline zufällig über den Auftritt von Fran Lebowitz bei Jimmy Fallon gestolpert.
Wer Lebowitz nicht kennt, kann zum Beispiel meine Kolumne über die Doku-Serie, die Martin Scorsese über sie gedreht hat, lesen oder die Serie selbst auf Netflix ansehen, sie ist genial und heißt Pretend it’s a city. Sieben Episoden in denen Lebowitz einfach nur ihre Ansichten zu allen möglichen Themen zum besten gibt . Es ist so klug und witzig und – was ich sehr an ihr schätze – sie hat zwar starke Meinungen, aber ist dabei nie dogmatisch und belehrend.
Nun war sie also bei Jimmy Fallon und hat darüber geklagt, dass sie die heißen Temperaturen schwer aushält und deshalb eine Klimaanlage hat.
“I know, it’s bad for the environment. I don’t care. Because I feel I am good for the environment. I have no children. (…) I don’t own an oil company. I don’t have a plane – like some very big environmentalists that we all know.”
Dann erzählt sie, dass sie Kochen hasst. Am schlimmsten während der Pandemie wäre für sie gewesen, dass die Restaurants geschlossen waren.
“During the lockdown, when all restaurants were closed which was – ok I know, that was not the worst thing about Covid; people died, horrible, okay. But the next worst thing was no restaurants.”
Am Ende erwähnt Fallon, dass er vor kurzem den Papst getroffen hätte und Lebowitz hätte darauf gesagt, sie hätte gerne seinen Job und Fallon dachte, sie meinte seinen, Fallons Job. Lebowitz darauf:
“Why would I enjoy your job? Let me put it this way: I couldhave your job. But even though I wanted to be the pope, I don’t expect to be. I am well aware a jewish woman is not going to be the pope.”
Lebowitz kann man im November live im Gartenbaukino in Wien sehen (unbezahlte Werbung). Ich weiß ja, wieso sie derzeit so oft auftritt, sie hat es Scorsese erzählt. Sie hat eine sehr große Wohnung in New York gekauft, die sie sich eigentlich nicht leisten kann, um alle ihre Bücher unterzubringen und nun muss sie arbeiten. Harhar.
Froh kann ich vermelden, dass mein Text nun die magische 70.000 Wörter Schwelle überschritten hat.
Aufmerksame Leser werden sich denken: Moment mal, hatte sie nicht schon vor zwei Jahren 50.000 Wörter?!?? Ja, das ist richtig, aber die ersten 50.000 sind ja bekanntlich die einfachsten, harhar.
Naja, ich weiß es auch nicht genau, es kam halt immer etwas dazwischen. Größere Jobprojekte, ein Bandscheibenvorfall, Zeiten, in denen man nicht weiterweiß (im doppelten Sinn), Zeiten der generellen Unfokussiertheit, Gewichtszunahme, Gewichtsabnahme, you name it. Generell ist es einfacher, Fragmente in Notizbücher zu kritzeln, als dann wirklich eine durchgängige und schlüssige Handlung zu erarbeiten. Und natürlich auch, das sagte mein Englischprofessor (RIP) immer: Writing is rewriting. Manches fällt daher auch wieder raus.
Heuer läuft es aber besser, ich versuche regelmäßig zu schreiben, auch hier im Blog, und das funktioniert gut.
Ich muss leider zugeben, dass ich bisher weder mit den Werken von Jane Austen vertraut bin (schwere Bildungslücke), noch irgendwelche Verfilmungen ihrer Romane gesehen habe. Ok, ich korrigiere, ich habe Clueless gesehen, wobei ich nicht draufgekommen wäre, dass das einem Austen Roman nachempfunden ist.
Dennoch eher sehr late to the party, aber gestern hab ich zumindest mal Sinn und Sinnlichkeit nachgeholt, ein Film, der in Kürze auch schon 30 Jahre alt wird und sehr prominent besetzt ist.
