almis personal blog

22 Bahnen

Der Roman 22 Bahnen der deutschen Autorin Caroline Wahl wurde 2023 medial enorm gefeiert, ich habe von einigen Menschen sehr positives darüber gehört und auf Amazon gibt es hunderte begeisterte Leserrezensionen. Ich glaube, da ist es ok, wenn ich sage: Das Buch hat mir jetzt gar nicht einmal so gut gefallen. Aber wie Philipp Tingler bei den TDDL sagte, Literaturkritik muss mehr leisten als die eigene Befindlichkeit über einen Text zum Ausdruck zu bringen und so möchte ich das hier versuchen.

22 Bahnen handelt von der jungen Frau Tilda, einer Mathematikstudentin und ihrer zehnjährigen Schwester Ida. Tilda ist die Ersatzmutter von Ida, da die wirkliche Mutter schwer alkohlkrank ist und sich nicht nur nicht um ihr Kind kümmert, sie gefährdet ihre kleinere Tochter auch mit ihrem mitunter aggressivem Verhalten und ist, qua Sucht, generell ziemlich verantwortungslos: Stichwort Topf auf dem eingeschalteten Herd vergessen. Tilda, die nebenbei an der Supermarktkassa arbeitet und zum Frustabbau Schwimmen geht (22 Bahnen!) sorgt dafür, dass Ida überlebt. Nebenbei gibt es noch den Russen Viktor, der Tilda interessiert und seine eigene tragische Lebensgeschichte im Gepäck hat…

Also erstmal: Das ist mir einfach too much. One tragic event at a time! Harhar. Ich finde, es wird auch zu beliebig, wenn man parallel mit mehreren Personen mitfühlen soll. Zumal das Zentrum der Tragödie, die suchtkranke Mutter, für sich schon nicht besonders gut ausgearbeitet ist. Es werden eine Menge an Alkohliker-Klischees abgearbeitet, die auch Menschen geläufig sind, die mit Alkoholismus noch wenig in Berührung gekommen sind, und das macht mich misstrauisch, weil die Autorin, die sich eines solch großes Themas annimmt, mehr darüber wissen sollte als ich. Es fehlt außerdem die ganze Hintergrundgeschichte. Wieso hat sich das alles so entwickelt? Was für ein Mensch ist diese Mutter? Warum hat sie diese Wahl getroffen? Ich verstehe zwar, dass Tilda sie auf gewisse Weise hasst, aber auch das ist mir zu eindimensional. Es ist für mich immer wesentlich interessanter, wenn Texte die Ambivalenz einer Situation wiedergeben und nicht nur auf die offensichtlichen Reflexe rekurrieren.

Die Beziehung der beiden Schwestern zueinander ist für mich das Kernelement des Romans und der Teil, der noch am besten funktioniert. Allerdings gibt es auch da die typischen Coming of Age Roman Tropen: Das kleine, künstlerisch-begabte, altkluge Mädchen hier, die wilde, emotional beschädigte, aber kämpferische, junge Frau dort. Und dann schauen sie sich auch noch gemeinsam Die Tribute von Panem an, was – minus der Abstraktionsebene – ein direktes Vorbild für 22 Bahnen zu sein scheint. Viktor wiederum ist (natürlich, Russe, er hat die ganze Dostojewski Schwere im Rücken!) emotional unzugänglich, wenn es darauf ankommt aber dann doch auch warmherzig und pragmatisch-anteilnehmend, und das ist mir einfach auch zu sehr Retter-in-der-Not und Märchenprinz. Das würde ich zumindest ein bisschen ironisieren, wäre ich die Autorin.

Auch auf sprachlicher Ebene konnte ich persönlich nicht anknüpfen, es ist halt recht flapsig-rotzig geschrieben und dafür bin ich zu alt. Ziemlich gut hat mir aber ein erzählerischer Kniff gefallen, bei dem immer aufgezählt wird, was vor Tilda so am Supermarktkassenband liegt und wie Tilda die Produkte analysiert und auf die Person rückschließt, die diese Sachen eben gerade gekauft hat. Das hatte für mich mehr Tiefgang als praktisch alles andere in diesem Roman. Schließlich kam mir der Gedanke, dass 22 Bahnen im Grunde ein okayes Jugendbuch wäre oder ist, das einfach über Gebühr zur Offenbarung der neuen deutschen Literaturszene hochgejazzt wurde und dem dieser Ballast, meiner Meinung nach, nicht guttut.

Und ja, that’s it. Bin jetzt auf den Film gespannt.

Teamchefs

Stell dir vor, du bist 20 Jahre Red Bull Team Teamchef, hast sechs Konstrukteurs- und acht Fahrertitel gewonnen, dein Team hat 124 Rennsiege zu Buche stehen, du warst der Boss von Sebastian Vettel und Max Verstappen, die mit deinem Team mehrfach Weltmeister wurden etcetera und der Hollywood Reporter macht nach deiner doch ziemlich überraschenden Kündigung das daraus:

Also 1) Ehemann, 2) Star einer Dokuserie, 3) Beiläufige Erwährung deines eigentlichen Jobs. Ich frage mich, ist das ironisch gemeint, so auf die Art, deine Frau ist trotzdem der Weltstar oder ist das die Aufzählung in absteigender Form, nach den Komponenten, für die Horner eben bei einem US-amerikanischen Publikum bekannt ist?

Eine Freundin schrieb mir dann: “Ich mochte den eh nie. Und du?” Es kommt selten vor, aber ich hab da echt keine Meinung. Harhar.

Ich mag als Teamchef Toto Wolff gern, der jedesmal zwei Stunden extrem stoisch das jeweilige Rennen verfolgt, egal was passiert. Manchmal zuckt er aber auch aus und schmeißt sein Headset auf den Boden, vor Wut. Und ich mag sein Englisch mit diesem echt breiten Wienerisch drinnen. Hab mal zum Kind gesagt, dass Wolff genauso Englisch spricht wie ich, also vom Akzent her, und das Kind darauf: “Der spricht schlechter als du!”, harhar na dann.

Regenshopping

Dieses:

und das:

ergaben dieses:

Oder anders gesagt: Ich hatte spontan Zeit und das Wetter war mies. Also war ich shoppen.

@Sprechende Fassaden: Das hatte ich, wie gesagt, eh auf meiner Buch-Wunschliste.

@Zeruya Shalev: Ich habe alle Romane von ihr, außer diesem, Nicht ich– ihr Debüt, das jetzt erst auf Deutsch übersetzt wurde, bin sehr gespannt. Wird es, wie ihre anderen Bücher, ein sehr gut geschriebener, aber auch ein umbarmherzig-ehrlicher Befund des Lebens und menschlicher Liebesbeziehungen sein?

@Cosmopolition: Zum Spaß, und außerdem wegen der Kolumne von Mirna Funk, der einzigen Person, von der ich ein Instagram Abo habe, das einerseits eine Art Sextagebuch ist (ja wirklich harhar), andererseits die Perspektive einer Jüdin mit kleiner Tochter, jetzt gerade aus Tel Aviv widerspiegelt. Sie gibt übrigens auch Writing a Book Seminare, und da spiele ich immer wieder mit dem Gedanken, eines zu besuchen. Unbezahlte Werbung, harhar.

Der Sommer meiner Mutter

Liebe A! Der Sommer meiner Mutter hat mir wirklich gut gefallen.

Es ist immer interessant, wenn das Ende der Geschichte schon in der ersten Zeile verraten wird, nämlich hier, so: “Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben.” Würde der Ich-Erzähler diese Tatsache nicht sofort verraten, sondern erst dann, wenn es passiert, es wäre ein ganz anderes Buch. Indem Autor Ulrich Wölk aber auf den massiven Jumpscare-Moment, der das zweifellos sein könnte, verzichtet, legt er die Aufmerksamkeit des Lesern sofort auf etwas anderes, nämlich darauf, zwischen den Zeilen zu lesen und auf die Fehlentwicklung zu achten, die in diesen fünf Monaten passiert – oder, die schon sehr lange geschieht, sich nun aber manifestiert.

Zuerst scheint nämlich alles doch ganz ok zu sein. Tobias Ahrens, der Sohn der besagten Mutter, ist ein elfjähriger Junge, dessen Eltern es im Jahr 1969 zu bescheidendem Wohlstand, inklusive Häuschen mit Garten, gebracht haben. Der Vater ist Ingenieur, was einen Rattenschwanz an Assoziationen hinter sich herzieht, die hier auch durchaus zutreffend sind. Es geht ziemlich sachlich, geordnet, beschaulich-betulich zu, im Haus Ahrens. Der Vater ist zwar Tobias zugewandt, seine Welt ist dennoch eng. Vielleicht ist die Mondlandung deshalb so faszinierend für Vater wie für Sohn, als eine Utopie des Ausbruchs.