Nach dem Tod des Vaters müssen die Schwestern Elinor (Emma Thompson) und Marianne (Kate Winslet), sowie die Jüngste Margret, die noch ein Kind ist, und die Mutter ihr vornehmes Leben in einem südenglischen Herrenhaus hinter sich lassen, da die Erbschaftsgesetze vorsehen, dass alles ihr Bruder aus der ersten Ehe das Vaters und dessen missgünstige Ehefrau erben. Der gutmütige Cousin der Mutter überlässt ihnen ein Haus in einer anderen Grafschaft; dennoch sind sie gezwungen ein, im Vergleich zu vorher, sehr bescheidenes Leben führen, und wie das so ums Jahr 1800 ist – die Frage nach Heirat und Versorgung der Frauen steht plötzlich sehr dringend im Raum. Elinor gilt sowieso schon als “Spinster”, zurückhaltend und (oberflächlich betrachtet) wenig emotional, während Marianne ganz klare Vorstellungen von der romantischen Liebe hat…
Diese Verfilmung von Ang Lee hat von der ersten Minute an eine für mich zutiefst humoristischen Note. Obwohl die Handlung nicht lustig ist. Es beginnt ja mit einem Todesfall, es geht weiter mit schwieriger Liebe und schließlich mit der Bedrohung von Krankheit – denn zu dieser Zeit wird aus einem banalen grippalen Infekt schnell einmal eine lebensbedrohliche Situation. Dennoch ist die Tonalität immer heiter-ironisch und die einer Komödie. Darsteller wie Hugh Grant, der hier wieder in seiner Kernkompetenz verwirrt-dreinschauen brilliert (und es dabei auch ein wenig übertreibt), und Hugh Laurie (später als Dr. House bekannt), der den abgeklärten Zyniker gibt, unterstreichen dies.
Sehr witzig finde ich auch, dass als die kleinste Schwester, die immer etwas vorlaut alles mögliche weitererzählt was sie nicht soll, von der Mutter belehrt wird, dass das nicht angemessen ist. Wenn man nicht wisse, was man sagen soll, so doziert die Mutter, dann wäre es angebracht, über das Wetter zu sprechen, das sei unverfänglich. Daran sieht man, dass der Film ein period piece ist, denn heutzutage ist es nicht mehr möglich, einfach nur über das Wetter zu sprechen, ohne gleich eine Kontroverse zum Thema Klimawandel auszulösen. Jedenfalls ist es lustig zu beobachten, zu welchen Gelegenheiten im Film dann offensiv über die Wetterlage gesprochen wird.
Sense and Sensibility ist der erste Roman von Jane Austen und sucht eine gewisse Balance zwischen den Strömungen Rationalismus und Empfindsamkeit – Bauchgefühl versus Verstand, wenn man so will. Die englische Gesellschaft und ihre Regeln, die Spleens und Bosheiten der Mitmenschen werden von Austen mit Genuss seziert. Mit der Moral von der Geschichte bin ich persönlich nicht ganz einverstanden oder sehe sie vielmehr ambivalent.
Ang Lee hat einen unterhaltsam-niveauvollen Film mit der Creme de la Creme des englischen Schauspielerpersonals dieser Zeit gemacht; auch wenn ich den Hype um Alan Rickman nicht wirklich nachvollziehen kann.
Es gab Prosciutto, Käsewurst und Gouda, weiche Eier, Tomaten, Ananas und Erdbeeren, Marmelade und Croissants, Kornspitz und Semmeln. Und Kaffee und Orangensaft. Das habe ich früher mit dem besonderen Menschen gemacht, denke so gern daran.
Der Brunch begann um 11 Uhr und zog sich dann bis 18 Uhr hin. Harhar. Na ja, dazwischen waren wir auch im Wasser. Es gab viel zu besprechen.