Ausbruch ist auch für die Mutter ein Thema, die Hausfrau ist, noch nicht einmal 40, ihr Kind braucht sie immer weniger und langsam kommt sie drauf, dass es noch mehr geben muss, in ihrem Leben, als das, was bereits da ist, das Verwalten des Immergleichen. Sie spielt damit, sich eine Jeans zu kaufen, als quasi in ihrer Welt schon revolutionärer Akt, aber sie traut sich nicht. Da ziehen neue Nachbarn ins Nebenhaus, die Leinhards, deren Tochter Rosa ein Jahr älter als Tobias ist und die als Familie quasi genau das Gegenteil repräsentieren, oder, wie Rosa sagt: “Wir sind Kommunisten”.

Was dann passiert, ist irgendwie vorhersehbar und doch wieder nicht. Die Paare freunden sich an, ein bisschen wird geflirtet und Mutter Leinhard demonstriert Mutter Ahrens was das Leben noch alles so bieten könnte, zum Beispiel eine Tätigkeit als Übersetzerin aufzunehmen, die Spaß macht und herausfordert und zugleich eigenes Geld einbringt. Es besteht auch darin, wild gemusterte Blusen zu tragen, schon am Vormittag Sekt zu trinken und manchmal ein bisschen “unvernünftig” zu sein. Dasselbe versucht Rosa auf ihre Art auch Tobias beizubringen.

Dennoch entwickelt sich die Geschichte dann anders als man vermuten könnte und mir persönlich erzählt sie davon, dass es, um es salopp zu sagen, Quatsch ist, dogmatisch an irgendwelchen Idealen festzuhalten, seien es nun traditionelle oder (vermeintlich!) liberale. Ja, auch die “frei” denkende Familie Leinhard lebt im Grunde nicht ihr eigenes Leben, sondern das, was ihnen von ihrer “Denkschule” vorgegeben wird und befindet sich, so gesehen, lediglich in einem anderen, etwas bunterem Gefängnis. Die Zwänge mögen unterschiedlich sein, sie behindern aber da wie dort, eine tatsächlich selbstbestimmte Entwicklung und das eigenständige Denken. Für das “Problem”, vor dem am Ende alle stehen, findet deshalb auch niemand eine Lösung.

Ein gut geschriebener, leicht lesbarer, durchaus auch ernüchtender Blick auf das Familienleben und seine (selbstgesteckten) Grenzen.

Sommerpläne 3

Obwohl das Wetter ja derzeit nicht so extrem sommerlich ist, habe ich natürlich noch weitere Pläne. Ich möchte mir eine oder zwei O-Töne Lesungen im Museumsquartier anhören, ich möchte nochmal ins Literaturmuseum und mir diesmal den “Rest” anschauen und ich möchte die (wahrscheinlich wieder eher kleine) Ausstellung über den Wiener Kreis im Rathaus besuchen.

Außerdem will ich hin und wieder mit dem Kind essen gehen, auch vor oder nach seiner Fahrschule, im Moment steht das total im Mittelpunkt. Heute hatte er übrigens die erste Fahrt und er ist (es ist nicht wirklich überraschend) begeistert. Allen Frauen, die derzeit mit ihren Kleinkindern kämpfen und verzweifeln, sei gesagt: Es wird richtig cool, wenn man irgendwann gemeinsam mit dem fast erwachsenen Nachwuchs in die Pizzeria geht und über Welt, Politik, Menschen und Formel 1 (Nico Hülkenberg nach 239 Rennen erstmals am Podium, das sagt uns wiedermal: niemals aufgeben!) reden kann. Das war ja immer so meine Traumvorstellung, wenn ich vollkommen mit meiner Kleinkind-Mutterschaft überfordert war und das war ich oft, harhar. Einfach mal ruhig sitzen und miteinander reden. Natürlich wird es auch sonst einige Frühstücks- und Essenstreffen mit Freundinnen geben.

Bald wird das Kind auf Urlaub sein und das wird meine Roman-Überarbeitungszeit werden, und ein paar Ecken von Wien aka “Schauplätze” muss ich auch noch recherchieren, wie es dort riecht und wie die Sonne steht und was ich fühle, wenn ich da bin. Das habe ich ja gerne, so Rechercheausflüge, ein paar Fotos machen und ein paar Sätze in mein Notizbuch kritzeln; schwieriger wird es, sich vor 280 Seiten zu setzen und sie auf Stringenz zu überprüfen, festzustellen, wo noch Informationen fehlen und wo etwas zu viel oder sogar doppelt ist usw.

Das Schreiben ist mein Urlaub, meine Therapie, mein Glück und meine Möglichkeit, jemandem immer wieder nahe sein zu können. Und darauf freue ich mich besonders.

Punch-Drunk Love

Vor einigen Tagen habe Punch-Drunk Love von Regiesseur Paul Thomas Anderson angesehen, den ich zufällig auf Netflix entdeckt habe. Weil mich dieser Film an wunderbare Gespräche mit diesem einen Menschen erinnert und er den Film mochte. Ich habe viele Filme von Anderson gesehen, den aber bisher nicht.

In Punch-Drunk Love geht es um Barry (Adam Sandler), einen Jungunternehmer mit sieben Schwestern, und einer nicht näher definierten oder gar diagnostizierten psychischen Beeinträchtung, die sich unter anderem in einem Wechsel an betont höflichen Umgangsformen und unkontrollieren Wutausbrüchen äußern. Eines Tages lernt er Lena (Emiliy Watson) kennen, eine Arbeitskollegin einer seiner Schwestern und er verliebt sich in sie…

SPOILER, ABER DER FILM IST SCHON ETWAS ÄLTER

Wer glaubt, dass es sich hierbei um eine herkömmliche romantische Komödie handelt oder, dass PTA eine solche überhaupt drehen würde, der irrt natürlich ganz massiv. Punch-Drunk Love ist von der ersten bis zur letzten Szene extrem seltsam, wie es sich für eine PTA Film gehört und zeigt uns, was man sonst halt eher nicht sieht, in Liebesfilmen. Vor allem das, was quasi zwischen den Treffen von Barry und Lena passiert, in Barrys Leben. Und da passieren eine Menge Dinge, die im Grunde gar nichts miteinander zu tun haben.

Wir beobachten Barry vor seinem funktional-hässlichen Firmengebäude im San Fernando Valley, wo die Sonne so hell scheint, wie sie das nur ganz früh am Morgen tut, und plötzlich steht ein Harmonium vor ihm, das er ohne weitere Erklärung mit sich nimmt. Wir nehmen verblüfft zur Kenntnis, dass Barry alle paar Minuten von einer Schwester angerufen wird, eine Mischung aus Fürsorge und Kontrolle. Wir sehen Barry, wie er widerwillig eine Familienfeier besucht und als er die Tür öffnet und hört, was gesprochen wird, die Tür gleich wieder (von außen) zumacht.Wer kann es ihm verdenken? Er geht aber dann doch hinein und vertraut sich einem seiner Schwager, einem Arzt, an, er sagt: “I don’t like myself sometimes. Can you help me?” Und der Schwager: “Barry, I am a dentist.” Wie sehen Barry im Supermarkt, wo er dutzendweise billigen Pudding kauft, mit dem er Vielfliegermeilen sammeln will. Mit diesen Vielfliegermeilen beschäftigt er sich ausführlicher als mit seinen Gefühlen zu Lena.

Interessant ist, dass Barry die ganze Zeit einen auffälligen, blitzblauen Anzug trägt, jeden Tag, den er aber davor, so sagen seine Schwestern, noch nie getragen hat. Das finde ich insofern bemerkenswert, als dass wir als Zuschauer Barry somit visuell ganz anders erleben, als ihn die Menschen in seinem Leben bisher wahrgenommen haben. Lena sieht etwas in ihm, das sie fasziniert und bezaubert, auch wenn er mit blutenden Händen, weil er gerade das Gäste WC eines Restaurants kurz und klein geschlagen hat, an den Tisch zurückkommt. Und wir als Zuseher bemühen uns, genau das auch zu sehen, was sie sieht. Mit ihren Augen. Oder fragen wir uns vielleicht auch manchmal ein bisschen, was ist eigentlich mit ihr los, dass sie sich von ihm angezogen fühlt?