Unter anderem, dass M. mit ihrem Sohn Zeugen von “Speeds” Dönerausflug in Favoriten würden (Almisblog hat berichtet), weil sie dort zufällig auch gerade essen wollten – natürlich dann ein Ding der Unmöglichkeit. Aber ich konnte dem Kind angebermäßig ein paar Videos davon schicken.
Gestern beim Lesen eines Artikels auf orf.on musste ich mich wieder einmal sehr wundern.
Vorab gesagt, ich bin wirklich keine Statistikerin und sicher nicht die Person, die man unbedingt zu Rate ziehen sollte, wenn es speziell um Fragen der Logik geht, aber was orf.on gestern zum Thema Österreichs Hitze-Landkarte veröffentlicht hat, ließ mich misstrauisch werden.
Anscheinend haben “Forschende” eine Karte erstellt, in der angegeben soll, wie belastend Hitze an bestimmten Orten in Österreich ist. Dabei wurden die Parameter vergangene Hitzetage und Anzahl der Menschen über 65 Jahre zusammengeworfen und demzufolge besonders gefährliche und weniger gefährliche Orte definiert. Echt? Die Hitzebelastung an sich wird größer, wenn viele ältere Menschen in der Umgebung wohnen und vice versa? Oder was will mir diese Karte sagen?
Nachdem ich mir bei solchen Themen nicht ganz vertraue, habe ich einen tatächlich mit diesen Dingen kundigen Menschen gefragt, der mir recht gab. Zitat: Das ist so wie wenn ich sage, die Gefahr eines Schwimmbeckens steigt mit der Anzahl der Nichtschwimmer im Bad. Harhar.
Ich weiß schon, dass der orf diese Karte nicht gemacht hat, aber ist es zuviel verlangt, dass Wissenschaftsredakteure sich damit kritisch auseinandersetzen, was hier überhaupt ausgesagt wird bzw. ausgesagt werden soll? Oder fällt das schon unter Wissenschaftsskepsis?
Die “Forschenden” haben übrigens auch festgestellt, dass Grünflächen in Städten die Hitzeauswirkungen verringern. No shit, Sherlock!
Gestern war dann also die U6 teilweise gesperrt, weil in der Nacht ein Kran auf die Gleise gefallen ist.
Ok, also die S-Bahn ist den ganzen Sommer teilweise gesperrt, ebenso die U4 und jetzt auch noch die U6, man bekommt das Gefühl, dass das ein perfider Versuch ist, Transdanubien vom Rest Wiens abzuschneiden. Es hieß, man solle “großräumig” ausweichen, also bin ich 20 Minuten bei praller Sonne nach Kagran gegangen, um dann die völlig überfüllte U1 zu betreten, später in die U4 umzusteigen und dann noch mit dem Bus nach Atzgersdorf zu fahren. Jetzt bleib ich erstmal hier.
Gleichzeitig zu diesem Verkehrschaos, erzeugte der Stramer “IShowSpeed” ein weiteres, unter anderem auf dem Ring. Nachdem er im Prater war, wurde er von Fanmassen erst durch die Innenstadt gejagt, später ist er nach Favoriten geflüchtet und hat Döner gegessen. Das Kind schreibt mir aus der Firma, ich solle den Livestream dazu schauen, wie 150.000 andere auch. Dem Kind ist es immer wichtig, dass ich auf dem laufendem bleibe bei Dingen, die ihn interessieren. Auf meine naive Nachfrage, warum der so viele Fans hätte, antwortete er, das sei eben eine Celebrity. Celebrity weswegen? Na er streamt halt. Und die Jugend liebt ihn offenbar. Ich freu mich, dass das Kind sich freut.