Um es kurz zu machen: So richtige Antworten bekommt man nicht. Man kann sich nur mitreißen lassen, entführen in die durch und durch merkwürdige PTA Welt, und kann genießen, dass Adam Sandler, den man nicht unbedingt aus den alleranspruchsvollsten Filmen kennt, hier wirklich gut, nuanciert und höchst glaubwürdig einen (nennen wir es mal) Soziophobiker spielt. Der Kritiker Roger Ebert hat sich damals, vor über 20 Jahren, einen neuen Karriereweg für Sandler gewünscht, so ein bisschen Bill Murray mäßig, wenn man so will. Ganz ist das nicht aufgegangen. Aber so alle zehn Jahre, heißt es, macht Sandler einen wirklich guten Film harhar. Mit Uncut Gems war er vor fünf Jahren sogar in der Nähe einer Oscar-Nominierung. Die kommt auch noch. So in fünf Jahren.

Bond?

Hier kommt er, der Blogeintrag quasi ohne Expertise, harhar.

Einige Menschen haben mich auf den neuen Bond Regisseur Denis Villeneuve angesprochen und was ich dazu sage. Die Nerds feiern das ja ziemlich.

Also ich fühle mich jetzt ehrlich gesagt nicht als James Bond Kenner. Ich habe schon recht viele Bonds gesehen, einige aber auch komplett auf Autopilot, weil ich der Handlung nicht folgen konnte und/oder sie mir wurscht war. Von Denis Villeneuve kenne ich nicht allzuviel, das was ich kenne, ist aber ziemlich gut. Ich würde sagen, er ist ein Suspense Regisseur mit Arthouse Schlagseite. Das heißt, er inszeniert schon gewaltvolle Filme, aber mit echt schönen, fast romantischen Bildern und oft auch nachdenklich, differenziert gezeichneten Protagonisten, also er bricht ein bisschen das Genre, wenn man so will.

Im FM4 Filmpodcast meinte Pia Reiser, das werden keine lustigen Bonds werden. Ich hoffe aber, es wird auch nicht so dröge (ein Wort, das ich eigentlich nicht in meinem aktiven Wortschatz habe) wie Skyfall, den ja viele für besten Bond aller Zeiten halten. Ich fand aber wirklich jeden anderen Daniel Craig Bond besser, sogar den schon im Titel sperrigen Quantum of Solace, weil Skyfall war (für mich) soo bemüht ernsthaft und auch so hoffnungslos-depressiv, absolut ohne (Selbst)ironie; das ist Bond als Charakter für mich jetzt auch nicht.

Anyway, noch gibt es ja weder ein Buch, noch einen Hauptdarsteller, harhar. Und da haben Pia Reiser und Christian Fuchs überlegt, wer es denn werden könnte und Pia Reiser so: “Ich wäre für Josh O’Connor, weil der halt auch irgendwie so eine, ich nenne es mal deppert, Softness hat und so ein anderer Männertyp irgendwie ist.” Ja, ja, ja, sage ich dazu nur. Einerseits. Anderseits würde ich lieber noch mehr Josh O’Connor Indiefilme, unter anderem von Alice Rohrwacher sehen, als ihn jahrelang von der Bond Franchise verschluckt wissen. Ich glaube aber eh, dass er nicht mehr im Rennen ist, vielleicht auch, weil er nicht will.

Wir werden sehen.

Sommerpläne 2

Ein Posting von A. auf Instagram, führt mit zu meinen Sommerplänen, Teil 2. Sie hat nämlich das Buch Der Sommer meiner Mutter empfohlen, ich habe gegoogelt, ob es das in meiner Bücherei gibt und habe es mir dann, gleich mit noch drei weiteren Büchern, ausgeborgt. Alles wieder einmal unbezahlte Werbung.

Nachdem ich sie in der Bücherei entliehen hatte, musste ich länger auf den Bus waren, und habe Der Sommer meiner Mutter an der Haltestelle zu lesen begonnen, als mich irgendwann eine mir unbekannte Frau antippte und meinte, ob ich nicht mitfahren will, der Bus wäre jetzt da, das Buch scheint ja sehr spannend zu sein, harhar. Ja, gibt’s ein besseres Zeichen?

Was hat das mit meinen weiteren Sommerplänen zu tun, nun die sind (auch) lesen. Vom Julie Zeh Buch erwarte ich mir eloquente Renitenz harhar, ich mag sie und ihre Ansichten sehr. Den Roman von Vera Zischke habe ich auch bei jemanden von Insta gesehen, es geht um ein Thema, an dem sich schon viele Autorinnen abgearbeitet haben, nämlich wie das geht Frau und Mutter gleichzeitig sein, aber ich gebe solchen Romanen trotzdem immer wieder eine Chance. 22 Bahnen wiederum hab ich mir vor allem wegen L. ausgeborgt, wir wollen den Film, der darauf beruht, im Herbst ansehen.

Ich möchte mir auch noch zwei oder drei neuere Bücher kaufen, einfach so, wegen der Urlaubsstimmung, ohne in Urlaub zu fahren. Ich habe da Alles wovor ich Angst habe, ist schon passiert im Auge, was ich mir bei meinem letzten Buchkauf schon fast ausgesucht hätte. Klingt ja voll nach Urlaubsfeeling, oder? Harhar. Ich finde den Titel aber super. Ich möchte gerne wissen, was andere Menschen tun, wenn das Leben sie einmal so richtig aus der Spur geworfen hat.

Außerdem möchte ich mir ein Buch von Bachmann Juror Philipp Tinger aussuchen, einfach weil ich jetzt auch wissen will, wie er schreibt. Das wird sicher irgenwas hippes aus Berlin sein und mal sehen, wie mir das gefällt. Dazu noch den Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Heinrich Böll, der Was machen wir aus unserem Leben heißt.

Ziemlich spannend finde ich auch etwas ganz anderes, nämlich Sprechende Fassaden von dem diese Woche leider verstorbenen “Fassadenleser” Klaus-Jürgen Bauer. Das brauche ich, im weitesten Sinne, auch aus Recherchezwecken, wegen meines eigenen Buchprojekts.

Aidan Shaw

Der Facebook Algorithmus ist meinem Wesen (erschreckend) gut auf der Spur und hat mir vor einigen Tagen einen Artikel hereingespült, der wie für mich gemacht erscheint. Er ist aus der VOGUE und nennt sich Now as Ever, Aidan Shaw Is the Absolute Worst.

Wer nicht weiß, wer Aidan Shaw ist, kann sich glücklich schätzen. Zur Erklärung für diese Personen: Er ist einer der wesentlichen Partner von Carrie Bradshaw in Sex and the City gewesen und ich habe ihn vom ersten Augenblick bis zum letzten gehasst! Ok, Hass ist ein starkes Wort…naja, es ist eine fiktionale Person, ok, ich hab ihn gehasst, und zwar durchgehend. Harhar.

Nun werden einige sagen: Aber Big? Ja, man kann auch mit Mr. Big, der großen Liebe von Carrie, so seine Probleme haben und er ist wahrlich kein fehlerloser Mensch (wer ist das schon). Aber mal davon abgesehen, dass er mich persönlich als Mann viel mehr anspricht als Pseudo-Surfderdude Aidan, gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden. Big hat sich nie verstellt. Er hat immer gesagt was er will und was er nicht will, was er geben kann und was nicht. Das mag nicht jedem gefallen, aber Carrie wusste, worauf sie sich einlässt. Aidan dagegen hat sich als der ideale Boyfriend stilisiert, immer übertrieben verständnisvoll, easy going und “nett” bis zum Eingeschleime bei ihren Freundinnen – sogar Miranda ist drauf reingefallen. Das war die Oberfläche.

Wie es im VOGUE Artikel absolut zutreffend beschrieben wird: “This is the hill I will die on: Aidan is toxic, Aidan has always been toxic. From the moment he first sidled onto our screens in Season 3 of Sex and the City, with his lank hair, tighy-whities and truly questonable shirts, he gaslit, shamed, and manipulated Carrie, and he’s still doing it on AJLT. “

Aidan hat Carrie zu einer Verlobung gedrängt, damit er sich besser, sicherer fühlt. Er hat hat so getan als wäre Carrie Idi Amin, nur weil sie geraucht und ihm das nicht gepasst hat. Und er hat ihr den Betrug mit Big ewig vorgeworfen. Es ist ok, sowas nicht verzeihen zu können. Es ist nicht ok, so zu tun, als würde man verzeihen, den anderen aber Tag um Tag wieder dafür zu bestrafen.

Im SATC Spinoff And Just Like That ist Aidan jetzt auch dabei und macht offenbar munter so weiter, ich kenne die aktuelle Staffel nicht, werde auch nicht spoilern, was ich darüber gelesen habe, falls es wer schaut. Die VOGUE Autorin jedenfalls so: “But whilst many of the original characters have changed beyong recognition (…) Aidan, sadly, has not.” Harhar.

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