Der zweiten Film aus der Was wir lieben Reihe das Votivkinos, den ich mir angesehen habe, ist Shiva Baby. Eine ziemlich schwarze Komödie von Emma Seligman aus dem Jahr 2020
Shiva Baby ist im Grunde genommen ein Kammerspiel, das – abgesehen von der Eröffnungsszene – ausschließlich auf einer Trauerfeier in Echtzeit stattfindet. Shiva wird im Judentum die siebentägige Trauer nach dem Tod eines Menschen genannt. Im Film geht es um die junge Danielle (Rachel Senott), die mit ihren Eltern die Feier einer (ihr) nur flüchtig bekannten Verstorbenen besucht, und dort mit allen möglichen Menschen aus ihrer Vergangenheit und Gegenwart konfrontiert wird.
Shiva Baby ist eine Studie über Familienstrukturen allgemein und über die Strukturen von jüdischen Familien im speziellen. Wir haben die genervte Mutter Debbie (Polly Draper), die ständig an ihrer Tochter herumnörgelt, aber auch ihren Mann Joel (Fred Melamed) permanent hektisch massregelt. Wahrscheinlich will sie das Beste für beide, verbirgt es aber geschickt. Wir haben den jovialen, gutmütigen, aber auch grundsätzlich verwirrten Joel. Und wir haben eben Danielle, die nicht genau weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, die Gender Studies studiert und von ihrem “Sugar Daddy” Max (Danny Deferarri) für sexuelle Gefällgigkeiten bezahlt wird. Und die mit Maya (Molly Gordon) ihre ehemalige Partnerin wiedersieht.
Die Feier ist ungeheuer anstrengend, auch für den Zuschauer. Danielle wird von praktisch allen Anwesenden durchgängig betatscht, befragt und bewertet. Was studierst du? Was willst du einmal beruflich machen? Hast du einen Freund? Wieso bist du so dünn? Isst du nicht? Die Kamera ist genauso hektisch wie das Gewurl der Trauergäste, die sich gegenseitig schöntun, sofort aber zu lästern beginnen, wenn ihnen die betreffende Person den Rücken zukehrt. Also alles wie im richtigen Leben, harhar.
Danielle erinnert an Peter Sellers in The Party, weil ihr ein Missgeschick nach dem anderen passiert und sie dabei in Zeitlupe die Feier in ein vollkommenes Chaos stürzt. Zu allem Übel erscheint dann auch noch Max samt Frau und Baby, von deren Existenz Danielle nichts gewusst hat, auf der Feier. Herauszufinden, welche Gefühle Max bei Danielle auslöst, ist nicht einfach. Es scheint mehr zu sein als nur eine Geschäftsbeziehung, aber wie viel mehr? Und da ist auch noch Maya.
Shiva Baby ist das ambitionierte Debüt der sehr jungen Regisseurin/Drehbuchautorin Emma Seligmann, mit vielen Darstellern, die echte “Typen” sind. Wörtern wie “kaputt” “Mensch” und “Schmutz” werden ins Englisch-Jiddische eingeflochten. Es fallen Sätze wie “You’re projecting a lot of misogyny for a future women’s march organizer”. Ein bisschen fehlt es dem Film wohl noch an Feinschliff und Ordnung, aber dafür menschelt es mehr und ich ziehe ein solches Debüt einem aalglatten wie voriges Jahr Past Lives auf alle Fälle vor.
Das waren mir gestern echt zu viele Ereignisse. Neben den News zu Trump ist leider Shannen Doherty gestorben, Novak Djokovic hat sich vor Kate Middelton verbeugt, es gab eine Schießerei in Ottakring, Ralf Schumacher hatte sein Coming Out und nicht zuletzt fand das EM Finale statt.
Die diesjährige EM ist komplett an mir vorüber gegangen. Ich hab die ganze Zeit darauf gewartet, dass ich doch noch irgendwie dem allgemeinen Hype verfalle, es ist aber nicht passiert. Habe nur die letzten 30 Minuten des Finalspieles verfolgt. Davor war ich im Kino und habe mir Shiva Baby (mehr demnächst) angeschaut.
Beim Zurückfahren bin ich auf ein lustiges Public Viewing beim Würstelstand nahe der Volksoper gestoßen.